Green Border
Green Border (Originaltitel: Zielona granica, dt.: „Grüne Grenze“) ist ein Spielfilm von Agnieszka Holland aus dem Jahr 2023. Das multiperspektivisch angelegte Drama stellt die Flüchtlingskrise an der Grenze zwischen Belarus und Polen in den Mittelpunkt. Die europäische Koproduktion zwischen Polen, Tschechien, Frankreich und Belgien wurde beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt.
Im Film kreuzen sich die Wege einer syrischen Flüchtlingsfamilie, einer älteren Englischlehrerin aus Afghanistan und eines jungen polnischen Grenzschutzbeamten an der polnisch-belarussischen Grenze. Die dortige humanitäre Krise, ausgelöst vom belarussischen Präsidenten Aljaksandr Lukaschenka, sorgt dafür, dass viele Migranten versuchen, die Grenze als „Hintertür“ zur illegalen Einreise in die Europäische Union zu nutzen. Die polnischen Grenztruppen führen immer wieder Push-Backs durch, wobei Gummiknüppel eingesetzt werden.
Auf belarussischer Seite werden die Migranten von Angehörigen der Grenztruppen geschlagen und ausgeplündert. Diesem Schicksal sind auch die Protagonisten aus Syrien und Afghanistan ausgesetzt. Über eine tragbare kleine Holzbrücke werden die heimatlosen Menschen unter Schlägen und Gebrüll wieder auf polnisches Gebiet getrieben. Ein junger Afrikaner berichtet der syrischen Familie, dass er schon achtmal auf diese Weise unfreiwillig die Grenze hin und her überquert habe. Polnische Helfer werden von der polnischen Polizei und den Grenztruppen drangsaliert, sie bewegen sich nur vorsichtig in der Grenzzone. Sie halten sich an die Vorgaben der Behörden, Migranten nicht aus der Zone zu führen, weil dies als Straftat bewertet würde. Der Kommandeur der polnischen Grenztruppe warnt vor den Migranten, unter ihnen seien Terroristen, die in Polen für Unruhe sorgen, und Kriminelle, die polnische Frauen vergewaltigen wollten.
Der Afghanin gelingt es, gemeinsam mit dem zehnjährigen Sohn der syrischen Familie vor der Festnahme und Abschiebung durch polnische Grenzer nachts in ein Sumpfgebiet zu flüchten. Der Junge findet dabei den Tod, während die Frau von einer in der Nähe wohnenden Psychologin namens Julia (Maja Ostaszewska) gerettet und in ein Krankenhaus gebracht wird. Von dort wird sie aber von der polnischen Militärpolizei gegen den Widerstand des Krankenhauspersonals verschleppt und erneut durch den an einer Stelle hochgehaltenen Stacheldraht auf die belarussische Seite zurückgetrieben. Ihr Protest und ihre Aussage, dass ihr Bruder in Afghanistan für das polnische Militärkontingent gearbeitet habe und sie als Familienmitglied von den Taliban bedroht würde, ignorieren die polnischen Uniformierten.
Das syrische Ehepaar erfährt vom Tod ihres Sohnes im Sumpf. Mit der ihnen gebliebenen kleinen Tochter gelingt ihm die Flucht auf polnisches Gebiet, ohne von den Grenzern bemerkt zu werden. Über einen bereits in Schweden lebenden Verwandten wurde ein professioneller Fluchthelfer engagiert, der sie mit einem Kleintransporter aus dem Grenzgebiet bringen soll. Doch werden sie von einer Patrouille der Grenztruppen gestoppt. Der junge Grenzer, in dem während der Handlung immer mehr Zweifel an seinem Auftrag aufkommen, entdeckt die hinter mehreren Kartons versteckten Flüchtlinge, lässt sich aber nichts anmerken und ruft stattdessen der Soldatin, die mit ihm die Patrouille bildet, mit gespielter Gleichmütigkeit zu, dass der Wagen „sauber“ sei. Der Transporter kann weiterfahren.
In der Zwischenzeit hat die Psychologin Julia, die die Afghanin aus dem Sumpf gezogen und mittlerweile mehreren der freiwilligen Helfer in ihrem Haus Unterkunft geboten hat, Ärger mit der Polizei bekommen, weil sie angeblich ohne Grund in ein Waldstück in der Grenzzone gefahren ist. Sie wird für eine Nacht inhaftiert, die hinzu gezogene Psychologin der Grenztruppe behandelt sie rüde und verlangt von ihr, sich bis auf die nackte Haut auszuziehen, obwohl noch Männer im Raum sind. Am nächsten Morgen holt ihr Anwalt Julia aus dem Polizeigewahrsam. Als sie ihr im Wald zurückgelassenes Auto abholen will, stellt sie fest, dass die Scheiben zerschlagen und die Reifen zerstochen sind. Der Besitzer eines Abschleppunternehmens holt den Wagen und bringt ihn zum Haus eines befreundeten Ehepaars. Es stellt sich heraus, dass die Psychologin in dem demolierten Auto drei junge Afrikaner versteckt hat, die über die Grenze gekommen sind. Diese finden nun in dem Haus des Freundes eine freundliche Aufnahme.
Die Schlussszene spielt an der polnisch-ukrainischen Grenze in den ersten Tagen nach dem russischen Überfall auf die Ukraine Ende Februar 2022. Der Grenzsoldat, der zuvor an brutalen Einsätzen gegen Flüchtlinge an der belarussischen Grenze teilgenommen, dann aber die Flucht der syrischen Familie gedeckt hat, hilft nun ukrainischen Frauen und Kindern. Die junge Grenzsoldatin, die damals mit ihm die Streife gefahren war, meint, er sei früher aber „nicht so nett zu den Flüchtlingen“ gewesen.