Postkolonialismus und die dümmsten Kälber
In aufgeklärten Kreisen mit den bekannt klaren Vorstellungen von Gut und Böse ist es üblich, über Europa und Amerika nur mit dem Oberton der Verachtung zu reden. Dabei ist der vielgeschmähte Westen ja keineswegs vollkommen bar des Verdienstes. Man denke an den Zweikampf mit dem Sowjetkommunismus, einem ja durchaus unsympathischen Machtsystem, der erfolgreich ausging. Oder daran, dass, wo immer auf der Welt Menschenrechte mit Füßen getreten werden, es der Westen ist, der für die Opfer eintritt, während Russland, China oder arabische Länder allenfalls als Täter in Betracht kommen. Oder an die selbstverständliche Erwartung, dass in Hungersnöten und Bürgerkriegen westliche Geber mit ihrem Geld die schlimmsten Nöte lindern. Es ist eine verrückte Welt, die sich von solchen Ideologien leiten lässt.
Green Border
Als „grüne Grenze“ werden jene tückischen und sumpfigen Wälder bezeichnet, die zwischen Belarus und Polen liegen. Hier kreuzen sich die Wege von Geflüchteten aus dem Nahen Osten und Afrika, die versuchen, die Europäische Union zu erreichen. Die humanitäre und geopolitische Krise vor Ort ist dem belarussischen Diktator Alexander Lukaschenko geschuldet.
Kein Patriotismus, nirgendwo
Für die AfD läuft es zurzeit bestens. Ihre Zustimmungswerte erreichen Rekordhöhe. In einigen ostdeutschen Bundesländern toppt sie bereits die CDU. Auf Bundesebene distanziert sie die Sozialdemokraten, immerhin die Partei des amtierenden Bundeskanzlers. Schon träumt man in den Rängen der Rechtsaußen schon davon, mit einem eigenen Kanzlerkandidaten in die nächste Bundestagswahl zu gehen. Ob sich die Machtphantasien auf mehr stützen können als auf eine günstige Momentaufnahme, muss sich noch herausstellen. Es hängt auch vom Verhalten der Konkurrenz ab, das aktuell allerdings einem Förderprogramm für die AfD nahekommt. Statt die Rechtspartei mit dem Alleinstellungsmerkmal, gegen alles zu sein, argumentativ anzugehen, klagen Ampel und Union einander an, ihren Aufschwung zu pampern. Besseres kann der AfD kaum passieren.
Ferne Gestade
Es ist ein später Novembernachmittag, als Saleh Omar auf dem Flughafen Gatwick landet. In einer kleinen Tasche, dem einzigen Gepäck, das der Mann aus Sansibar bei sich trägt, liegt sein wertvollster Besitz: eine Mahagonischachtel mit Weihrauch. Eben noch war Omar Inhaber eines Geschäftes, er besaß ein Haus, war Ehemann und Vater. Jetzt ist er ein Asylbewerber, und Schweigen ist sein einziger Schutz.
Ungleichheit hautnah
Ich lebe in einem Vorort von Kapstadt, Hout Bay. Jeden Tag, manchmal mehrmals, fahre ich an einer Kreuzung vorbei, an der bis zu 30 Leute mit kleinen Zetteln in der Hand stehen oder auf dem Bordstein sitzen. Frauen und Männer. Auf den Zetteln sind Name und Handynummer aufgeschrieben. Es sind Migranten aus den umliegenden Ländern Südafrikas, aus Zimbabwe, Malawi, und sogar aus dem Kongo. Sie suchen Arbeit. Ich zucke bedauernd die Schultern, ich habe keine Arbeit.
Rechte Gewalt in den Bundesländern 2017
In sächsischen Chemnitz kam es gestern zu einem Aufmarsch von Rechtsextremen, dabei kam es offenbar zu Übergriffen auf Migranten. Wie die Infografik zeigt, liegt Sachsen im aktuellen Bundesländer-Ranking der rechtsextrem motivierten Gewalttaten pro 100.000 Einwohnern an sechster Stelle – hinter den anderen neuen Bundesländern und Berlin. Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern, die wenigsten rechten Gewalttaten gab es in Hessen. Körperverletzungen sind insgesamt die rechte Gewalttat Nummer eins, mit deutlichem Abstand folgen Widerstand gegen die Staatsgewalt und Brandstiftungen.
Auf Wiedersehen, Europa! War schön mit Dir.
Wenn dieser Tage in Deutschland über Migration gesprochen wird, ist damit fast immer die Wanderung aus anderen Teilen der Welt nach Europa gemeint, derzeit vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten. Neben der Bewegung Richtung Norden gibt es aber auch die gen Süden.