Pompei ist eine italienische Stadt mit 24.981 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019) in der Metropolitanstadt Neapel. Sie liegt südlich des Vesuv am rechten Ufer des Flusses Sarno, etwa drei Kilometer vor dessen Mündung in den Golf von Neapel.

Blick vom Forum auf den Vesuv ©seppspiegl

Die Hafenstadt Pompei am Golf von Neapel galt im Römischen Reich als eine der schönsten Städte des Reiches, in der reiche Bürger gerne ihre Villen errichteten. Bereits seit der Gründung etwa 600 v. Chr. durch das mit den Sam­niten verwandte altitalische Volk der Osker war sie für ihr mildes Klima und die Fruchtbarkeit der Erde an den Hängen des Vesuvs be­rühmt.

Bekannt wurde sie allerdings durch die Katastrophe, die zu ihrem Ende führte. Als der Vesuv im Jahr 79 n. Chr. ausbrach und glühende Asche über die Stadt und das sie um­ge­bene Land schickte, starben nicht weniger als 1600 Menschen. Bereits im Jahr 62 n. Chr. hatte es ein heftiges Erdbeben gegeben, der die Stadt verwüstet hatte. Durch den Wiederaufbau wurden die Häuser, Tem­pel und öffentlichen Gebäude restauriert und schöner gestaltet als zuvor. Unter an­derem bekamen die Stabianer Thermen, die ersten öffentlichen Bäder ein neues Aussehen. Man kennt nicht die genaue Zahl der Einwohner pompeis im Jahr 79 nicht. Die Schätzungen gehen von 6000 bis 20000. Etwa 1600 Menschen kamen beim Vesuv-Ausbruch ums Leben. 

Die Schätzungen gehen von 6000 bis 20000. Etwa 1600 Menschen kamen beim Vesuv-Ausbruch ums Leben. Immerhin konnte sich ein Großteil der Be­völkerung noch recht­zei­tig durch die Flucht aus Pom­pei in Si­cher­heit bringen. Bereits mehrere Tage vorher hatte es Anzeichen für den Ausbruch des Vesuvs gegeben, wes­halb bereits ein Teil der Einwohner die Stadt ver­las­sen hatte. Am 24. August des Jahres 79 gegen 10.00 Uhr – so berichtete der große Historiker Plinius der Jüngere das Geschehen – erschütterten Erdstöße die Stadt, Dächer stürzten ein, und schließ­lich ex­plo­dierte mit einem ohren­betäu­benden Knall der Gipfel des Vesuvs und eine riesige schwar­ze Wolke schoss aus seinem Trichter. Ein Aschen­re­gen prasselte auf die Stadt und Unmengen an Lava strömten talwärts. Als sich der Vesuv nach seinem acht­zehn­stün­di­gen Ausbruch wieder beruhigt hatte, waren die meisten noch in pompei gebliebenen Menschen be­reits erstickt oder von herabfallendem Gestein erschlagen worden.

Opfer des Vulkanausbruchs (Gipsabgüsse der Hohlräume im erkalteten Gestein) ©seppspiegl

Die we­ni­gen, die noch lebten, fielen aber nur kurze Zeit später Glutlawinen zum Opfer. Diejenigen, die versucht hatten, mit dem Schiff zu fliehen, wurden von einer Flutwelle wieder an die Küste geworfen. Erst nach drei Tagen kam die Sonne wieder zum Vorschein, Pompei war unter einer sechs bis sieben Meter dicken Asche- und Gesteinsschicht aus Bimsstein und Lapilli begraben. Eines der Opfer war der berühmte römische His­to­riker Plinius der Äl­te­re, der, von natur­wis­sen­schaft­li­cher Neugierde getrieben, mit seiner Flotte zum Ort der Katastrophe gefahren war. Vor Stabiae kam er in den Schwe­fel­dämp­fen um. Zeuge der Katastrophe war sein Neffe Plinius der Jün­gere, der den Ablauf in verschiedenen Briefen detailgetreu beschrieb. Neben Pompei wurden auch weitere Städte wie Herculaneum, Stabiae und Oplontis vollständig verschüttet. Anders aber als Her­cu­la­neum, das von Lava- und Schlammströmen völlig ausgelöscht wurde, blieben die Trüm­mer pompeis unter einer meterhohen Ascheschicht bewahrt.

Das Tor des Caligula mit Blick auf den Vesuv ©seppspiegl

Über 1500 Jahre lag die Stadt unter einer dicken Schicht aus vulkanischer Asche und Bimsstein begraben. 1592 entdeckte Domenico Fontana bei Kanal­bau­ar­beiten zufällig mehrere Inschriften, Marmortafeln und Münzen. Ein Ka­val­le­rie­general, Fürst d’Elboeuf, hörte davon und begann mit planlosen Aus­gra­bungen. Erst am 6. April 1748 wurden aber die Grabungen vom spa­ni­schen Ingenieuroffizier Oberst Rocque Joaquín de Alcubierre mit Geneh­mi­gung des neapolitanischen Königshauses offiziell begonnen. Anders als etwa Herculaneum blieben die Trümmer Pompeis unter einer me­terhohen Ascheschicht bewahrt. Auch die Toten blieben darunter er­hal­ten. Die Glut war so heiß gewesen, dass der Tod sofort eintraf. Die Men­schen ver­brann­ten nicht, sie verkohlten. Nachdem die Asche erkaltet und die ver­brann­ten Leichen zu Staub zerfallen waren, blieben Hohlräume in Form der Leichen.

Erst 1860 be­gan­nen Ar­chäo­lo­gen, die Stadt sys­te­ma­tisch aus­zu­gra­ben. Sie fan­den Stra­ßen, Ge­bäu­de, pracht­vol­le Kunst­ge­gen­stän­de, wert­vol­le Wand­ma­le­reien. Die Asche hat­te wie ein Schutz­film funk­tio­niert. Bei den Aus­gra­bun­gen wur­de eine vom ita­lie­ni­schen Archä­ol­o­gen Giuseppe Fio­rel­li entwickelte Technik eingesetzt, mittels der die Hohlräume, die die Lei­chen im erhärteten Ge­stein hin­terlassen hatten, mit Gips ausgefüllt wer­den. Damit konnte man die Lage und den Aus­druck der Opfer, die wäh­rend des Aus­bruchs den Se­kun­den­tod fanden, fest­halten. Man konnte auf diesem Weg Abgüsse gan­zer Familien herstellen und der Nach­welt damit ein be­drü­cken­des Zeugnis liefern, wie schnell das Inferno über die Menschen in der Stadt hereingebrochen war.

Blick in das große Theater ©seppspiegl

Wer Pompei heute besucht, sieht diese plas­ti­schen Gipsabdrücke erstickter Men­schen und Tiere. Denn oftmals sieht man Familien, die sich in Todesangst umklammern. Man sieht einen Hund, der bis zuletzt verzweifelt versucht hat, sich von seinem Pflock loszureißen. Seit 1997 steht Pom­pei, mit 44 ha die größte zusam­men­hän­gen­de Gra­bungs­stät­te der Welt, auf der Lis­te des Welt­kul­tur­er­bes der UNESCO. Vie­le Ge­bäu­de sind je­doch in ei­nem sehr schlech­ten Zu­stand. Seit Jahr­zehn­ten ver­su­chen Ita­liens Kul­tur­po­li­ti­ker, Pom­pei zu res­tau­rie­ren und in­stand­zu­hal­ten. Doch ob­wohl Dut­zen­de von Millionen Euro investiert wurden – von denen ein Großteil wahrscheinlich in mafiöse Kas­sen ge­wan­dert sind – sind ca. 40 % aller antiken Gebäude im­mer noch un­zu­gäng­lich. Der Ver­fall nimmt rasant zu. 2012 wurde in der EU-Kommission ein Ak­tions­plan unterzeichnet zur Rettung pompeis mit EU-Re­gio­nal­fonds. 105 Millionen Euro wurden ge­nehmigt. Doch konkret wurde mit den Bauten nicht begonnen. Immer wieder er­hielt Italien einen Auf­schub. Mit dem Geld aus Brüs­sel soll­ten 47 In­stand­hal­tungs- und Si­cher­heits­pro­jek­te fi­nan­ziert wer­den. Bis An­fang 2015 wur­de aber nur mit 12 Pro­jek­ten be­gon­nen.

Schon wurde von der UNESCO erwägt, Pompei von der Liste der Welt­kul­tur­güter wie­der zu strei­chen. Das wäre für Italiens Re­gie­rung eine rie­sengroße Blamage. Vor einigen Jahren wurden die Besucher Zeugen des katastrophalen Zustands der Unesco-Weltkulturerbestätte. Viele antike Häuser waren aus Sicherheitsgründen nicht mehr zugänglich. Die EU-Kommission stellte 105 Millionen Euro bereit, um den totalen Verfall der Ruinenstätte zu verhindern.

Fresko aus dem Mysteriensaal, die Malereien beinhalten Szenen aus der griechischen Mythologie ©seppspiegl
 
Dieses sogenannte „Große Projekt Pompeji“ brachte die große Wende. Im Zuge des Projekts wurden fast alle Straßen wieder zugänglich für Besucher gemacht. Das Projekt sah vor, dass Pompeji quasi einmal komplett systematisch zu restaurieren sei. Mitte Februar 2021 wurde der deutsche Gabriel Zuchtriegel vom italienischen Kulturminister Dario Franceschini zum Direktor des Archäologieparks in Pompeji berufen. Der erst 39-jährige Deutsche soll mit einem auf vier Jahre befristeten Vertrag den archäologischen Park von Pompeji leiten. Das brachte Ärger: Zwei der insgesamt vier wissenschaftlichen Berater des viel besuchten Ausgrabungsgeländes bei Neapel traten nach der Entscheidung zurück und warfen Zuchtriegel vor, die „Mindestanforderungen“ nicht zu erfüllen. Nichtdestotrotz feiert Italien die Wiedergeburt des Mythos Pompeji. Und inzwischen auch „il tedesco“, den deutschen Direttore.

 

 

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