Einige der verbreitetsten Speichertypen

Es ist nicht weiter erstaunlich, dass weltweit schon die frühen Ackerbauern überlegten, auf welche Weise sie ihr Getreide sicher vor Ungeziefer und Nagetieren schützen könnten. Das Ergebnis ist simpel: Der Behälter muss erhöht stehen, und zwar so, dass eine Maus durch eine Barriere am Hochklettern gehindert wird. Also bildet man über der Stütze einen Überhang in Form eines Tellers oder Pilzes, je nach Materialvorkommen und Klima aus Stein, Lehm oder Holz.

Solche Speicher heißen auf der Iberischen Halbinsel je nach Region u.a. Hórreo, Cabazo, Canastrn, Cabaceiro, Canizo in Spanien und Espigueros in Portugal.

Verbreitung

Wenn man durch Asturien, Kantabrien, Navarra, die Provinz Leòn und Galizien reist, fallen einem in vielen Vorgärten, an der Straße, auf Plätzen und an Häfen merkwürdige Häuschen auf. Das sind Hórreos (vom lateinischen Wort „horreum“).  Mehr als 30.000 stehen in Galizien, 18.000 in Asturien, 400 in León und ein paar wenige in Kantabrien, Navarra und im Baskenland, aber auch im Norden von Portugal, Ihren Ursprung setzen einige Forscher in die Antike. Getreidespeicher gibt es in einer Vielzahl von Formen.

In der Nähe der Grenze zu Portugal sind Espigueros neben Wohnhäusern: kleine Betonkonstruktionen mit Holzlatten.

In der Nähe der Grenze zu Portugal sind Espigueros neben Wohnhäusern: kleine Betonkonstruktionen mit Holzlatten. Das Verbreitungsgebiet reicht im Süden nicht bis Coimbra. Breit, quadratisch und aus Kastanienholz wurde in Asturien gebaut. Einige verfügen über Balkone, andere über dekorative Schnitzereien. In Galizien scheint die Ziegeldeckung bevorzugt. In Regionen mit anstehendem Granit benutzte man diesen in Plattenform

Manchmal sieht man die Speicher mit bunten Fliesen verziert oder bunt bemalt, als Dekoration für den Garten eines Hauses, und oft heute noch verwendet z.B. als Wäschetrockenplatz. Zwischen den Stützen stapelt man Brennholz.

Gehäuft stehen in Nordportugal „Espigueros“ um das Dorf Soajo (24) und in Lindoso (67). In weiteren zwei Dörfern gibt es noch Gruppen von 25 bzw. 8. In dieser Region sind die ältesten Speicher von 1730. Sie zählen zu den schmalen Getreidespeichern mit aufrechten Wänden und einem Körper, der vollständig aus Stein besteht. Der Lindoso-Typ hat ein Verbreitungsgebiet, das praktisch auf die Bergregion rund um dieses Dorf und die angrenzenden Gebiete von Soajo beschränkt ist, mit einigen verstreuten Exemplaren in der Serra de Vila Nova de Cerveira.

Um den ummauerten Abhang des Hügels, den die Burg krönt, gruppieren sich die Getreidespeicher zwischen anstehenden Granitfelsen, die mitunter als Dreschplätze fungieren. Die Rückseite weist in die Regenrichtung nach Südwesten. Jeder Nachbar konnte dort frei seinen Getreidespeicher errichten. Neue dürfen hier nicht mehr gebaut werden.

Per Königlichem Gesetzesdekret von 1926 gelten die Speicher als Kulturgut. Die einzelnen Regionen haben lückenhafte Bestandsverzeichnisse erstellt. Aus diesem Register fallen diejenigen, denen das Granitdach fehlt Da alle Privatbesitz sind, wird keine staatliche Unterstützung zur Erhaltung gewährt. Veränderungen müssen jedoch gemeldet werden. In Lindoso erfuhren wir vom zuständigen Biologen des Naturschutzgebietes, dass sie reichen Familien bzw. Erbengemeinschaften gehören. Großfamilien vergaben Aufträge an Steinmetze und besaßen mehrere. Ihre Felder lagen im heutigen Stauseegebiet. Die Dörfer veröden, in manchen Weilern leben nur noch 17-25 alte Leute. Auswanderer wissen oft gar nicht, dass ihnen Anteil an einem Speicher zusteht.

Die Wände bestehen ebenfalls vollständig aus Stein und bilden Balustraden, die so geschnitten sind, dass zwischen ihnen die Lüftungsschlitze der Kammer bleiben. In der Mitte des Risses verläuft manchmal ein horizontaler Streifen, der dekorativ aus demselben Block geschnitten wurde. Ziegel wurden hier nie verwendet. Die Tür befindet sich in der Regel an der oberen Frontfassade, eingerahmt von den Säulen und Stürzen des Skeletts, und ist bei dieser Art von Getreidespeicher das einzige, normalerweise hölzerne Element. Es besteht im Allgemeinen aus eingerahmten Latten, deren Scharniere in eine der Säulen genagelt sind. Anstelle dieses Gitters kann es auch einfach aus darauf gelegten Brettern bestehen, die innen von zwei Balken getragen werden. Nur wenige zeigen Verzierungsmotive. Wurde der Besitz geteilt, brauchte man zusätzliche Türen. Die wurden an den Seitenwänden angebracht. Ein einfacher, auf dem Boden liegende Steine dienten als Trittstufen.

Dekorative Elemente sind Medaillons, ein Datum, ein religiöses Symbol, ein geometrisches Element, manchmal auch ein durchbrochenes Muster usw. Die beiden Enden des Dachfirsts können mit Kreuzen, Urnen, Zinnen, Sonnenuhren oder anderen Motiven verziert sein.

Alter

Das älteste Dokument mit der Abbildung von drei Hórreos ist in den Cantigas de Santa Maria von Alfonso X „El Sabio“  aus dem 13. Jahrhundert. Aus dieser Zeit kennt man Exemplare in der Region León. In Galizien datiert der älteste erhaltene aus dem 15. Jahrhundert.

In Espinaredo stehen insgesamt 26 „Häuser“, eines davon stammt aus dem Jahr 1548! Der längste Horreo (35 Meter) der Welt steht in Carnota im Süden Galiziens und wurde seit 1768 von den Dorfbewohnern genutzt. In Combarro steht eine ganze Armada direkt am Hafen, einer mit Jahreszahl 1830. Der Speicher in Rianxo ist im Barockstil erbaut, vollständig aus Granit. Er hat eine Breite von etwa fünf Fuß und eine Höhe von etwa sieben Fuß. 

Manche sprechen davon, dass hier Maiskolben gelagert wurden, dann könnten sie aber frühestens aus der Zeit stammen, als der Anbau von Mais in Europa eingeführt wurde: zu Beginn des 17.Jahrhundert. Wahrscheinlicher ist die Lagerung jeglicher Vorräte, wie Kartoffeln, Kürbisse etc denn sie stehen auch in unwirtlichen Regionen, wo heute kein Getreide angebaut wird.

Das früheste Datum, das in Getreidespeichern in Lindoso gefunden wurde, stammt aus dem Jahr 1762 und ist mit Steinplatten bedeckt .Andere datieren ins Ende des 18. Jahrhunderts. Die meisten stammen aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Im Laufe von zweihundert Jahren veränderte sich nur der Türsturz und Schlitze für die Scharniere kamen dazu.

Der Asturische Hórreo-Verband hat in Zusammenarbeit mit dem IPCE (Spanisches Kulturerbe-Institut) im Herbst 2023 das Internationale Treffen über erhöhte Scheunen veranstaltet. Ihr Ziel ist die gemeinsame Nutzung und Verbreitung der kulturellen Werte und der Relevanz von Hórreos, Paneras und anderen Arten erhöhter Getreidespeicher im europäischen Kontext unter Beteiligung von Personen und Organisationen aus anderen Ländern, die mit diesen Kulturgütern in Zusammenhang stehen.

Neue Getreidespeicher in Guarda sehen so aus: längsgelegte Granitpfosten, oder entkernte Wandkonstruktion

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