Ein Besuch in Kilmainham gewährt Ihnen einen bewegenden und authentischen Blick in die dunkleren Seiten der irischen Vergangenheit.

Der Haupteingang ©seppspiegl

Es wurde 1796 als Gefängnis der Grafschaft Dublin eröffnet, doch auch politische Gefangene waren während des irischen Unabhängigkeitskriegs hier inhaftiert. 1924 wurde es geschlossen, nachdem es jahrhundertelang Schauplatz zentraler politischer Geschehnisse gewesen war und bedeutende Figuren der irischen Geschichte in Gewahrsam gehalten hatte.

Fast wäre Kilmainham sogar für immer verschwunden – zu sehr schmerzte die Vergangenheit. Doch glücklicherweise setzten sich einige Historiker mit Weitblick für seinen Erhalt ein, und so steht Kilmainham Gaol, geradezu wie ein Mahnmal, bis heute. Dieser überwältigende und erschütternde Ort ist eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Dublin.

Kilmainham Gaol: Ein neues Gefängnis für Dublin

Im Jahr 1786 gab die Regierung der Stadt Dublin den Bau eines neuen Gefängnisses in Auftrag. Auf dem Gallows Hill westlich des Stadtzentrums sollte eine große und für seine Zeit moderne Sträflingsanstalt entstehen. Dadurch sollten die überfüllten Zellen des ehemaligen Gefängnisses der Grafschaft, in dem die Insassen unter schlimmen Bedingungen leben mussten, entlastet werden.

Schmale Gaenge, dunkle Zellen, grobe Steinwaende, dicke Stahltueren mit dicken Vorhängeschloessern ©seppspiegl

Man wählte den Standort des Neubaus bewusst aus. Durch die Lage auf dem kleinen Hügel außerhalb der Dubliner Innenstadt sollte das Wasser schneller und besser abfließen. Zudem erhoffte man sich eine bessere Luftzirkulation innerhalb der Gefängnismauern; was wiederum zum Wohlbefinden der Insassen beitragen sollte. Anders als im alten Gefängnis wurde das Kilmainham Gaol mit zwei Zellenblöcken geplant. Männer, Frauen und Kinder sollten so getrennt voneinander inhaftiert werden können. Allerdings bedeutete das keinerlei Komfort für die Sträflinge. Sanitäre Anlagen sowie warme Schlafstätten waren in den meisten Zellen nach wie vor Fehlanzeige. Anstatt einer Toilette verfügte jede Zelle lediglich über einen Nachttopf. Die einzige Licht- sowie Wärmequelle war meist nur eine einzige Kerze.

Schmale Gaenge, dunkle Zellen, grobe Steinwaende und dicke Stahltueren ©seppspiegl

Nach seiner Fertigstellung im Jahr 1796 thronte das „Neue Gefängnis“, wie die Dubliner den Bau nannten, auf dem Gallows Hill. Mit seinen Mauern aus Kalkstein und Granit gab die Haftanstalt ein imposantes Bild ab. Ein kleiner Vorhof führt zum Haupteingang, über dem fünf eng umschlungene in Stein gemeißelte Drachen thronen. Jeder dieser Drachen verkörpert eines der fünf schlimmsten Verbrechen: Mord, Verrat, Vergewaltigung, Diebstahl und Piraterie! Diese bedeutsame Fassade bildete zudem jahrelang den stummen Hintergrund für zahlreiche Hinrichtungen von Gefangenen. Ein Ort, der heutzutage bei vielen Besuchern schon vor Betreten des Gefängnisses für Gänsehaut sorgt.

Zur spirituellen Stärkung der Häftlinge gab es zwei Kapellen – eine katholische und eine evangelische. Doch auch dort gab es Tragödien. In der katholischen Kapelle ehelichte Joseph Plunkett, einer der Anführer des Osteraufstands, seine Verlobte Grace Gifford – nur wenige Stunden vor seiner Hinrichtung.

Der Großteil der Anführer von Aufständen gegen die britische Herrschaft von 1798, 7803, 1848, 1867 und 1916 sowie des Unabhängigkeitskampfes 1919-1921 waren Gefangen hinter diesen Mauern. Das verbindet den Ort so eng mit der Geschichte des irischen Kampfes für Unabhängigkeit.

Der Ostflügel mit seiner großen Halle ©seppspiegl

Der Osteraufstand von 1916 war eines der wichtigsten Ereignisse: Irische Republikaner versuchten, die Unabhängigkeit Irlands von Großbritannien zu erzwingen. Obwohl er fehlschlug, war er Wendepunkt in der Geschichte des Landes, der schließlich zur Unabhängigkeit und Gründung der Republik Irland führte. Bedrückender Höhepunkt ist der Exekutionshof, in dem in den Wochen nach dem Aufstand im April 1916 die Anführer erschossen wurden. Zwei schlichte Holzkreuze im Kiesboden an den beiden Enden des Hofes markieren die Stellen.

Einige der Namen ehemaliger Gefangener findet man heute übrigens als Namensgeber im Stadtbild von Dublin wieder wie Charles Stewart Parnell, Patrick Pearse oder James Connolly.

Der Hinrichtungsplatz ©seppspiegl

1924 wurde Kilmainham Gaol in Dublin geschlossen, und verfiel in den Folgejahren zunehmend. Eigentlich sollte es schon abgerissen werden, doch 60 republikanische Veteranen restaurierten es freiwillig in Eigeninitiative, machten aus dem Bau ein Museum und eröffneten es 1960 wieder. Der damalige irische Präsident Éamon de Valera gab den Segen, das Haus als Museum wieder zu eröffnen. Er selber war übrigens zwei Mal in diesen Mauern inhaftiert und 1924 als letzter Gefangener aus Kilmainham Gaol entlassen worden.

Die hier hingerichteten Anführer des Osteraufstandes 1916 waren:

  • Patrick Pearse, 3. Mai 1916
  • Thomas J. Clarke, 3. Mai 1916
  • Thomas MacDonagh, 3. Mai 1916
  • Joseph Mary Plunkett, 4. Mai 1916
  • Edward Daly, 4. Mai 1916
  • Michael O’Hanrahan, 4. Mai 1916
  • William Pearse, 4. Mai 1916
  • John MacBride, 5. Mai 1916
  • Con Colbert, 8. Mai 1916
  • Éamonn Ceannt, 8. Mai 1916
  • Michael Mallin, 8. Mai 1916
  • Seán Heuston, 8. Mai 1916
  • Seán Mac Diarmada, 12. Mai 1916
  • James Connolly, 12. Mai 1916

HIER GEHTS ZUR FOTOSTRECKE KILMAINHAM GAOL:

 

Informationen & Öffnungszeiten

Anschrift: Kilmainham Gaol
Inchicore Road, Kilmainham, Dublin 8

Telefon +353 1 453 5984
Fax +353 1 453 2037
E-Mail kilmainhamgaol@opw.ie
Webseite www.kilmainhamgaolmuseum.ie

So komm ich hin

Mit der Luas

  • Rote Linie bis zur Suir Road

Mit dem Bus

  • Buslinien 69, 79 ab Aston Quay bis Kilmainham Jail

Öffnungszeiten

April – September
täglich 09:30 – 18:00 Uhr
Oktober – März
Montag – Samstag 09:30 – 17:30 Uhr
Sonntag 10:00 – 18:00 Uhr

Das gibt es hier

  • Audiovisuelle Tour
  • Gefängnistour
  • Restaurant
  • Teestube

Preise

Erwachsene 6,-€
Senioren      4,-€
Kinder          2,-€
Familie       14,-€

 

Bisher über Irland erschien:

1.) Dark Hedges: https://www.rantlos.de/lebensart/the-dark-hedges.html

2.) Giant’s Causeway  –  https://www.rantlos.de/lebensart/damm-des-riesen.html

3.) Derry~Londonderry – https://www.rantlos.de/lebensart/derrylondonderry.html

4.) Der Dolmen bei Kilclooney  –   https://www.rantlos.de/lebensart/der-dolmen-bei-kilclooney.html

5.) Die Klippen von Slieve Leagues . –  https://www.rantlos.de/lebensart/unterwegs-die-klippen-von-slieve-leagues.html

6.) Donegal – https://www.rantlos.de/lebensart/irland-donegal.html

7.) Sligo  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-sligo.html

8.) Die Cliffs of Moher  – https://www.rantlos.de/lebensart/irland-die-cliffs-of-moher.html

9.) Cong. –  https://www.rantlos.de/lebensart/cong.html

10.) Kloster Ross Errilly  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-kloster-ross-errilly.html

11.) Kylemore Abbey  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-kylemore-abbey.html

12.) Galway  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-galway.html

13.) Bunratty Castle  –  https://www.rantlos.de/lebensart/slainte-is-saol-im-bunratty-castle.html

14.) Sheep’s Head Lighthouse County Cork und Denkmal von Air-India-Flug AI182  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irald.html

15.) Kealkill-Steinkreis + Carriganass Castle  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-kealkill-steinkreis-carriganass-castle.html

16.) Gougane Barra + Steinkreis von Drombeg  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-gougane-barra-steinkreis-von-drombeg.html

17.) Mizen Head + Castletownbere  –  https://www.rantlos.de/lebensart/irland-mizen-head-castletownbere.html

18) Menlo-Castle + Beara Halbinsel. –  https://www.rantlos.de/irland-menlo-castle-beara-halbinsel/

19.) Rock of Cashel. –  https://www.rantlos.de/irland-rock-of-cashel-vom-teufel-ausgespuckt/

20.) Dublin  –  https://www.rantlos.de/irland-dublin/

21.) Trinity College + Bibliothek  –  https://www.rantlos.de/das-trinity-college-und-seine-beruehmte-bibliothek/

 

 

 
   
   
   
   

 

- ANZEIGE -