Darlings Absturz

Dieter Weirich

„Benchmark“ ist eine Lieblings-Vokabel in der Wirtschaft, die auf Leistungsvergleiche von Produkten und auch Persönlichkeiten abzielt. Wirtschaftsminister haben es besonders schwer, werden sie doch oft an dem legendären Dicken mit der Zigarre, Prof. Ludwig Erhard, dem Vater der Sozialen Marktwirtschaft und des deutschen Wirtschaftswunders, gemessen. Auch Karl Schiller, Otto Graf Lambsdorff und Wolfgang Clement können sich in der Galerie starker Minister sehen lassen.

Von Erhard wissen wir, dass Wirtschaftspolitik zu fünfzig Prozent auf Psychologie, also auf Stimmungen und die richtige Kommunikation zurückzuführen sind. Sympathieträger Robert Habeck, ein Kinderbuchautor, der der „Menschheit keinen Scheiß“ erzählen wollte und „das Herumgegackere“ leid war, startete mit einem neuen Stil der Offenheit verheißungsvoll. Er übte sich in dem, was PR-Strategen „story telling“ nennen, also einen Sachverhalt statt trockener technokratischer Formeln lebendig und ehrlich zu erzählen.

So entwickelte er sich in kurzer Zeit zum demoskopischen Superstar. Ein anerkannter Kommunikations-Guru jubelte sogar, ein „neuer Goldstandard in der Vermittlung von Inhalten“ sei geschaffen worden. Inzwischen ist Habeck freilich ziemlich abgestürzt und in den Niederungen der Ampel gelandet. Was ist passiert? Zuerst ließ uns Habeck wissen, dass man zu produzieren aufhören könne, aber deshalb noch lange nicht insolvent sei. Dann häuften sich die Fehler. Die Schnapsidee von der Gasumlage scheiterte krachend. Dann wollte er, mit Rücksicht auf seine Partei, zwei von drei Atomkraftwerken in Reserve halten, musste vom Kanzler aber bei seiner ideologischen Blockade gestoppt werden.

Das Wirtschaftsministerium mit seinen fähigen Beamten galt einst als „ordnungspolitisches Kloster“, als Hüterin der Marktwirtschaft in der Regierung. Habeck beklagt die Überarbeitung seiner Behörde, seine eigene Überforderung hingegen spürt inzwischen eine Bevölkerung, die zu zwei Dritteln überhaupt keinem politischen Akteur mehr Regierungs-und Zukunftsfähigkeit zutraut.

Kompetenz, nicht Beliebtheit, ist in der Krise gefragt. Schon Franz Josef Strauß wusste: “Everybodys darling ist ganz schnell everybodys Depp“.

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