Vom Virus der Trägheit befreien

Dieter Weirich

Rezession, De-Industrialisierung, Abwanderung von Unternehmen, abnehmende internationale Wettbewerbsfähigkeit und nachlassende Innovationskraft bei gleichbleibend hoher Inflation – der Standort Deutschland ist ins Gerede gekommen. Die Opposition ruft die Bundesrepublik zum „kranken Mann Europas“ aus, die Ampel warnt vor der Beschädigung des Rufes eines stabilen Landes durch Kaputtreden.

Mag es sich auch um Zuspitzungen der Opposition handeln, Gesundbeten hilft uns nicht weiter.  Der Bundeskanzler will eine nationale Kraftanstrengung, um „schneller, sicherer und moderner“ zu werden, träumt von einem neuen Wirtschaftswunder durch einen Siegeszug der alternativen Energien. Einen Masterplan zur Einbindung aller politischen Akteure bietet er nicht an.

Seit Ludwig Erhard wissen wir, dass Wirtschaftspolitik mindestens zur Hälfte aus Psychologie besteht. Dass Deutschland vom Virus der Trägheit und des Trübsinns befallen ist, kann man schwerlich leugnen. Wer wie Gewerkschaften jetzt eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich verlangt, lebt in einem „sozialpolitischen Paralleluniversum“.

Dass Leistung Freude machen und einen fairen Wettbewerb sichern kann, gehört im anstrengungslosen Wohlstand nicht mehr zu den widerspruchsfreien Erkenntnissen. Egal, ob von der Wirtschaft, der Schule oder auch dem Sport die Rede ist. Eine nationale Kraftanstrengung ist nur möglich, wenn die Ampel ihre schweren Fehler eingesteht und zur Umkehr bereit ist.

Die ganze Welt staunt über den deutschen Sonderweg bei der Abschaffung der Kernkraft, der jetzt zu Stromimporten führt. Den Firmen fehlen Fachkräfte, doch die von der SPD durchgesetzte Möglichkeit des Ruhestandes mit 63 Jahren wird ebenso wenig angetastet wie die zur Erhaltung des Generationenvertrages unumgängliche Erhöhung der Lebensarbeitszeit.

Was in der jetzigen Situation notwendig wäre: Statt Subventions-Verlockungen zu erliegen, sollten die Steuern mit einer breiten Entlastung der Mitte durch eine relevante Erhöhung der Freibeträge und die Rente mit 63 beendet werden. Im Vordergrund hat freilich der gemeinschaftliche Kampf gegen die illegale Migration zu stehen, welche das Land aktuell zu überfordern droht.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

 

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