Gesellschaft

Burgfrieden

Bulgarien gilt als der EU-Mitgliedstaat, der traditionell die stärksten Sympathien für Russland hegt. Diese sind historisch begründet – nicht nur durch die Tatsache, dass Russland einen entscheidenden Beitrag zur Befreiung Bulgariens von der osmanischen Herrschaft geleistet hat, sondern auch in Form einer gewissen Nostalgie für die Zeit des real existierenden Sozialismus, als die Rolle der Sowjetunion von vielen in Bulgarien als die eines Modernisierers wahrgenommen wurde.
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Gesellschaft

Wenn der Staat sein Volk nicht kennt

Die russische Gesellschaft hat keinen guten Ruf. Politik und Wissenschaft im Westen unterstellen ihr, sich passiv gegenüber dem Staat zu verhalten – und das seit Jahrhunderten. Sie stelle kein Gegengewicht gegenüber dem Staat dar, von Widerstand ganz zu schweigen. Böse akademische Zungen behaupten, es sei einfacher, sich Russland ohne Gesellschaft vorzustellen als ohne Staat. Diese Sicht hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert, als die russische Gesellschaft als „eine staatliche Angelegenheit“ charakterisiert wurde. Bis heute schreiben ihr Beobachter einen bäuerlichen Charakter und damit einen gewissen Fatalismus zu.
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Freiheit heißt immer auch Verantwortung

„Freiheit statt Spaltung“ stand jüngst auf den fein säuberlich gedruckten Schautäfelchen zu lesen, die während einer parlamentarischen Fragestunde auf der rechten Seite des Bundestag-Plenarsaals in Berlin von den Abgeordneten der „Alternative für Deutschland“ (AfD) provokativ in die Kameras gehalten wurden. Deutlich weniger professionell, aber trotz der etwas krakeligen Schrift auf einem knittrigen Plakat gut lesbar, verlangte zur etwa gleichen Zeit eine Demonstrantin irgendwo in Deutschland „Freiheit statt Diktatur“. Szenen wie diese gehören mittlerweile zur Normalität hierzulande. Als Teil des politischen Alltags genauso, wie draußen auf den Straßen – dem so genannten vorpolitischen Raum. Was ist los in diesem Land und seiner Gesellschaft?
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Weirichs Klare Kante

Mindestens so besorgniserregend wie die Erderwärmung und deren schlimme ökologischen und wirtschaftlichen Folgen ist der demografische Wandel, die Alterung der bundesrepublikanischen Gesellschaft. Während aber der Kampf gegen den Klimawandel mit allen erdenklichen Mitteln, mit einem Milliardenaufwand geführt wird, verdrängt man das Problem des nicht mehr funktionsfähigen Generationenvertrages.
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Die wunderbare Ampel

Das trikolore Berliner Bündnis ist anständig in die Gänge gekommen. Der Antritt war blitzsauber. Keine Streitereien im Verhandlungsprozess, keine Durchstechereien, Zeitplan eingehalten. Summa summarum hat die Ampel ein Startkapital gesammelt, das beachtlich ist. Aber Erfolgsgeschichten werden nicht im Zauber des Anfangs geschrieben, sondern in den Mühen der Ebene.
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Gesellschaft

Revolte gegen die Vernunft

Die Diagnose einer „Spaltung“ der Gesellschaft, einer politischen „Polarisierung“, gehört heute zum begrifflichen Grundbestand gängiger Analysen: Gesellschaften seien gebeutelt von wachsender Gereiztheit und sich vertiefenden Spaltungen. Die Diagnosen weichen in Details voneinander ab, aber in einigen Grundannahmen herrscht Einigkeit. Erstens: Es gibt zunehmend gereizte, gehässige Auseinandersetzungen, weitgehend entlang – aber auch jenseits – einer traditionellen Links-Rechts-Achse. Bei diesen Auseinandersetzungen geht es in aller Regel um Fragen, die man mit dem Begriff der „Kulturkriege“ bezeichnen könnte: um Gender, Rassismus und Antirassismus, Einwanderung, um die Frage, wer zum „Wir“ dazu gehört – ja, sogar um Lebensstilfragen.
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“Bild” und ein bizarres Polit-Theater

Personalien sind für das Publikum normalerweise nur dann interessant, wenn sie Prominente betreffen und solche, die es werden wollen - aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft. Dass der Wechsel an der Spitze einer Zeitung in diesen Tagen von den Politik- und Feuilleton-Redaktionen anderer Blätter kommentiert und kritisch beleuchtet wird, ist deshalb eher außergewöhnlich. Gemeint ist natürlich der Wechsel von Julian Reichelt zu Johannes Boie in der Führungsetage von Europas auflagenstärkster Gazette, der im Springer-Konzern erscheinenden "Bild"-Zeitung.
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Klima, Schulden, Generationenkonflikt

Das Gespenst des Generationenkonflikts geht um in Deutschland. Für die Steinalten, heißt es anklagend, wurde mit Impf-Priorisierung gesorgt - auf Kosten der jungen Menschen. Bei der alles überragenden Pflicht - der Rettung eines lebenserhaltenden Klimas - gingen die "alten weißen Männer" nur mit Trippelschritten voran, monieren die heranwachsenden "Aktivisten", und vermeiden dabei geflissen jeden Blick auf die unaufhörlich laufende Schuldenuhr in Berlin. Wer hat die notwendige Kraft, um Maß und Mitte zu halten?
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Die Weisheit der Alten

Wie steht es um die Großeltern? Das Bild von Opa und Oma wandelt sich. Ein Blick auf Buchtitel der vergangenen Jahrzehnte gibt da ein wenig Aufschluss. Anfang der achtziger und bis in die neunziger Jahre, als der demographische Wandel langsam ins kollektive Bewußtsein sickerte, erschienen Titel wie „Die Altersexplosion“ oder „Die Altersrevolution“ und „Kampf der Generationen“. Dann, nachdem klar wurde, dass dieser imaginäre Kampf vor allem dem Erfindungsreichtum kinderloser Journalisten entsprungen ist, die sich nicht vorstellen konnten, dass alte Leute auch Familienmenschen waren und sind, widmete man sich, so hieß es jetzt, der „Kunst des Älterwerdens“ oder der „Vielfalt des Alterns“ und natürlich immer wieder dem Alter als Wirtschaftsfaktor.
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Gesellschaft

Von Chemnitz nach Weimar?

Fast 250.000 Menschen demonstrierten am 12. Oktober 2018 friedlich in Berlin für „eine offene und freie Gesellschaft“ im Angesicht des Aufstiegs autoritärer und illiberaler Parteien. Manche skandierten „Ganz Berlin hasst die AfD“, doch es war augenfällig, dass trotz der beeindruckenden Zahl der „unteilbar“-Demonstranten kein repräsentativer Schnitt durch die Berliner Bevölkerung gekommen war. Insbesondere Arbeiter und Angestellte mittleren und höheren Alters waren kaum zu sehen; es überwogen Studenten, Bildungsbürger und die vielen Angehörigen organisierter Gruppen. Und diese wie die anderen Demonstrationen unter dem Motto „Wir sind mehr“ fanden in größeren Städten statt.
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