Der geschichtliche Ursprung des Namens unseres Landes liegt in der Sprache.

Um die Herkunft und Bedeutung von „Deutschland“ zu erklären, bedarf es zunächst einer genaueren Betrachtung des Attributs „deutsch“, denn darin liegt der eigentliche Ursprung. Es stammt vom althochdeutschen Wort „diutisc“ ab, was „zum Volk gehörig“ bedeutet. Es entwickelte sich als Bezeichnung für die Sprache des Volkes im Gegensatz zur Sprache der Gelehrten und Geistlichen: dem Lateinischen. Erstmals Erwähnung findet es in der sogenannten Wulfila-Bibel aus dem 4. Jahrhundert, wo aber zunächst alle heidnischen Völker im Gegensatz zu den Juden gemeint waren.

Deutschland, das ist einmal der deutsche Staat, früher als BRD und DDR, heute als „Bundesrepublik Deutschland“ bezeichnet. Dann gibt es da noch Deutschland als Gebiet, in dem heute oder früher die deutsche Sprache und Kultur Einfluß gewonnen hatten. Dieses erstreckte sich historisch etwa westlich des Rheins bis hinauf ins heutige Litauen, und von Südtirol bis hinauf in die südlichen Teile Dänemarks. Heute ist die deutsche Sprache noch in Österreich und in dem deutschsprachigen Teil der Schweiz offizielle Sprache. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich innerhalb der verschiedenen Stämme nicht nur Dialekte, sondern auch unterschiedliche Sprachen, deren gemeinsamer Ursprung noch heute an ähnlicher Schreibung einzelner Wörter und Satzbau zu erkennen ist. Demnach wurde aus der ehemaligen Sprache des Volkes, die Sprache der Deutschen. Deutschland ist also das Land, in dem deutsch gesprochen wird. Das Bewusstsein für eine deutsche Nation entstand dagegen erst im 19. Jahrhundert.

Schrifttafel „Deutsche Schrift“ (Offenbacher Schrift) im Heimatmuseum Spieker in Herscheid (Märkischer Kreis)

Dem englischen Wort „germany“ für Deutschland ist noch abzulesen, dass die Deutschen von den Germanen abstammen. Die Franken waren ein großer Stamm bei den Germanen. Bis zum 8. Jahrhundert hatten die Germanen noch eine eigene Sprache. Ihr Wort für die Franken war „frengisk“, was „fränkisch“ bedeutet. Diese Franken zogen fort und verlagerten ihr politisches wie auch kulturelles Zentrum ins Gebiet des heutigen Frankreichs. Hier nahmen manche Franken eine neue Sprache an, das sogenannte Bauernlatein „rusticam romanam“. Übrigens ist dies der Ursprung der französischen Sprache. Andere sprachen Latein, wieder andere die germanische Sprache. Der Begriff „fränkisch“, also „frengisk“ war nun nicht mehr so eindeutig definiert, eigentlich gab es den Ausdruck nicht mehr. Da es immer noch Menschen gab, die das ursprüngliche Germanisch als Sprache nutzten, musste ein neues Wort gefunden werden, um die Sprache klar abzugrenzen.

Deshalb entstand die Bezeichnung „“Theodiscus“. Sie setzt sich aus dem germanischen Wort „theoda“ für „Volk“ und der lateinischen Endung „-iscus“ zusammen. So wurden fortan jene Germanen genannt, die weiterhin die „Volkssprache“ Germanisch sprachen und nicht Latein – und zwar von denjenigen, die Lateins oder Bauernlatein konnten. Später wurde aus „theodiscus“ das althochdeutsche Wort „diutsch“, auf niederdeutsch „düdesch“ und im Hochdeutschen „teutsch“. Einige Jahre später, genauer gesagt im Jahr 843, wurde das Frankenreich im Vertrag von Verdun in einen west- und einen ostfränkischen Teil geteilt. Um es sich einfacher zu machen, nahm man die Sprachgrenze als Grundlage für die Teilung. Aus dem west- und dem ostfränkischen Teil bildeten sich später zwei Staaten: Deutschland und sein Nachbarstaat Frankreich.

Deutsch, was ist das für ein Wort und wo kommt es her? In der Wortfamilie „deutsch“, gibt es noch ähnliche Wörter, so wie „deutlich, deuten, Bedeutung, bedeutend, verdeutlichen usw.“. Und der Teil „deut“ war ein altes, sehr wichtiges, germanisches Wort, und bezeichnete das „Volk“, bzw. die „Stammesgruppe“. Der Begriff „deutsch“ entstand dann als Abkürzung des Eigenschaftswortes „deut-isch“ und bezeichnet das, „was zum deut (Volk) gehört“.

Wenn man also etwas deutet, dann macht man dem „deut“ (Volk) etwas verständlich, und wenn es deutlich ist, dann ist es „volksgemäß“. Alles, was Bedeutung hat, kommt beim Volk gut an, und wenn man etwas verdeutlicht, so macht man dem Volk etwas verständlich.

Ein altes deutsches Sprichwort kommt diesem Sinn auch noch sehr nahe. Wenn jemand im Ernst sagt: „Wir wollen einmal deutsch miteinander reden!“, dann bedeutet dies „besonders deutlich und direkt miteinander reden“, also so, wie man im Volk miteinander redet, ohne ein „Blatt vor den Mund zu nehmen“.

Deutsch war also die Sprache des Volkes, der einfachen Leute. Die gelehrten Leute sprachen dagegen lateinisch. So waren fast alle Bücher in lateinischer Sprache geschrieben, und erst später gab es auch Bücher in deutscher Sprache. Mit der Zeit verlangten immer mehr Leute nach deutschen Büchern, und Deutsch wurde von mehr und mehr Leuten gesprochen. Als Martin Luther 1521 anfing, die Bibel in die deutsche Sprache zu übersetzen, so war es sein Anliegen, so zu schreiben, wie die Leute sprachen. Die deutsche Bibel wurde daher das erste wichtige Buch in deutscher Sprache, und viele Menschen wollten es lesen. Luthers Übersetzung wurde zur Grundlage der neuhochdeutschen (Schrift-) Sprache.

Deutschland heißt also Deutschland, weil ein Teil der Germanen an ihrer Sprache festhielt.

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