Angesichts der vielen Dialekte wäre manchmal ein Dolmetscher notwendig gewesen

Erinnerung an die Flucht und Vertreibung von Deutschen vor 77 Jahren

Von Gisbert Kuhn

Ist die Situation der heute – vor allem – nach Deutschand strömenden Flüchtlinge und Asylbewerber aus den Kriegs-, Krisen- und Hungergebieten in der Ukraine, im Nahen Osten oder in Afrika vergleichbar mit der Lage vor 75 Jahren? Damals kamen sogar 12 bis 14 Millionen Menschen zusätzlich in das total zerstörte Land. Vertriebene und Geflüchtete aus den deutschen Ostgebieten, die nun erobert worden und damit verloren waren. Diese Menschen zahlten den Preis dafür, dass zuvor noch mehr Millionen Deutsche mit Adolf Hitler einem Mann und seinem Regime zugeströmt waren, der dann die Welt mit dem bis dahin entsetzlichsten Krieg der Menschheitsgeschichte überzog. Aber wurden diese Entwurzelten – immerhin Deutsche! – damals von den Landsleuten willkommen geheißen? Eingebettet vielleicht in einer „Willkommenskultur“? Nein, das wurden sie nicht. Und außerdem ist das, was damals geschah, mit dem Flüchtlingsgeschehen heute nur in einem einzigen Punkt vergleichbar. Beide haben dieselbe Ursache: Krieg! Der folgende Text beruht auf den Erinnerungen eines „Dabeigewesenen“ und den Ergebnissen des Stöberns in alten Papieren.

Wer damals (1945/46) als Flüchtling oder Vertriebener auf Dörfer kam, war in aller Regel vergleichsweise gut dran. Unsere Familie (meine Mutter, zwei Großeltern und ein 5-jähriges Kind) war an der Oberweser gelandet, in der nördlichsten Kommune Hessens. Die Einheimischen – meistens kleine Bauern – waren selbst nicht mit irdischen Gütern gesegnet, zumal seinerzeit dort das Real-Erbrecht galt; es musste also immer alles unter den Erben geteilt werden. Auch ließ sich manch „Einheimischer“ beim alltäglichen „Hamstern“ ein paar Eier oder Kartoffeln durchaus schon mal mit Schmuckstücken und sonstigen Wertgegenständen „bezahlen“.  Aber, anders als in den zerbombten Städten, hatte man doch wenigstens ein Dach über dem Kopf und musste nicht hungern. In unserem Fall waren zudem die bäuerlichen Kenntnisse meines Großvaters ein großer Gewinn. Er konnte im Stall so manchen guten Ratschlag geben, so dass aus dem Mund von Eingesessenen bald und dann immer häufiger der staunende Satz zu hören war: „Mensch, was Opa Pleyer nicht alles weiß…“

Über den Hof und vorbei an der Miste

Unterkunft
Auf engsten Raum wurden ganze Familien untergebracht

Menschenwürdige Unterkünfte? Ohne Frage, Nächstenliebe und Hilfsbereitschaft gab es jenen schweren Zeiten auch. Dennoch wäre ohne den massiven Druck der alliierten Siegermächte die Aufnahme und Unterbringung der Millionen Entwurzelten nie und nimmer gelungen! Genauso wenig wie übrigens später der heftig umstrittene und von den „Besitzenden“ erbittert befehdete Lastenausgleich. Mit dem wurden die Neuankömmlinge – anders als häufig behauptet – natürlich nicht für den verlorenen Besitz „entschädigt“. Vielmehr war der Lastenausgleich gedacht als eine Art Starthilfe für das neue Leben. In unserem Falle war es ein günstiger Kredit von rund 7 000 D-Mark zum Bau eines eigenen Hauses Mitte der 50-er Jahre, auf den vor allem mein Großvater massiv gedrängt hatte: „Man wohnt nicht zur Miete und ist nicht von anderen abhängig“. Außerdem: „Hast Du was, bist Du was. Hast Du nix, bist Du nix“.

Viele der damaligen Umstände erscheinen, aus heutiger Sicht, fraglos unzumutbar. Meine Mutter, zwei Großeltern und der wenige Tage nach Ankunft in Vernawahlshausen fünf Jahre alt gewordene Bub bekamen zwei Räume zugewiesen. In zwei verschiedenen Häusern! Der eine, vielleicht acht bis zehn Quadratmeter groß, grenzte unmittelbar an den Stall, war zuvor eine Art Rumpelkammer und diente nun als Küche, Wohn- und Aufenthaltsraum. Jeden Morgen huschten, stets aufs neue von den Entsetzensschreien meiner Mutter begleitet, Mäuse über den Boden. Fließend Wasser? Fehlanzeige. Wasser musste von einer, vielleicht 100 Meter entfernten, Pumpe geholt werden, die zudem im Winter nicht selten zugefroren war. Das andere Zimmer (Schlafraum für alle) war im Nachbarhaus. Dorthin musste man, am Misthaufen vorbei, den Hof queren. Ein mitunter nicht ganz risikoloses Unternehmen. Als nämlich während eines Winters meine Mutter mit dem frisch gebadeten und in Tücher gewickelten Knaben (immer samstags wurde in einem Holzzuber gebadet) über den Hof eilte, rutschte sie auf der gefrorenen Jauche aus und beide landeten auf der Miste…

Sprachliche Missverständnisse

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Im feinsten Outfit: Gisbert als 10-jähriger

Die Eingewöhnung in die neue Umgebung, das Zurechtkommen mit den ungewohnten Verhältnissen und das Zusammenleben mit der alteingesessenen Bevölkerung war natürlich nicht nur für die Neuen schwierig. Sicher, alle waren Deutsche. Und Deutsch war auch die gemeinsame Grundsprache. Doch die wenigsten beherrschten neben ihren jeweiligen Dialekten auch noch die Hochsprache. Ostpreußen redeten ostpreußisch, Pommern pommersch, Schlesier versuchten sich schlesisch verständlich zu machen und Sudentendeutsche eben in den Idiomen ihrer Heimat. Und so manches Mal wäre bei einem Gespräch zwischen (sagen wir) einem Ostpreußen und einer Egerländerin ein Dolmetscher kein Luxus gewesen. Mitunter führte das Kauderwelsch sogar zu Missverständnissen, über die man heute herzhaft lachen kann.

Meine Großmutter, zum Beispiel, konnte (und mochte) sich Zeit ihres Lebens nie richtig an das Hochdeutsche gewöhnen, sondern behielt ihr Egerländisch bei: „Wer miech verstäihe wüh, der sö d´Ouern aafmochn“. Was in der Übersetzung wörtlich heißt; „Wer mich verstehen will, der soll die Ohren aufmachen“.  Als sie eines Tages mit etlichen Äpfeln in der Schürze heimkam, fragte unsere Hausfrau, die gute Bäuerin „Oma Henne“, woher die denn seien. Die Antwort: „Nu, dej hoh iech holt aafglaubt“. Darauf die erschrockene Antwort der Bäuerin: „Aber Frau Pleyer, Sie brauchen doch nicht zu klauen. Pflücken Sie die Äpfel doch einfach von unseren Bäumen“. Oma Henne hatte natürlich den Satz nicht richtig verstanden: „Na, die habe ich halt aufgeklaubt“ – sprich, vom Boden aufgesammelt. Kennt von den Jüngeren heute noch jemand den Begriff „aufklauben“?

Gewaltige Lebenseinschnitte

Überhaupt, die einheimische Bevölkerung. Erst lange Zeit später ist einem selbst klar geworden, welchen Einschnitt es für die Menschen vor allem in den kleinen Dörfern mit ihren fest gefügten Strukturen, Gewohnheiten und Lebensverhältnissen bedeutete, mit einem Mal geradezu von einer Welle „Anderer“, ja vielleicht sogar als „andersartig“ Empfundener, überrollt zu werden. Das bereits mehrfach erwähnte Vernawahlshausen hatte ungefähr 850 Einwohner, streng reformierte Protestanten. Und diese mussten von jetzt auf gleich noch einmal 900 bis 1000 zusätzliche Menschen aufnehmen – Flüchtlinge und Vertriebene mit anderen Dialekten, anderen Sitten und Gebräuchen und vielfach anderer Glaubensrichtung! Dass dies (heute würde man es „Integration“ nennen) trotzdem geklappt hat, erscheint noch immer wie ein Wunder. Aber es dauerte viele Jahre. Und auch das wäre, mit hoher Wahrscheinlichkeit, nicht möglich gewesen, wenn nicht die gebietende Macht der Siegermächte dahinter gestanden hätte.

Die Verhältnisse bessern sich

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Einschulung von Gisbert Kuhn am 10. Oktober 1947

Die Lebensverhältnisse besserten sich. Aber eben nur ganz allmählich. 1948 wurde meiner Mutter vom Besitzer des örtlichen Sägewerks angeboten, mit der Familie in dessen neu gebautem Haus Wohnung zu nehmen. Drei Zimmer, welch ein Luxus! Zwar musste das Wasser auch dort noch immer in Eimern geholt werden, aber wenigstens aus der Waschküche und nicht mehr von der weit entfernten Pumpe. Und das WC? Na klar, ein Plumpsklo neben dem Kuhstall.  Am 10. Oktober 1947 war Einschulung in der örtlichen, zweiklassigen Volksschule. 30 Jungen in geflickten kurzen Hosen und Mädchen in aufgetragenen Kleidchen und Schürzen sowie meistens mit einer Haartolle auf dem Kopf. Die Klassenzahl verringerte sich allerdings relativ schnell in dem Maße, in dem Väter aus der Kriegsgefangenschaft kamen, in anderen Landstrichen Arbeit fanden und die Familien nachzogen. Oft genug jedoch konnten in jener Zeit (und auch noch in den folgenden Jahren) Schulkinder bei der Frage nach den Eltern nur Angaben zur Mutter machen, weil die Väter entweder gefallen oder vermisst waren. Das war „normal“ in dieser Generation und zog sich durch das ganze Leben. Die allein erziehenden Mütter – eine Armee von Frauen, die zumeist sogar nicht bloß für sich und ihre Kinder, sondern auch noch für die eigenen Eltern sorgen mussten. Nein, als „alternative Lebensform“ hatte sich bestimmt keine von ihnen dieses Leben ausgesucht.

Ja, hat denn der Staat nicht unterstützt?

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Täglicher Treffpunkt: Fussballplatz

Staatliche Unterstützung? Kindertagesstätten? Behüteter (mütterlicher) Fahrdienst der Kleinen vielleicht sogar im Allrad angetriebenen SUV zur Schule? Jenseits jeglicher Vorstellung. Sorgfältige, ausgewogene Verpflegung in Ganztagsschulen? Pustekuchen! Als meine Mutter einmal im Landratsamt der seinerzeitigen Kreisstadt Hofgeismar „Erziehungsbeihilfe“ (so hieß damals eine geringe staatliche Zuwendung) beantragte, wurde das mit dem Hinweis abgelehnt, sie sei doch selbständige Geschäftsfrau und habe mithin keinen Anspruch auf Unterstützung. Am behördlichen „Nein“änderte auch der Nachweis nichts, dass das „Geschäft“ in jenen Tagen lediglich aus einem unter dem Bett verstauten Koffer mit Knöpfen, Nähgarn und einigen anderen Kurzwaren bestand…

Kitas und ähnliche Aufbewahrungs-Einrichtungen? Fehlanzeige. Wir brauchten sie allerdings auch nicht. Wir hatten den Bach und die Wälder und trafen uns zum Kicken auf dem Sportplatz. Stadtkinder erlebten ihre – nicht selten gefährlichen – Abenteuer in den Trümmern. Und der Schulweg? Ganze fünf Kinder aus meiner Volksschulklasse gingen nach dem vierten Schuljahr aufs Gymnasium; ich war eines davon. Selbstverständlich musste Schulgeld bezahlt werden. Das Gebäude der „Höheren Privatschule Oberweser“ (HPO) im benachbarten Lippoldsberg (heute Verbandsgemeinde Wesertal) war eine ehemalige Wehrmachtsbarracke, in der es permanent nach dem Öl roch, mit dem die Fußbodendielen eingelassen wurden. Im Winter würzte zusätzlich noch Rauch die Atemluft, weil die Schulräume natürlich mit Kohleöfen beheizt wurden. Sportunterricht in der kalten Jahreszeit – im Tanzsaal des Gasthauses „Capelle“. Aber immerhin regelmäßig! Allerdings führte die HPO nur bis zur Mittleren Reife. Würde man so etwas den heutigen Elterngenerationen anbieten, wäre die nächstliegende Reaktion vermutlich der Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

„Unzumutbar!“

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Mein Gymnasium (HPO), 1953

Oder, als gemäßigste Antwort, ein empörtes „Unzumutbar“! Dies umso mehr, als zu „unserer Zeit“ nicht wenige Schüler  gut und gerne zwanzig Kilometer (eine Strecke) und sogar noch mehr täglich zurücklegen mussten. Logischerweise mit dem Fahrrad. Wenn sie denn überhaupt so etwas Wertvolles besaßen.Und etliche hatten ordentliche Steigungen im Reinhardswald oder im Solling zu bewältigen. Schulbusse waren unbekannt. Ungefähr bis 1950 gab es Schulspeisung. Gespendet von der Care-Organisation in den USA, aber auch von britischen, schweizerischen und schwedischen Wohlfahrtsverbänden. Am beliebtesten war Nudelsuppe mit Rindfleisch, war heißer Kakao, war Studentenfutter. Gewöhnungsbedürftig hingegen empfanden wir Knäckebrot. Selbstverständlich stand man bei der Essensausgabe brav in Reih´ und Glied an. Und in Reih´ und Glied stand man auch an, wenn Impfen angesagt war. Klassenweise. Gegen Masern, Pocken, Kinderlähmung und Tuberkulose. Elterlicher Widerspruch, Bedenken? Gab es nicht. Alle diese Krankheiten traten in der Folge allerdings jahrzehntelang nicht mehr auf.

Trotzdem eine schöne Kindheit

Klar, auch wir hatten Schulferien. Aber Urlaub, im Sinne von Reisen – daran war bis weit hinein in die 50-er Jahre nicht einmal im Traum zu denken. Was freilich auch nicht als Manko empfunden wurde. Wir hatten als Kinder ja den Wald, den Bach, den Sportplatz und im Sommer die Kiesgrube als Adria-Ersatz. Außerdem durfte die Quarta (also die dritte Gymnasialklasse) der HPO tatsächlich auch einmal für eine ganze Woche ins Kreiszeltlager Waldeck am Edersee fahren. Ein echtes Abenteuer. Aber natürlich  – mit finanzieller Eigenbeteiligung. Ich besaß – welch ein Schatz! – schon ein Fahrrad. Ein Sportrad sogar, mit einer Fichtel & Sachs-Dreigang-Kettenschaltung. Damit ging es zur Schule, aber auch auf Ausflüge durch das schöne Weserbergland. Später – wir waren 1956 nach Südhessen gezogen – kamen Rhein, Main und Mosel dazu. Und 1958 (mit 17 Jahren!) sogar der erste Besuch in einem Ausland. Vier Schulfreunde zur Weltausstellung nach Brüssel. Selbstverständlich mit dem Fahrrad. Fünf Tage hin, fünf Tage zurück. Übernachtet wurde im Zelt oder bei Bauern im Heu. Befragt man seine Erinnerung, ob die Kindheit – trotz allem – schön gewesen sei, so meldet sie ohne zu zögern zurück – Ja!

Womit sich der Kreis zum Ausgangspunkt schließt – zur Vergleichbarkeit der Massenfluchten und und millionenfachen Vertreibungen nach dem Krieg und heute. Vor wenigen Jahren gab es im Bonner „Haus der Geschichte“ eine bemerkenswerte Sonderausstellung mit dem Titel „Flucht, Vertreibung, Integration“. Darin wurden nicht nur die dramatischen Zustände der unmittelbaren Nachkriegszeit in Deutschland sehr eindrücklich dargestellt, sondern auch, wie lange es dauerte, bis die Letzten jener 12 bis 14 Millionen ihre Behelfsunterkünfte in Baracken und – nicht selten sogar – ausgedienten Eisenbahn-Güterwagen verlassen und in normale Wohnungen einziehen konnten. Unlängst erst schrieb mir dazu ein Schulfreund aus HPO-Zeiten u.a.:

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Der ganze Stolz: ein Sportrad mit Dreigang-Schaltung

„Nach meiner Ankunft 1955 in Frankfurt musste ich zunächst jahrelang in Jugendheimen der AG (= Ackermann-Gemeinde, eine soziale sudetendeutsche katholische Einrichtung, die sich auf den „Ackermann von Böhmen“ beruft, d. Verf.) zubringen mit 8 Personen in Doppelbetten, ehe ich für uns eine Wohnung zugesprochen bekam…“

Andere Zeiten, aber…

Wohlgemerkt, wir sprechen hier bereits von Mitte der 50-er Jahre. Mehr als ein Jahrzehnt war also schon seit Kriegsende vergangen! Deutschland (West) hatte 1954 die Fußball-Weltmeisterschaft gewonnen, 1955/56 kamen als Verhandlungserfolg von Konrad Adenauer die letzten Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion heim; auch ich stand seinerzeit als Foto-„Sandwich“ mit meiner Mutter am Bahnsteig des Durchgangslagers Friedland bei Göttingen, und wir hofften (vergeblich) auf die Rückkehr des vermissten Vaters und Ehemannes. Die Bundesrepublik befand sich unübersehbar im so genannten Wirtschaftswunder, deutsche Touristen begnügten sich schon nicht mehr mit Fahrten im blauen TOUROPA-Liegewagen ins oberbayerische Ruhpolding oder in den Schwarzwald, sondern entdeckten zunehmend die italienischen Strände. Und dennoch waren die durch den Krieg geschlagenen Wunden noch lange nicht vernarbt – weder in den Städten, noch bei den Menschen.

Und nun? Ja, wir leben heute in einer anderen Zeit. In einer Zeit, in der bei uns Wohlstand herrscht und brüchiger Friede ringsum. Gott sei Dank! Wenigstens bis zu Wladimir Putins brutalen Überfall der Ukraine am 24. Februar 2022. Und bis zu dem fürchterlichen, von der Hamas verübten Gemetzel in Israel. Schon allein deswegen verbietet sich nahezu jeder Versuch der Vergleichbarkeit. Oder doch nicht? Wäre es nicht gerade jetzt zum Beispiel dringend notwendig, von den heute Schutzsuchenden, bei allem Verständnis für deren Schicksal, Geduld und ein gewisses Maß an Bescheidenheit einzufordern? Aber auch, nicht zuletzt, vielen der (sicher zumeist gut meinenden) auf „menschenwürdige Unterbringung“, „Respektierung der fremden Sitten, Religionen, Gebräuche und Mentalitäten“ drängenden Deutschen zu empfehlen, den Blick zurück in eine Zeit zu werfen, die in Wahrheit noch gar nicht so lang vergangen ist. Einen Blick zurück, der gewiss mit Toleranz, Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit gepaart sein sollte. Aber auch mit der nachhaltigen Einsicht der immerhin hier Hilfe Erwartenden, dass zu den großen Errungenschaften unseres Landes Menschenrechte zählen wie Gleichheit, Gleichwertigkeit der Geschlechter, Religions- und allgemeine Freiheit – kurz: eine Verfassung, die über archaischen Clan-Sitten und religiös motivierten Rechts-Auslegungen steht, und die es unbedingt zu achten und respektieren gilt!

Ende

Gisbert Kuhn ist Journalist und war über viele Jahre innenpolitischer Korrespondent für zahlreiche Zeitungen sowie Mitarbeiter bei Rundfunk und Fernsehen in Bonn und Brüssel.

Teil (I):  https://www.rantlos.de/wird-von-der-polizei-vorgefuehrt.html

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