Selbstbildnis von Raphael, im Alter von etwa 23 Jahren ©wikipedia

Raffaello Sanzio da Urbino (* 6. April oder 28. März 1483 in Urbino; † 6. April 1520 in Rom) war ein italienischer Maler und Architekt. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler der italienischen Hochrenaissance. Raffael erlangte vor allem als Maler für seine harmonischen und ausgewogenen Kompositionen und lieblichen Madonnenbilder Berühmtheit. Zu Lebzeiten genoss er das Privileg, nur unter seinem Vornamen bekannt zu sein, und noch heute kennen die wenigsten seinen Nachnamen. Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein galt er als der größte Maler. Neben seiner Laufbahn als Maler in Florenz und am päpstlichen Hof in Rom wurde er auch Bauleiter des Petersdoms und Aufseher über die römischen Antiken.

Raffael wurde am 6. April 1483 in Urbino, Italien, als Sohn des Malers Giovanni Santi geboren. Sein Vater war ein angesehener Maler und Poet am Hof des Herzogs von Urbino. Raffael wuchs in einer Umgebung auf, die von Kunst und Kultur geprägt war, und zeigte schon früh großes Interesse an der Malerei.

Sein Vater schickte seinen begabten Sohn dann aber bereits vor dessen zwölften Geburtstag in die Lehre zu dem bekannten Maler Pietro Vanucci, genannt Perugino (um 1448–1523). Perugino wirkte auch an der Ausgestaltung der Sixtinischen Kapelle in Rom mit, von ihm stammt die Schlüsselübergabe an Petrus. Doch schon als Achtzehnjähriger soll Raffael die Werke seines Meisters in den Schatten gestellt haben. Perugino war bekannt für seine zarten Madonnenfiguren und seine leuchtenden Farben und hatte großen Einfluss auf Raffaels Stil. In Perugia entwickelte Raffael seinen eigenen Stil und schuf einige seiner frühesten Werke, sein erstes nachweisbares eigenständiges Werk ist die „Krönung des Heiligen Nikolaus von Tolentino“. Der damals etwa 17-jährige Raffael malte es für einen Altar in Città di Castello. Heute ist dieser Altar zerstückelt, Teile davon befinden sich unter anderem in Neapel und Brescia. Außerdem entstanden mehrere Heiligendarstellungen.

Nach seiner Ausbildung bei Perugino zog Raffael nach Florenz, wo er die Werke von Künstlern wie Leonardo da Vinci, Michelangelo und Fra Bartolomeo studierte. In Florenz arbeitete Raffael auch an einigen seiner bekanntesten Werke, darunter das Porträt des Dichters Baldassare Castiglione und die “Heilige Familie” (Madonna del Granduca). Diese Werke zeichnen sich durch eine subtile Farbpalette, eine klare Komposition und eine elegante Linienführung aus, die typisch für den Stil der Hochrenaissance ist. Insgesamt entstehen in Raffaels Florentiner Zeit 15 Madonnen, die zu den besten Arbeiten in seinem Oeuvre zählen. Außerdem kopierte Raffael unter anderem Werke von Masaccio (eigentlich Tommaso di Giovanni di Simone Guidi, 1401–1428) – wie die Fresken in Santa Maria del Carmine – und Fresken von Domenico Ghirlandajo (1449-1494) in der Kirche Santa Maria Novella.

Stanza della Segnatura im Vatikan für Papst Julius II., Wandfresko: Die Schule von Athen ©wikipedia

Vermutlich auf Vorschlag des Baumeisters Donato Bramante (1444–1514) wurde Raffael 1508 nach Rom zu Papst Julius II. (1443–1513) geschickt. Dort erhielt er den Auftrag, im Vatikanischen Palast drei Zimmer im zweiten Geschoss auszumalen, die sogenannten „Stanzen“. Er begann seine Arbeit im mittleren der drei Räume, der „Stanza della Segnatura“ (1508–1511), Sitzungsraum des päpstlichen Tribunals. Die Stanzen ist eine Serie von Wandteppichen, die biblische Geschichten darstellen. Diese Wandteppiche sind heute im Vatikanischen Museum zu sehen und zählen zu den größten Kunstwerken der Renaissance. 1511 begann Raffael mit dem Ausmalen der „Stanza di Eliodoro“ (1511–1514), die nach dem Hauptfresko (1511–1512) benannt ist, das die Vertreibung des Heliodor aus dem Tempel zu Jerusalem darstellt. Raffael war auch für seine Fähigkeit bekannt, menschliche Figuren realistisch und emotional darzustellen. Seine Gemälde zeichnen sich durch eine klare Komposition und eine subtile Farbpalette aus. Zu seinen bekanntesten Werken gehören “Die Schule von Athen”, ein Wandgemälde, das Philosophen und Gelehrte aus der Antike zeigt. Zu dieser Zeit entstand auch die berühmte „Sixtinische Madonna“ (um 1513/1514, 1516 fertig gestellt), die sich heute in der Gemäldegalerie in Dresden befindet. Sie sollte ursprünglich für den Hochaltar der Kirche S. Sisto zu Piacenza bestimmt sein. Raffael war auch ein Meister der Porträtmalerei und schuf einige der berühmtesten Porträts der Renaissance. Zu seinen Porträts gehören “Der Baldassare Castiglione”, ein Bild des italienischen Diplomaten, sowie “La Fornarina”, ein Porträt seiner Geliebten.

Für den Hochaltar von Santa Maria in Aracoeli entstand die „Madonna di Foligno“. Daneben porträtierte Raffael weiterhin bedeutende Zeitgenossen wie Papst Julius II. und Papst Leo X. 1514–17 entstanden die Fresken in der „Stanza dell’Incendio“, die wiederum nach dem Hauptfresko (1514) benannt ist, das den Brand des Borgo im Jahr 847 n.Chr. darstellt, also des Stadtviertels nahe der St.-Peters-Kirche. Daneben finden sich historische Szenen aus dem Leben verschiedener Päpste.

Porträt einer jungen Frau (La Fornarina oder Margherita Luti, Geliebte Raffaels) ©wikipedia

Als Donato Bramante 1514 stirbt, erhält Raffael die Bauleitung für den neuen Petersdom, für den er sodann Pläne entwirft. Zudem sind noch weitere Entwürfe Raffaels für sakrale wie auch profane Bauten in Rom erhalten geblieben. Das bekannteste Bauwerk, das auch realisiert wurde, ist die sogenannte „Villa Madama“. Aber auch am Ausbau des Palastes im Vatikan hat Raffael mitgewirkt. 1515–1516 entstanden die Entwürfe für zehn Wandteppiche (Gobelins), die für die Sixtinische Kapelle bestimmt waren. Gewoben wurde diese in Brüssel. Im Dezember 1519 wurden sie an ihrem Bestimmungsort aufgehängt. Sie zeigen Szenen aus dem Leben der Apostel Petrus und Paulus.

1517 erhält Raffael den Auftrag für die Ausmalung der Vorhalle der „Villa Farnesina“ in Trastevere des päpstlichen Bankiers Agostino Chigi (1465–1520). Bei seiner Arbeit wurde Raffael von zahlreichen Gehilfen unterstützt; er selbst beschränkte sich im Wesentlichen auf den Entwurf. Dargestellt ist der Mythos von Amor und Psyche (Deckenbilder „Hochzeit von Amor und Psyche“, 1517–1518, und „Rat der Götter“).

Im Mai 1519 kamen die Arbeiten an der „Logge di Raffaello“ zum Abschluss, einem Arkadengang, der an den Damasus-Hof des Vatikanischen Palastes anschließt. Insgesamt entstand ein Zyklus mit biblischen Szenen aus 52 Bildern in den 13 Arkaden, die von Gehilfen nach den Entwürfen Raffaels ausgeführt wurden. Sie werden „Bibbia di Raffaello“, also „Bibel Raffaels“, genannt.

Verklärung, von Raffael, 1520, bei seinem Tod unvollendet. Öltempera auf Holz, 410 × 279 cm (160 × 110 Zoll). Pinakothek Vatikanstadt ©wikipedia

Die „Verklärung Christi“ (1519–1520) sollte Raffaels letztes monumentales Meisterwerk werden. Den Auftrag für das Werk hatte der Maler von dem Kardinal Giulio de Medici (1478–1534) erhalten, der seit 1515 Erzbischof von Narbonne war. Es sollte das Altarbild der dortigen Kirche werden. Doch das Bild sollte Rom nie verlassen, denn Raffael starb, bevor er es vollenden konnte.

Am 06. April 1520 starb Raffael an seinem 37. Geburtstag. Ganz Rom trauerte über den Tod des Meisters. Er wurde im Pantheon beigesetzt. Die Inschrift für sein Grab verfasste Kardinal Pietro Bembo (1470–1547), einer der berühmtesten Gelehrten seiner Zeit:

„Dies ist Raffaels Grab. Die Natur hatte Angst, als er lebte, Vor seinem Sieg; als er starb, Angst, dass sie sterbe mit ihm.“

Raffael beeinflusste die Kunst seiner Zeit und auch die folgenden Generationen von Künstlern. Sein Werk beeinflusste den Stil von Malern wie Peter Paul Rubens, Antoine Watteau und Jean-Auguste-Dominique Ingres. Sein Einfluss ist bis heute in der Kunst und der Kunstgeschichte spürbar. Insgesamt war Raffael einer der einflussreichsten Künstler der Renaissance und seine Werke sind heute noch weltweit bekannt und geschätzt. Er war ein Meister der menschlichen Figur und seiner Fähigkeit, menschliche Emotionen durch seine Kunst auszudrücken, macht ihn zu einem der größten Maler aller Zeiten.

Titelfoto: Ausschnitt aus Raffaels „Sixtinischer Madonna“

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