Dieter Weirich © seppspiegl

Wenn Ruhekissen Wertschätzung signalisieren, meint es die Trump- Regierung gut mit dem deutschen Kanzler Friedrich Merz bei seinem heutigen Antrittsbesuch in Washington. Nicht jeder Gast wird in die historischen Gemächer des Blair Houses, des Gästehauses neben dem Weißen Haus, zum Übernachten eingeladen. Viele amerikanische Präsidenten haben die Nacht vor ihrer Amtseinführung hier verbracht.

Für Merz ist es der wichtigste Termin seiner bisherigen Amtszeit. Es gilt, die für unsere Sicherheit unverzichtbare USA eng an unserer Seite zu halten, Washington durch weiteres Engagement in der Ukraine zum Erhalt der europäischen Friedensordnung zu motivieren, eine vernünftige Handelspolitik im Rahmen der Europäischen Union zu betreiben und die NATO als die entscheidende Friedensmacht der freien Welt zu stabilisieren.

Dafür ist ein guter persönlicher Draht zwischen Trump und Merz bedeutsam. Die bisherigen Telefonate verliefen konstruktiv. Beide sind inzwischen per Du, was in der internationalen Staatsmänner-Konversation noch nichts heißt, besitzen gegenseitig ihre Handy-Nummern.

Merz dürfte auch persönlich ein paar Pluspunkte verbuchen. Er ist von Hause aus Transatlantiker, ein Konservativer, wenn auch nicht ganz nach neuem republikanischem Geschmack, hat für Blackrock gearbeitet, was für Amerikaner keine „Heuschrecke“, sondern eine renommierte Investmentgesellschaft ist. Auch spielt er Golf, ohne freilich sein Handicap zu verraten.

Die Begegnung im Oval Office ist freilich kein Selbstläufer, wirft Trump den gerne moralisierenden Deutschen doch jahrzehntelanges Schmarotzertum bei der Sicherheit wie selbstgewollte Abhängigkeit von russischen Erdgaslieferungen vor. Auch stören ihn der deutsche Exportüberschuss und die engen Wirtschaftsbeziehungen zu China.

Trump ist ein schwer zu berechnender Partner. Militärs würden von einer „unguided missile“, einem unkontrollierbaren Marschflugkörper sprechen, erratisch, selbst verliebt, zum Erreichen von Deals mit der militärischen Stärke der USA kokettierend auch zu latenter Erpressung bereit. Merz wird bei seiner Feuertaufe den stärksten Eindruck hinterlassen, wenn er selbstbewusst und nüchtern die deutsche Bereitschaft, künftig fünf Prozent der Wirtschaftsleistung auszugeben, betont. Das könnte Trump „great“ finden.

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