Eisbaden — nur für Harte

„Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht!“ Nicht erst Friedrich Nietzsche propagierte in seiner philosophischen Abhandlung „Also sprach Zarathustra“ das Prinzip des Abhärtens. Schon im 18. Jahrhundert lehrte der Arzt Johann Georg Krünitz von der Abhärtung des Leibes, um „den Eindrücken der Witterung und andern Beschwerden widerstehen zu können.“ Im 19. Jahrhundert machte dann in Deutschland vor allem der „Kräuterpfarrer“ und „Wasserdoktor“ Sebastian Kneipp seine Therapieformen und Heilmethoden bekannt, die auch auf körperliche Reize zur Stärkung der körpereigenen Abwehrkräfte setzen.

Bis heute hat das Prinzip des Abhärtens zur Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens viele Anhänger. So kommen „nur die Harten in den Garten“, wie der Volksmund spricht, und die anderen sind schlaffe „Warmduscher“. Stattdessen sollen nach den Vorstellungen der Härtefans kalte Duschen, Tau- oder Schneetreten im Garten, sogar Eisbaden, aber auch Saunagänge sowie Wassertreten den Körper reizen und damit das Immunsystem stimulieren. Tatsache ist, dass Wärme- und Kältereize den Körper dazu bringen, die Temperaturunterschiede auszugleichen. Dabei kommt vor allem die Durchblutung in Schwung. Auch der Kreislauf wird stimuliert. Jene Effekte verbessern die sogenannte Thermoregulierung des Körpers – oder anders ausgedrückt: Man fröstelt nicht mehr so schnell bei niedrigen Temperaturen. Diese natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Kälte haben viele „moderne“ Menschen mehr oder weniger verloren, weil sie die meiste Zeit in wohltemperierten Räumen verbringen und immer weniger ins Freie kommen. Dadurch geht die körpereigene Fähigkeit zur Thermoregulation verloren.

Wassertreten vermindert die Empfindlichkeit gegen Temperaturschwankungen ©Ruth-Rudolph_pixelio.de

Ob allerdings Abhärtung mit Temperaturreizen wirklich eine Stärkung der Abwehrkräfte zur Folge hat, ist unter Wissenschaftlern nach wie vor umstritten, weil nicht bewiesen. Dennoch schwören Viele auf die Wunderkräfte des Abhärtens, auch Mediziner. Die Befürworter aus der ärztlichen Berufsgruppe verweisen darauf, dass Kälte einen gesunden Körper dazu bringt, auf den Reiz zunächst mit einer Verengung der Gefäße und anschließend deren Weitung zu reagieren. Dabei werden auch die Haut und Schleimhäute stärker durchblutet. Das erschwert es Krankheitserregern, sich einzunisten. Denn auf gut durchbluteten, feuchten Schleimhäuten – etwa im Nasen-Rachen-Bereich – haben Viren deutlich schlechtere Chancen als auf Schleimhäuten, die von Heizungsluft und Klimaanlagen ausgetrocknet sind. Darüber hinaus führt der gesteigerte Blutstrom Immunzellen, deren Produktion durch das Wechselspiel der Temperaturen mobilisiert wurde, in die Risikozonen und macht Erregern damit das Leben noch schwerer.

Doch diese Effekte seien nur von kurzer Dauer, wenden die Skeptiker ein. Sie führen zudem an, dass es bislang keine wissenschaftlichen Belege dafür gebe, dass durch Temperaturreize bzw. „Kälteschocks“ tatsächlich das Immunsystem so stabilisiert bzw. gestärkt werden könne, um das Risiko von Erkältungskrankheiten deutlich zu minimieren. Die an der Abhärtungstheorie Zweifelnden meinen vielmehr, dass statt der Kälteanwendungen einfach auch mehr Aufenthalt im Freien – und zwar bei allen Temperaturen – ausreiche, um den Körper widerstandsfähiger zu machen. Demnach lässt sich die Gefahr von Schnupfen, Husten, Grippe etc. schon spürbar reduzieren, wenn man weniger Zeit in trockener Heizungsluft verbringt. Und dafür genügt dann schon etwas mehr Bewegung an frischer Luft.

Unstrittig ist hingegen, dass eine gesunde, ausgewogene Ernährung erheblichen positiven Einfluss auf unsere körpereigenen Abwehrkräfte hat. Dabei kommt es nicht auf einzelne Substanzen an, wie die Wissenschaftler betonen, sondern auf das stimmige Gesamtpaket. Sie empfehlen daher auch nicht, bestimmte Wirkstoffe verstärkt zu sich zu nehmen. Feststellen lässt sich allerdings, wenn an einzelnen davon ein Mangel besteht. Mit Blick auf das Immunsystem halten die Experten eine ausgewogene Mischkost für das Ratsamste. Wem eine solche Ernährung – aus welchen Gründen auch immer – nicht gegeben ist, der kann darüber nachdenken, seinen Speiseplan zum Beispiel um hochwertige Shakes zu ergänzen, die im besten Fall auch Fitness und Wohlbefinden steigern.

Ob kalte Duschen, Saunagänge oder Wassertreten das Immunsystem nun stärken oder nicht, auf jeden Fall vermindern sie die Empfindlichkeit gegen Temperaturschwankungen. Allerdings sollte vor solchen Abhärtungsmaßnahmen die Meinung eines Arztes dazu eingeholt werden. Denn derartige „Leibes-Ertüchtigungen“ sind nur für gesunde Menschen zu empfehlen. Und auch sie sollten nicht gleich in einen zugefrorenen See springen oder sich Ähnliches vornehmen, sondern die Abhärtung langsam, mit Bedacht angehen und die Reize dann langsam steigern.

Quelle: Ihre Redaktion WOHL_be_FINDEN – eine Initiative der Almased Wellness –

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