von Dieter Weirich

Trump im Westen, Putin im Osten, die „Macht ist im Umbruch in der Welt“, eine rauere, ungeregelte Weltordnung droht uns am Horizont, weiß auch der Politikwissenschaftler und Publizist HerfriedMünkler. Von einer „schlafenden zu einer führenden Mittelmacht“ will Friedrich Merz Deutschland machen. Die neue Bundesregierung hat sich auf der Weltbühne zurückgemeldet.

Seit US-Präsident Donald Trump die amerikanischen Sicherheitsgarantien für uns in Frage gestellt hat,steht zu befürchten, dass der transatlantische Westen zum Auslaufmodell wird. Die Antwort kann nur ein engeres Zusammenrücken Europas mit der Erarbeitung einer überzeugenden Strategie für die gemeinsame Verteidigungsfähigkeit sein. Berlin muss aus seiner defensiven Ecke aus Ampel-Zeiten, welche das deutsch-französische Verhältnis beschädigte, heraus und zum Motor der Revitalisierung in der Kooperation mit Paris, London und Warschau werden.

Mit milliardenschweren Investitionen in die Wehrfähigkeit und den Bemühungen zur Gewinnung junger Menschen für die Bundeswehr sollte die kaputt gesparte und in ihrer militärischen Kraft nicht mehr für ernst genommene deutsche Armee  für die Abschreckung aufgerüstet werden. Gleichzeitig sollte das Bewusstsein in der Bevölkerung wachsen, dass es sich lohnt, die deutsche Freiheit und unseren demokratischen Rechtsstaat zu verteidigen. Die Verbesserung des Zivilschutzes verlangt  dieMitarbeit der Bürger.

Dieser Mentalitätswandel ist nicht leicht, glaubten die Deutschen doch über Jahrzehnte hinweg, es gebe die Sicherheit im Nulltarif. Die extreme deutsche Zurückhaltung bei der Bewältigung internationaler Konflikte wurde lange mit der deutschen Geschichte begründet, ein vor allem bequemes Motiv.Lieberzückte man das Scheckbuch.

Die Rolle des Gernekleins der Weltpolitik behagte den Deutschen. Alfred Grosser, der für die französisch-deutsche Verständigung eintretende Publizist ,nannte es einmal den „großen Wunsch der Deutschen, dass das Gute siegen möge, aber kämpfen sollen dafür die anderen“.

Ein „Nationaler Sicherheitsrat“ soll künftig innerhalb der Bundesregierung gebildet werden. Nur wenn nach draußen mit einer Stimme in außenpolitischen Fragen gesprochen wird, gewinnt die Regierung an Autorität.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

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