Schöne Bescherung

Autor Dieter Weirich

Vertraut man der „Corona-Ikone“ Christian Drosten, befinden wir uns in dieser nun zweiten „Pandemie-Weihnacht“ auf einem Blindflug. Wissenschaft und Politik tun sich mit Prognosen bei der neuen Omikron-Variante schwer. Gefahr scheint im Verzug, ein neuer Lockdown droht.

Nichts Genaues weiß man nicht, wie schon zuvor bei der Pandemie. Zuerst hielt der Bundesgesundheitsminister Masken für unnötig, dann waren sie der entscheidende Schutz gegen Aerosole. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) behauptete, eine asymptomatische Ausbreitung von SARS-Co-Viren sei selten, musste sich dann aber korrigieren. Jetzt wird die Unverzichtbarkeit von Auffrischungsimpfungen betont, obwohl in den Impfpässen die Haltbarkeit von einem Jahr nach den Pieks bescheinigt wird.

Vielleicht sollte man in die Wissenschafts-Beratung die Agnotologen einbeziehen. Sie repräsentieren die Wissenschaft des Nichtwissens, was es in der Wissensgesellschaft auch gibt. Jedenfalls ist die Lernkurve der Wissenschaft mit jeder neuen Infektion gestiegen.

Was schenkt man sich in einer so besonderen Weihnacht? Preiswert und der Gesundheit dienend zugleich ist eine Booster-Impfung. Ein der Lage angemessenes Präsent ist auch Raumluft, die in kleinen Messgeräten für die individuelle Lufthoheit zu erwerben ist. Schließlich bieten sich in Zeiten des Klimawandels noch biozertifizierte Weihnachtsbäume an, für deren Erwerb das Umweltbundesamt eine Übersicht veröffentlicht hat. Dass sich die Suche nach einem passenden Christbaum zu einem Horrortrip entwickeln kann, wissen wir aus der weihnachtlichen Komödie „Schöne Bescherung“, einer US-Produktion als Evergreen für die Festtage.

Für Bescherungen mit gemieteten Weihnachtsmännern gibt es allerdings einen Mangel auf dem Arbeitsmarkt. Die zumeist älteren Weihnachtsmänner gehören in der Pandemie zur Risikogruppe, weshalb in Amerika Frauen für diese Dienstleistung groß in Mode gekommen sind. In Großbritannien haben sich wegen des Santa-Engpasses die Stundenlöhne für die professionellen Überbringer von Weihnachtsgeschenken und Vorlesern von Geschichten verdreifacht. In Deutschland klagen diese saisonalen Hilfskräfte vor allem über entgangene Aufträge wegen vieler Absagen. So verschieden sind die Völker.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig. 

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