Missbrauch eines Märtyrers

Er ziert als Skulptur die Märtyrer-Galerie in einer gotischen Nische der Abtei von Westminister in London. Dietrich Bonhoeffer, lutherischer Theologe, profilierter Vertreter der Bekennenden Kirche, ist vor 80 Jahren (9.April) auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers im Konzentrationslager Flossenbürg als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus durch den Strang hingerichtet worden.
In vielen Kirchen wird in diesen Tagen in „Bonhoeffer-Messen“ an den mutigen Theologen erinnert, der sich gegen die braune Tyrannei auflehnte, im Widerstand mit dem berühmten Abwehrchef Wilhelm Franz Canaris zusammenarbeitete und dessen Handeln stets im Einklang mit seinem Glauben war, ab morgen gibt es unter dem Motto „Grenzenlos hoffen-mutig handeln“ ein internationales Jugendtreffen in Flossenbürg.
Es mutet absurd an, dass der seit 1933 gegen eine „Begrenzung der Machtfülle“ der Führung eingestellte Theologe im amerikanischen Kulturkampf als Ikone der Freiheit von der extremen christlichen Rechten vereinnahmt wird. Die christlichen Fundamentalisten, die treu ergeben an der Seite des neuen US-Präsidenten Donald Trump stehen und seinen Wahlsieg wesentlich mitverusacht haben, sehen sich in der Nachfolge der Bekennenden Kirche und stellen sich auf eine Stufe mit Bonhoeffers Kampf gegen das Naziregime. Die Nachfahren des gegen die Unterdrückung der Menschen, vor allem aber die Judenverfolgung streitenden Pfarrers macht das fassungslos, Bonhoeffer sei zwar ein Außenseiter in der Kirche, aber nie ein Evangelikaler gewesen.
Nicht nur die religiöse Rechte in den USA versucht das Erbe Bonhoeffers für sich zu beanspruchen, auch die Friedensbewegung fühlte sich durch sein historisches Vorbild angeregt. Auch „Querdenker“-Demonstrationen berufen sich regelmäßig auf ihn.
In der Tradition des freiheitlichen Wirkens des Pastors Bonhoeffers steht seine ehemalige Zionskirche in Berlin, die vor dem Ende der DDR zum Zentrum der Opposition und der Kirche von unten wurde. Das hätte den Widerständler gefreut.
Was ist Bonhoeffers Botschaft an uns, vor allem an die Jugend. Zeigt Zivilcourage, nehmt Unterdrückung und Terror nicht hin:“Tatenloses Abwarten und stumpfes Zuschauen sind keine christlichen Haltungen“
Schreibe einen Kommentar