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In der Geschichte des Softwareanbieters für Videochats spielen die Telekom, Google und Microsoft eine Rolle. Und der Siegeszug der SMS.

© Tumisu auf Pixabay.com

„Skypen“ bedeutet heute so viel wie „per Video unterhalten“. Mitte der 90er-Jahre wurde das Verb auch schon hin und wieder benutzt, damals bedeutete es aber „Textnachrichten per Pager senden“. Pager waren kleine mobile Geräte für den Austausch kurzer SMS-Nachrichten (bis maximal 80 Zeichen). Sie verschwanden nach wenigen Jahren wieder vom Markt, bedingt durch den Boom der Mobiltelefone, die das dann auch konnten. Eines dieser Geräte nannte sich „Skyper“. Der dazugehörige Dienst startete 1996 als „T-Skyper“ von der Deutschen ­Telekom.

Als der Schwede Niklas Zennström und der Däne Janus Friis 2003 eine Firma für Internet-Videodienste in Luxemburg gründeten, wollten sie diese auch Skyper nennen. Sie leiteten das von „Sky peer-to-peer“ ab; „Sky“ stand dabei für „über den Himmel / durch die Luft“. Da aber die wichtigsten Domains noch von der Telekom belegt waren, ließen sie einfach das „r“ am Ende weg und starteten mit „Skype Technologies“ durch. Unabhängig von den Domains hätte aus markenrechtlicher Sicht das Weglassen des letzten Buchstabens allein nicht zu einer notwendigen Abgrenzung ausgereicht, aber zu dem Zeitpunkt wurde die Marke Skyper schon nicht mehr genutzt.

Erst kauft Ebay das Unternehmen, dann Microsoft

Bereits im ersten vollen Geschäftsjahr 2004 gab es über 43 Millionen Downloads der Software, sodass andere Tech-Konzerne schnell auf Skype aufmerksam wurden. 2005 kaufte Ebay das Unternehmen für 3,1 Milliarden Dollar. Nach verschiedenen Beteiligungs-Intermezzi lieferten sich Google, Facebook und Microsoft 2011 einen Bieterwettbewerb, den Microsoft mit einem Kaufpreis von 8,5 Milliarden Dollar für sich entschied.

Auf dem Feld der Live-Videoübertragungen und -konferenzen gab die Corona-Krise mit ihrem Homeoffice-Boom Skype einen weiteren Schub. Bis zu 90 Millionen Visits pro Monat verzeichneten die Skype-Apps. Allerdings besetzten dieses Marktsegment auch immer stärker werdende Wettbewerber, wie „Zoom“ und aus dem eigenen Haus „Microsoft Teams“. Die Popularität von „Microsoft Teams“ war es auch, die zur Einstellung des Profidienstes „Skype for Business“ im Juli 2021 führte. Skype gibt es seitdem nur noch als Privatdienst.

„Skypen“ schafft es in den Duden

Bereits vor Corona bemühte sich Skype darum, neue Geschäftsfelder zu erschließen, und bietet seit 2017 auch an, Geld mithilfe von PayPal in eine Reihe von Ländern zu überweisen. Losgelöst von dem Auf und Ab der Marke wird das Verb „skypen / (to) skype“ weiterhin sy­nonym für „videochatten per Internet“ verwendet. Das deutsche Verb und sein englisches Äquivalent haben es sowohl in den Duden als auch in diverse Dictionaries (unter anderem Merriam-Webster, Collins) geschafft.

Die Benutzung als Verb basiert auf mehreren Faktoren: Zum einen war Skype der erste wirklich populäre Dienst dieser Art, zum anderen ist „skypen“ sprachökonomisch unkomplizierter als „team-(s)en“ oder „webexen“ – und „zoomen“ hat ja bereits eine andere Bedeutung. Ob dieser Wortgebrauch sich dauerhaft durchsetzt, hängt nicht zuletzt von der weiteren technologischen Entwicklung ab. Wie wir am Pagerdienst Skyper sehen konnten, haben technisch basierte Begriffe oft eine kurze Halbwertzeit.

 

Mehr zum Thema Markenamen in:

Bernd M. Samland
“Naming für erfolgreiche Marken”

https://shop.haufe.de/prod/naming-fuer-erfolgreiche-marken

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