von Sepp Spiegl

„Dreck am Stecken haben“ – Eine schmutzige Angelegenheit mit Geschichte

Wenn jemand „Dreck am Stecken hat“, dann heißt das in Deutschland nicht, dass er nach einem Waldspaziergang vergessen hat, seine Wanderstöcke zu reinigen. Nein, diese Redewendung geht tiefer – viel tiefer. So tief, dass selbst Sherlock Holmes mit einem Spaten kommen müsste, um all die dunklen Geheimnisse auszugraben, die sich hinter einem vermeintlich sauberen Anzug, einem freundlichen Lächeln oder einem perfekt polierten Image verbergen.

Ursprung: Der mittelalterliche Schmutz-Check

Die Redewendung stammt – wie so viele charmant schäbige Formulierungen – aus dem Mittelalter. Und wie sollte es anders sein: Es geht um Dreck. Aber nicht irgendeinen! Gemeint ist der Schmutz, der sich an einem Stecken (also Stock oder Stab) sammelte, den Reisende bei sich trugen. Wer einen verdreckten Stecken hatte, der war offenbar auf düsteren, morastigen Wegen unterwegs – nicht ganz legal, nicht ganz sauber. Im übertragenen Sinn hieß das: „Der war wohl wieder auf krummen Touren!“ Oder wie man heute sagen würde: „Der hat irgendwas am Laufen.“ Heute benutzen wir „Dreck am Stecken haben“ natürlich nicht mehr, um auf dreckige Spazierstöcke hinzuweisen. Vielmehr beschreiben wir damit Menschen, bei denen unter der Fassade etwas nicht stimmt. Die scheinbar korrekt sind, aber heimlich Steuern hinterziehen, Affären haben oder heimlich DSDS schauen – kurz: Menschen mit verborgenen Sünden.

Verwendung: Vom Flurfunk bis zum Untersuchungsausschuss

1. Im Privaten:

„Ich sag’s ja nicht gerne, aber ich glaub, der Jens hat Dreck am Stecken.“
„Wieso?“
„Na, wer hat denn bitteschön vier Ventilatoren im Keller, obwohl’s draußen schneit?“

Hier dient die Redewendung oft als Grundlage für die schönsten Verschwörungstheorien in Familien, Nachbarschaften oder WhatsApp-Gruppen.

2. Im Beruf:

In der Geschäftswelt kann „Dreck am Stecken haben“ schnell zur wirtschaftlichen Kernschmelze führen: „Der Vorstandsvorsitzende trat zurück, nachdem herauskam, dass er nicht nur den Firmenwagen privat nutzte, sondern auch seine Katze auf Firmenkosten versichern ließ.“

3. In der Politik:

Ach, die Politik. Das Paradies für Stecken-Dreck! Wenn man jedem Politiker mit „Dreck am Stecken“ wirklich den Stecken abnehmen würde, wären viele Rednerpulte erstaunlich leer. Untersuchungsausschüsse lieben diese Redewendung – Journalisten auch.

Beispiel gefällig? „Die charmante Europaabgeordnete wirkte tadellos – bis sich herausstellte, dass sie ihre Wahlkampf-Flyer auf Papier drucken ließ, das aus illegal abgeholzten Bäumen ihres eigenen Gartens stammte.“

Internationaler Vergleich: Hat die Welt auch Dreck?

Natürlich! Auch andere Länder kennen die Redewendung – sinngemäß:

  • Englisch: To have skeletons in the closet.
    (Wobei ein Skelett im Schrank deutlich weniger Dreck macht, aber mehr Drama.)

  • Französisch: Avoir des casseroles au cul.
    (Wörtlich: „Töpfe am Hintern haben“. Bedeutet: Da klappert was Verdächtiges hinter dir her – kein Witz.)

  • Italienisch: Avere la coda di paglia.
    (Einen Schweif aus Stroh haben – also leicht entflammbar und schuldig im Blickfeld.)

  • Spanisch: Tener trapos sucios.
    (Schmutzige Wäsche haben – bitte nicht öffentlich waschen, heißt es da.)

Egal ob mit Skeletten, Töpfen oder schmutziger Wäsche: Die ganze Welt scheint ein bisschen „Dreck am Stecken“ zu haben.

Freunde oder Feinde: Wer darf’s sagen?

Unter Freunden sagt man das natürlich nur, wenn’s nicht ganz ernst gemeint ist: „Du hast doch Dreck am Stecken – wie oft warst du wirklich im Fitnessstudio diesen Monat?“

Unter Feinden? Da ist es die Munition der Wahl: „Er tut so, als wär er der Saubermann, aber glaub mir: Der hat so viel Dreck am Stecken, da könnte man ’ne Kleingartenanlage draus machen.“

Fazit: Dreck ist universell, aber charmant formuliert

„Dreck am Stecken haben“ ist eine dieser Redewendungen, die es schaffen, moralisches Fehlverhalten fast liebevoll ironisch klingen zu lassen. Sie enttarnt, ohne gleich zu verurteilen. Sie gibt Raum für Verdacht, ohne gleich die Guillotine zu schärfen. Und sie erinnert uns daran: Wer ohne Dreck ist, werfe den ersten Stecken.

Oder, um es mit einem modernen Update zu sagen:

„He who has no cookies in the browser history, cast the first meme.“ („Wer keine Cookies im Browserverlauf hat, der werfe den ersten Meme.“)

 

Aktuelles Beispiel: Donald Trump – definitiv jemand, der Dreck am Stecken hat – und das sowohl juristisch als auch politisch

1. Krypto-Korruption & Konflikte

Seit Beginn seiner zweiten Amtszeit lancierte Trump den Trump Memecoin ($TRUMP) sowie „World Liberty Financial“ – laut Kritikern ein klarer Fall von Interessenskonflikten und bereichernder Selbsttransaktion 

  • Trump befeuerte seine eigenen Kryptogeschäfte, beschönigte sie durch regulatorische Lockerungen bei SEC & DOJ – alles in seinem Interesse 

  • Auf Reddit verstecken sich deutliche Vorwürfe:

    „released an official ‘memecoin’ … Essentially worthless … pump‑and‑dump“

Das ist klassischer Dreck am Stecken – private Bereicherung durch öffentliche Machtmittel.

2. Richterliche Niederlagen & Justiz-Eingriffe

  • Ein US-Bundesgericht befand, dass Trumps Einsatz der Nationalgarde in Los Angeles illegal war – er handelte ohne Zustimmung des Gouverneurs 

  • Er versuchte zudem, sein Verurteilung wegen Hush-Money-Zahlungen an Stormy Daniels vom Staat- ins Bundesgericht zu verschieben – kein glatte Sache 

  • Und eine Berufung gegen ein US-Urteil, das ihn zur Zahlung von 5 Mio. USD an E. Jean Carroll wegen Verleumdung verpflichtete, blieb erfolglos 

Solche juristischen – missglückten – Manöver zeigen, dass Dreck am Stecken nicht nur da ist, sondern auch sichtbar wird.

3. Ethik-Chaos & System-Abbau

Trumps Regierung räumte ethische Kontrollinstanzen aus dem Weg:

  • Massiver Rausschmiss von mindestens 17 Inspektoren‑General in einem sogenannten „Friday Night Purge“

  • Lockere Regulierung, Abschaffung von Ethikregeln, Aussetzung der Verfolgung bei Auslandskorruption – ein selbstverständlicher Abbau von Checks-and-Balances .

Hier ist das Dreck! – auf systematischer Ebene.

4. Machtspiel & Proteste

Trump inszenierte sich als Oberkommandierender – am 14. Juni, seinem Geburtstag, gab es eine militärische Parade zum 250-Jährigen des US-Heeres – begleitet von No Kings-Protesten gegen autoritäre Tendenzen. Auch der Umgang mit außenpolitischen Konflikten zeigt ein schwankendes Bild – zwischen Diplomatie und Kriegsdrohungen (z. B. Iran) .

Ein weiteres Indiz: immer wieder gegen seine Entscheidungen – ein klarer Hinweis auf Dreck, der sichtbar geworden ist.

Trump & der Dreck am Stecken

  • Privat: Memecoin‑Schemata, Kryptogeschäfte mit Insider-Vorteil.

  • Juristisch: Gerichtliche Niederlagen, illegale Manöver, gescheiterte Berufungen.

  • Politisch: Abbau der Kontrollmechanismen, Ethik-Klippen.

  • Öffentlich: Proteste, Rechtsprechung, globale Aufmerksamkeit.

Wer „Dreck am Stecken hat“, wird’s oft schwer haben, sich komplett reinzuwaschen – Hinweise gibt’s genug. Trump als Beispiel? Definitiv.

- ANZEIGE -