Tony Hillerman – Dieb der Zeit
Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Der Roman, eines von achtzehn Büchern einer Reihe, kreist um die Ausgrabungsstätten der Anasazi in Nordamerika. Dr. Eleanor Friedman-Bernal erkundet sie insgeheim nach sorgfältiger Vorbereitung und entsprechendem Werkzeug, ohne jemandem Bescheid zu sagen, und verschwindet spurlos. Warum macht sie es heimlich? Sie ist die Spezialistin für eine bestimmte Sorte Keramik. Es dauert vierzehn Tage, bis sie als vermisst gemeldet wird.
Auf die Suche begibt sich Lieutenant Joe Leaphorn, der sich mit den Einheimischen und den Hinterlassenschaften der Ureinwohner gut auskennt und auf unerklärliche Verkäufe stößt. Überall trifft er auf Stätten der Verwüstung und findet einige Tote, die sich offenbar widerrechtlich besonders an den Knochen zu schaffen gemacht haben. Officer Jim Chee von der Navajo Nation Police verfolgt Hinweise nach dem Fund der Leichen zweier Grabräuber, die mit einem Bagger gearbeitet haben müssen. Nebenbei verknüpft sich damit ein alter ungelöster Fall, der eine überraschende Wendung bringt, denn die Ethnologin wird nach einer spannenden Ermittlung wiedergefunden.
Schon nach wenigen Seiten ist zu merken, dass der Autor nicht nur angelesenes Wissen über die Kultur der Navajo hat, sondern diese Kultur auch wertschätzt. Er hat als Sohn eines Farmers in Sacred Heart (Oklahoma) acht Jahre lang als Tagesschüler ein Internat für Indianer besucht und beschreibt Rituale, das Alltagsleben, die Siedlungen und die Landschaften hautnah und auch, wie die Nachfahren mit der Neuzeit umgehen. Während seiner Arbeit als Journalist lernte er das Vorbild für seinen Ermittler kennen, den Sheriff von Hutchinson County .Tony Hillerman, der besonders von Arthur W. Upfields und seinen Romanen über die Aborigines in Australien inspiriert wurde, lässt mit Geschick und Feingefühl den Leser in eine fremde Kultur eintauchen.
Tony Hillerman (1925–2008) besuchte acht Jahre lang ein Mädchen-Internat für Native Americans, kämpfte im Zweiten Weltkrieg, studierte danach Journalismus und war anschließend als Journalist und Dozent an der University of New Mexico tätig. Für seine Romane um die Navajo-Cops Joe Leaphorn und Jim Chee wurde er vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Edgar Allan Poe Award, dem Grandmaster Award, dem Grand Prix de Littérature Policière, dem Special Friend of the Diné Award und dem Agatha Award. Hillermans Romane wurden in siebzehn Sprachen übersetzt.
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