Politik: Verlorene Staatskunst
Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger erkannte die enorme Widerstandskraft Russlands (im Neusprech „Resilienz“) – eine Fähigkeit zur Erholung und zum geopolitischen Comeback, die sich durch die Jahrhunderte zog. Niederlagen und Krisen bedeuteten für Moskau selten das Ende, sondern oft den Auftakt zur nächsten Phase strategischer Neuorientierung.
Politik: Eiszeit am 38. Breitengrad
Kim Jong Un läutete das Jahr 2024 mit einem radikalen Politikwechsel ein: Die Aufkündigung des Ziels der koreanischen Wiedervereinigung und die Benennung Südkoreas als Hauptfeind brachen mit der Politik seines Großvaters, von Nordkoreas „ewigem Präsidenten“ Kim Il Sung.
Politik: Aufeinander angewiesen
Inmitten des Kalten Krieges und in Anbetracht der Verwüstung durch einen Atomkrieg legten die Systemkonkurrenten USA und Sowjetunion Ende der 1960er Jahre einen Entwurf des Atomwaffensperrvertrages vor. Der Vertrag hat nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Beschränkung von Nuklearwaffen geleistet, sondern angesichts einer möglichen apokalyptischen Katastrophe den ideologischen Wettstreit zugunsten einer internationalen Regelung temporär unterbrochen. Das ist eine historische Leistung. Damit wurden die multilaterale Ordnung und die globale Sicherheit befestigt, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Vereinten Nationen und der Stärkung des Völkerrechts entwickelt hatte.
Europas Kubakrise
Diesen Monat tagt in New York die Zehnte Überprüfungskonferenz des Nichtverbreitungsvertrags (Non-Proliferation Treaty, NPT). Das Staatentreffen, das ursprünglich im April 2020 stattfinden sollte, wurde wegen der Corona-Pandemie viermal verschoben. In dieser Zeit hat sich mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine die politische Großwetterlage so verschlechtert, dass Fortschritte in der Abrüstung und Nichtverbreitung von Nuklearwaffen kaum noch möglich scheinen.