Weirichs Klarer Kurs

Dieter Weirich

Bekanntlich fängt man ein neues Jahr mit guten Vorsätzen an, so hoffentlich auch in dem noch jungen 2025. Die Zeitenwende in Wirtschafts-und Sicherheitspolitik sollte im Mittelpunkt der Jahreswende stehen. Noch immer ist das Bewusstsein vieler Bürger für den Ernst der Lage, unsere mangelnde Wehrtüchtigkeit und unser alarmierend wirtschaftlicher Abstieg  nicht ausreichend geschärft.

Setzen wir  die richtigen diskursiven Akzente für die Zukunft ? Begriffe wie Innovation, Veränderungsbereitschaft und Eigenverantwortung schmücken zwar die Sonntagsreden vieler Politiker, vor unbequemen Wahrheiten mit konkreten Folgen drücken wir uns aber alle gerne.

Verdrängung beim Leben im Parallel-Universum ist nichts Neues. Ex-Bundeskanzler Kohl musste in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts viel Prügel für seine Warnungen vor einem „kollektiven Freizeitpark“ einstecken.

Ein Weckruf war 1999 die „Ruck-Rede“ von Bundespräsident Roman Herzog, der zum „Abschied von liebgewordenen Besitzständen“ aufrief. Dieser Appell des Staatsoberhauptes hatte allerdings mehr Wirkungen als die   „Wir-Beschwörungen“ seines Nachfolgers Steinmeier, der unaufhörlich den Zusammenhalt der politischen Mitte beschwört, bei  Zukunftsrezepten zur Mobilisierung eines starken Landes aber eher vage bleibt. Ein Ruck fürs Wir wäre auch die Einsicht, dass wir ohne die Bereitschaft, mehr und länger zu arbeiten, unseren Wohlstand nicht halten können .

Während hierzulande von manchen die Vier-Tage-Woche angepeilt wird, führen europäische Partner wie Griechenland gerade die Sechs-Tage-Woche wieder ein. 34,7 Stunden wird in Deutschland im Schnitt in der Woche gearbeitet, in Europa sind es 37 Stunden, nur Dänemark und die Niederlande unterbietet uns noch.

Nur wer das Arbeiten attraktiv macht und ältere Arbeitnehmer durch Anreize zum Weitermachen motiviert und von unrealistischen Träumen Abschied nimmt, wird das Bewusstsein, dass Wertschöpfung und Wachstum von Leistungsbereitschaft abhängen, in der Bevölkerung heben. Gleichzeitig ist dies ein Weg zur Bekämpfung des Fachkräftemangels. Das Bürgergeld ist in Wirklichkeit ein Konjunkturprogramm für die Schwarzarbeit und bedarf dringend der Korrektur.

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als „liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.Zum neuen Jahr veröffentlicht rantlos ausnahmsweise zwei Kurzkommentare.

 

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