Carl Hagenbeck ca. 1890 © Atelier Theod. Reimers, Hamburg-Wikipedia

Carl Gottfried Wilhelm Heinrich Hagenbeck wurde am 10. Juni 1844 in Hamburg, Deutschland, geboren. Zu seiner Generation gehören etwa Friedrich Nietzsche (1844–1900) und Ludwig II. (1845–1886). Seine Kindheit und Jugend erlebt Hagenbeck in den 1840er- und 1850er-Jahren. Zu seiner Lebenszeit wirken u. a. Zeitgenossen wie Josef Groll (1813–1887), Henriette Davidis (1801–1876) und Ludwig Scabell (1811–1885).

Seine Familie betrieb eine Zoohandlung, die ihn von Kindheit an mit exotischen Tieren in Kontakt brachte. Sein Vater war ein bekannter Tierhändler und bot ihm die Möglichkeit, auf Reisen in verschiedene Teile der Welt mitzukommen. Diese Reisen führten ihn unter anderem nach Afrika, Asien und Amerika, wo er eine Vielzahl von Tierarten in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten konnte.

Inspiriert von diesen Erfahrungen begann Hagenbeck, neue Methoden zur Tierhaltung zu entwickeln. Anstatt Tiere in engen Käfigen zu halten, schuf er großzügige Gehege, die den natürlichen Lebensräumen der Tiere ähnelten. Er erkannte, dass die traditionelle Art der Tierhaltung nicht nur für die Tiere selbst, sondern auch für die Besucher unbefriedigend war. Indem er die Barrieren zwischen den Tieren und den Menschen reduzierte, schuf er eine einzigartige Möglichkeit, Tiere zu erleben und zu beobachten. Er revolutionierte und beeinflusste weltweit die Zooarchitektur durch die Erfindung naturalisticher Freigehege.

Im Jahr 1874 gründete Hagenbeck einen eigenen Tierhandel und begann, Tiere an Zoos und Zirkusse auf der ganzen Welt zu verkaufen. Er etablierte sich als einer der führenden Tierhändler seiner Zeit und erwarb einen ausgezeichneten Ruf für die Qualität und Gesundheit seiner Tiere.

Im Jahre 1875 eröffnete Hagenbeck seine erste „Völkerschau”

Auf dem Gelände konnten die Zuschauer den Alltagsbeschäftigungen einer Gruppe „Lappländer” zuschauen. Da dieser „Wanderausstellung” ein großer Erfolg beschieden war, folgten ähnliche „Ausstellungen” 1876 mit drei „Nubieren” und darauf mit einer „Eskimofamilie” aus Grönland. Ab 1883/84 traten „Kalmüken”, Singhalesen auf, 1908 Somalier, Beduinen und Äthiopier auf.  Diese damals sehr populären „Ausstellungen” werden heute kritisch gesehen.

Hagenbeck eröffnete 1887 einen Zirkus: Carl Hagenbecks Internationaler Circus und Singhalesen-Karawane, der später als Hagenbeck’s Zoologischer Circus firmierte. 1890 führte er die zahme Dressur von Wildtieren. Im selben Jahr trat er mit seinem Thierzirkus auf der Berliner Gewerbeausstellung auf, wo er Eisbären, Seehunde und verschiedene Vögel vor einem 60 Meter tiefen und 25 Meter breiten Eismeerpanorama präsentierte. Der Zirkus wurde 1905 nach dem Aufkauf durch einen amerikanischen Zirkus zum Circus Hagenbeck-Wallace. Carls jüngerer Bruder Wilhelm Hagenbeck (1850–1910) betrieb ebenfalls einen Zirkus, der später von Wilhelms Söhnen Willy (1884–1965) und Carl (1888–1949) weitergeführt wurde.

Carl Hagenbeck in seinem Zoo, 1907

Um dem wachsenden Raumbedarf nachkommen und auch einen eigenen Zoo einrichten zu können, wurde im damals Hamburg benachbarten preußischen, heute zu Hamburg eingemeindeten Stellingen ein Grundstück erworben, auf dem 1907 der erste Teil als Tierpark dem Publikum freigegeben wurde. Die Grundidee des neuen Tierparks war, möglichst viele Tiere in größtmöglicher Freiheit in natürlicher Umgebung zu zeigen. So wurden für die Gebirgstiere künstliche Felsen konstruiert, die üblichen Absperrungen zum Teil durch wassergefüllte Gräben ersetzt, deren Breite der Springfähigkeit der jeweiligen Gehege-Insassen angepaßt wurde. Durch diese Versuche wurde Hagenbeck  bahnbrechend für diese Art, Tiere in zoologischen Gärten zur Schau zu stellen. Viele Zoos in allen Weltteilen wurden nach Hagenbecks Entwürfen und Vorschlägen angelegt. Auch seine lebensgroßen Rekonstruktionen von Riesensauriern der Jura- und Kreidezeit wurden Vorbild für viele weitere ähnliche Darstellungen. – Nebenher liefen die Versuche, Tiere anderer Erdteile, auch solche der Tropen, an das Klima und die Unbilden des nördlichen Winters zu gewöhnen. In vielen Fällen gelang diese Akklimatisierung, die zeigte, wieviel ein Tier in dieser Beziehung durchstehen kann. Nicht wenige von ihnen gingen auch bei Kälte und Schnee freiwillig ins Freie.

Darüber hinaus spielte Hagenbeck eine bedeutende Rolle bei der Einführung von exotischen Tieren in Zirkusse und Filmproduktionen. Seine Tiere waren in Filmen wie “Die weiße Hölle vom Piz Palü” (1929) und “Menschen im Käfig” (1930) zu sehen. Durch diese Auftritte trug er zur Popularisierung und Sensibilisierung für den Schutz und Erhalt von bedrohten Tierarten bei. Carl Hagenbeck war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein engagierter Naturschützer. Er unterstützte zahlreiche Expeditionen zur Erforschung und zum Schutz von Wildtieren. Darüber hinaus war er ein Verfechter der Bildung und Aufklärung über Tiere und ihren Schutz. Sein Tierpark wurde zu einem Zentrum der Wissensvermittlung, wo Besucher nicht nur Tiere sehen, sondern auch etwas über sie lernen konnten.

Lovis Corinth: Porträt Carl Hagenbeck mit dem Walroß Pallas © wikipedia

Lovis Corinth porträtierte 1911 Hagenbeck mit dem Publikumsliebling, der Walrossdame Pallas. Das Bild befindet sich heute in der Hamburger Kunsthalle. Carl Hagenbeck verstarb am 14. April 1913, er wurde auf dem Hamburger Friedhof in Ohlsdorf beigesetzt. Auf den Grab befand sich ein bronzener Löwe.

Der Tierpark Hagenbeck

Der Park und das zugehörige Tropen-Aquarium befindet sich bis heute im Familienbesitz. Die Anlage umfasst 25 Hektar und ein Wegenetz von rund sechs Kilometern. Neben den Tieren in den Freigehegen kann der Besucher auch Pflanzen aus aller Welt besichtigen. Im Jahre 2007 eröffnete zum hundertjährien Jubiläum des Parks das Tropen-Aquarium mit den Themenwelten: Tropenwelt, Höhlenwelt, Giftschlangendorf und Unterwassrwelt. In der Anlage leben 14.000 exotisch Tiere. Die Unterwasserwelt wird in 29 Aquarien präentiert, das größte Seewasseraquarium ist mit 1,8 Millionen Liter gefüllt, wo man Haie durch eine 14 Meter lange und 6 Meter hohe Scheibe beobachten kann. Der Tierpark wird heute von Friederike Hagenbeck und Stephan Hering-Hagenbeck geführt.
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