Ein kleines Stück vom Kuchen
Die 70-jährige Mahin (Lily Farhadpour) lebt seit dem Tod ihres Mannes und der Ausreise ihrer Tochter nach Europa allein in Teheran. Ein Zustand, mit dem sie sich nicht abfinden möchte. Als sie sich mit Freunden zu einem Nachmittagstee trifft, bringen die sie auf den Gedanken ihr Liebesleben noch nicht endgültig abzuschreiben. In einem Café trifft sie auf den alleinstehenden Taxifahrer Faramarz (Esmail Mehrabi), fasst sie sich ein Herz und lädt ihn spontan zu sich nach Hause ein. Gemeinsam erleben sie eine unvergessliche Nacht mit Tanzen, Wein und gutem Essen. Unter das Glück aber mischt sich ein Bangen: Haben die beiden sich übernommen, könnte die neugierige Nachbarin die Sittenpolizei rufen? Sanft, einfühlsam und mit feinem Humor erzählen Maryam Moghadam und Behtash Sanaeeha von Alter und Einsamkeit und streuen dabei auf subversive Weise auch Kritik am iranischen Regime ein. Für Irans Machthaber ist vor allem die Tatsache, dass Frauen ohne Hijab zu sehen sind, ein rotes Tuch.
EIN KLEINES STÜCK VOM KUCHEN ist bereits die dritte gemeinsame Arbeit des erfolgreichen iranischen Regie-Duos Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha („Ballade von der weißen Kuh“). Der Film, der seine umjubelte Welturaufführung auf der diesjährigen Berlinale 2024 im Wettbewerb feierte, erzählt mit zartem Humor eine ebenso spielerische wie gefühlvolle Geschichte von Hoffnung und Liebe. Dabei zeichnet die Tragikomödie ein authentisches Bild des alltäglichen Lebens von Frauen im Iran und deren Möglichkeiten einer subtilen Emanzipation gegen die patriarchalen Autoritäten. Was als romantische Begegnung zweier einsamer Fremder beginnt, entwickelt sich so zu einer berührenden Ode an das Leben, die Frauen und die Freiheit.
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