Deutsche Redewendung: „Butter bei die Fische“
von Sepp Spiegl
„Butter bei die Fische“ – Eine Redewendung mit Geschmack und Bedeutung
Die deutsche Redewendung „Butter bei die Fische“ bedeutet sinngemäß: Mach jetzt ernst! Komm zur Sache! Leg endlich los! Sie fordert dazu auf, nicht länger um den heißen Brei herumzureden, sondern konkret zu werden – sei es mit Taten, Zahlen, Fakten oder Entscheidungen. Sie wird oft verwendet, wenn jemand zu lange zögert, schwafelt oder sich um eine klare Aussage drückt.
Herkunft der Redewendung
Die Redewendung stammt aus dem norddeutschen Raum, insbesondere aus dem küstennahen Volksmund. Der Ursprung ist kulinarisch: In Norddeutschland gehören Fischgerichte zur regionalen Küche, und klassische Gerichte waren gekochter, gebratener oder gebackener Fisch. Traditionell wird in Norddeutschland Fisch mit Butter abgeschmeckt, jedoch ohne Butter schmeckte er fade und unvollständig. „Butter bei die Fische“ war also ursprünglich ein sehr wörtlicher Ausdruck, der bedeutete: Jetzt kommt der entscheidende Teil des Essens. Diese Butter wird erst kurz vor dem Essen auf den heißen Fisch gegeben, damit sie beim Servieren nicht bereits zerlaufen ist. Man kann also erst mit dem Essen des Fisches beginnen, wenn die Butter aufgelegt wurde. Im übertragenen Sinne fordert man mit der Redewendung auf, zur Sache zu kommen. Fehlte die Butter, war das Gericht unvollständig – es wäre dann nur eine halbe Sache. Da Butter früher ein Luxusprodukt war, konnten sich viele deren Zugabe zum Fisch nicht leisten. Die Redewendung ist also auch als Aufforderung zu verstehen, nicht mit dem Wichtigsten zu sparen. Wer keine Butter zum Fisch anbot, der knauserte. „Hat he denn ok Butter bi de Fische?“ (oder in Abwandlungen wie: Hat dai ok bueter bi de fische?) war in Hansezeiten eine verbreitete Frage zur Zahlungsfähigkeit eines Kunden. Auch konnte die Aussage, jemand habe Butter bei den Fischen, bedeuten, dass er wohlhabend war oder gut lebte. Zwar lässt sich die Redewendung sprachlich erst ab dem 19. Jahrhundert nachweisen, doch die Esskultur, auf die sie sich bezieht, reicht weit zurück. Im Mittelalter war Fisch eine häufige Speise – vor allem an den vielen Fastentagen der Kirche, an denen Fleisch verboten war. In diesem Zusammenhang war Butter entweder Luxus oder zumindest das „Finish“ einer einfachen Mahlzeit. Bei Fischern, Köchen, Marktfrauen oder Gastwirten war das Bild von Fisch mit Butter also sehr konkret – was heute metaphorisch gemeint ist, war damals ganz praktisch.
Der Satz Butter bei die Fische ist im Standarddeutschen grammatikalisch falsch. Ursprünglich hieß der norddeutsche Ausdruck „Butter bei de Fische haben“; im Plattdeutschen sind die Artikel „de“ und „dat“ gebräuchlich, die Sprache folgt einer eigenen Grammatik. Erst die sprachliche Anpassung an hochdeutsche Ausdrücke führte zu der fehlerhaften Formulierung, die trotzdem in den alltäglichen Sprachgebrauch übergegangen ist. Im Rheinland wird noch heute der ursprüngliche Ausdruck Butter bei de Fische (auch mit Fisch in Singularform) verwendet. Umgangssprachliche oder dem Dialekt geschuldete Eigenheiten bestehen mitunter auch in anderen Regionen fort.
Verwendung im Alltag
Im Alltag begegnet uns „Butter bei die Fische“ in vielen Zusammenhängen:
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In Gesprächen, wenn jemand drumherum redet:
„Jetzt sag endlich, ob du mitkommst oder nicht – Butter bei die Fische!“ -
In Verhandlungen, wenn Klartext verlangt wird:
„Wir brauchen endlich Zahlen – Butter bei die Fische!“ -
In Beziehungen, wenn jemand emotional ehrlich sein soll:
„Du machst dir doch Gedanken – Butter bei die Fische: Was fühlst du wirklich?“
Gebrauch in Politik und Wirtschaft
Auch in Politik und Wirtschaft wird der Ausdruck gerne verwendet, wenn es um Klarheit, Verantwortung oder Entscheidungen geht:
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In politischen Debatten, z.B.:
„Sie reden immer von sozialer Gerechtigkeit – aber wie soll das konkret aussehen? Butter bei die Fische, Herr Minister!“ -
In Unternehmen oder Führungsetagen:
„Schöne Visionen bringen uns nicht weiter. Jetzt brauchen wir einen Plan – Butter bei die Fische!“
Besonders in der politischen Rhetorik signalisiert die Redewendung eine Aufforderung zur Transparenz und Handlungsbereitschaft.
Jugendsprache und Popkultur
Bei Jugendlichen ist der Ausdruck weniger gebräuchlich, da er als etwas altmodisch oder „norddeutsch“ wahrgenommen wird. Dennoch taucht er immer wieder in sozialen Medien, Serien oder Comedy-Formaten auf – meist humorvoll oder ironisch eingesetzt. Manchmal wird er auch in Memes oder Parodien verwendet, z. B. mit Fisch-Bildern und dem Spruch „Butter bei die Fische – jetzt wird’s ernst“.
Ähnliche Ausdrücke im Ausland
Auch in anderen Sprachen gibt es Redewendungen mit ähnlicher Bedeutung:
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Englisch:
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„Put your money where your mouth is.“ (Tu, was du sagst.)
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„Cut to the chase.“ (Komm zur Sache.)
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Französisch:
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„Passons aux choses sérieuses.“ (Lass uns zu den ernsten Dingen kommen.)
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Spanisch:
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„Vamos al grano.“ (Kommen wir zum Kern / zur Sache.)
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Diese Redewendungen zeigen, dass das Bedürfnis, vom Gerede zur Tat zu kommen, universell ist – auch wenn nur in Deutschland Butter bei die Fische kommt.
„Butter bei die Fische“ ist eine charmante, bodenständige Redewendung mit kulinarischem Ursprung, die uns dazu auffordert, klar, konkret und ehrlich zu sein. Ob beim Familienessen, im Büro, in der Politik oder beim Flirten – sie bringt Dinge auf den Punkt. Ein Stück sprachlicher Heimat, das sogar ein wenig nach Nordsee schmeckt.
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