Dieter Weirich ©seppspiegl

Der einstige Bundespräsident Richard von Weizsäcker konstatierte schon vor über drei Jahrzehnten, wir „leben in einer Demoskopen-Demokratie“. Für die FDP, die wie keine andere Partei eine Anziehungskraft auf taktische Wähler hat, sind die „politischen Wetterberichte“ nach dem Bruch der Ampel eine große Gefahr. Seit Wochen sehen die meisten Demoskopen die Partei unterhalb der Fünf-Prozent-Grenze, was für ihr strategisches Potential keine Ermutigung darstellt.

Ein parlamentarische Aus wäre wohl auch zugleich das Ende für Parteichef Christian Lindner, der die Partei 2021 nach dem Exitus 2013 mit einem glänzenden Ergebnis von 11,4 Prozent zurück in die Volksvertretung führte und bei einem erneuten Scheitern zum tragischen Helden würde.

Lindners Konterfei mit dem Slogan „Alles lässt sich ändern“ prangt in diesen Tagen von den Wahlplakaten der FDP, die am kommenden Sonntag bei einem außerordentlichen Bundesparteitag in Potsdam die Bürger mit einem Wahlaufruf für ihr Überleben mobilisieren will. Nur ein Stimmungsumschwung in letzter Minute kann die Partei retten.

In ihrer ohnehin schmalen Kernwählerschaft hat die FDP an Glaubwürdigkeit verloren. Für viele ist sie zu spät aus der Ampel ausgestiegen, andere nehmen ihr das Scheitern des Bündnisses insgesamt übel. Ihr jüngstes Abstimmungsverhalten zur Migration hat weitere Sympathien gekostet .

Im Wahlkampf setzt die FDP auf eine Wirtschaftswende mit geringeren Steuern, weniger Bürokratie und schnelleren Genehmigungsverfahren. Mehr Arbeit und Leistung soll Deutschland wieder an die Spitze bringen. Eine erneute Koalition mit den Grünen wird ausgeschlossen. Schwarz-gelb wäre die Wunschlösung.

Die CDU lässt sich auf solche Flirts erst gar nicht ein, will sie doch keinen Koalitionswahlkampf führen. Bei der CSU nimmt man der FDP noch immer die Zustimmung zum neuen Wahlrecht übel.

Zweimal ist in der Geschichte der Bundesrepublik eine Koalition vorzeitig geplatzt .1982 wurde der Kanzler Helmut Schmidt durch ein konstruktives Misstrauensvotum gestürzt, Helmut Kohl avancierte zum Regierungschef. Der „schwarze Riese“ revanchierte sich bei der darauffolgenden Bundestagswahl mit einer Stütz-und Liftwähler-Kampagne ,ein solcher Gönner ist diesmal nicht in Sicht.

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