Willi Reiche © Bo-Christian Riedel-Petzold

In Wachtberg bei Bonn ist Willi Reiche seit 1982 künstlerisch tätig und kann auf eine Vielzahl Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in sieben Bundesländern sowie im Ausland (CH, NL, UK) zurückblicken. Seit 1998 hat sich Reiche gänzlich der Kinetik verschrieben, mit Ausnahme einer über fünf Meter hohen Drachenskulptur aus Gratschrott, die im Rahmen eines Schulprojektes 2019 entstanden ist. Der Drache „Godart“, der im Drachenfelser Ländchen auf der Mittelinsel eines Kreisverkehrs in Berkum gen Siebengebirge blickt, ist auf Initiative des Fördervereins für Kunst und Kultur in Wachtberg e. V. anlässlich des 50-jährigen Bestehens der Gemeinde Wachtberg (NRW) entstanden.

Mit Schrott und ausrangierten Gegenständen arbeitet Reiche seit jeher. Schon bei seinen Frühwerken, Assemblagen, Installationen, Objet trouvés und Möbelunikaten, verwendet Reiche nahezu ausschließlich Dinge und Materialien, denen bereits ein Vorleben in anderer Funktion vorausgeht. Heute gerne als „Upcycling“ bezeichnet, betreibt Willi Reiche diese Art der künstlerischen Aufwertung von ausgedienten Relikten unserer Gesellschaft schon seit den 1980-er Jahren.

Aufgrund seines Blickes für außergewöhnliche Formen, die Ästhetik von Patina, den Charme historischer Bauweisen und der – aus heutiger Sicht – teils skurrilen Ausstrahlung anachronistischer Gegenstände und durch seine Jahrzehnte währende Sammelleidenschaft hat Reiche einen spektakulären Fundus angelegt. Und hier schöpft er aus dem Vollen, wenn er seine fantasiereichen Kunstmaschinen konzipiert. So kommt es nicht von ungefähr, dass Reiche 2021 mit dem dritten Platz beim erstmalig ausgeschriebenen „Upcycling Kunstpreis“ ausgezeichnet wurde für die Kunstmaschine „Every brass you take“. In Anlehnung an den Police-Titel „Every Breath You Take“ nimmt der englische Begriff „brass“ Bezug auf die verwendeten Schallbecher von Metallblasinstrumenten (eine wunderbare Schenkung von der Kinetik-Kollegin Charly-Ann Cobdak aus München), die in sanften, lautlosen Bewegungen zyklisch wiederkehrende Sinuskurven flüchtig in die Luft zeichnen.

Die rein mechanischen und weitestgehend sichtbaren und nachvollziehbaren mechanischen Bewegungsabläufe in Reiches eher leisen, kontemplativen Kunstmaschinen werden vielfach durch Niedervoltmotoren angetrieben. Willi Reiche kreiert aber auch Kunstmaschinen, die mittels Gravitation, durch Muskelkraft oder durch Wind angetrieben werden. Auch die Nutzung von Wasser- und Sonnenenergie ist für künftige Maschinen geplant. Ob Kunstmaschinen für Innenräume oder für den Außenbereich, bei Reiche ist die Kunst seit 1998 „immer in Bewegung“.

Filmemacher Bo-Christian Riedel-Petzold (Kamera und Schnitt) hat das kinetische Werk von Willi Reiche filmisch dokumentiert, mit Szenen in der Werkstatt, im Moving Art Garden (https://www.magbonn.de/) und in der Kunstmaschinenhalle (https://kunstmaschinenhalle.de/), wo der überwiegende Anteil von Reiches Kunstmaschinen steht und auf Anfrage nach Terminvereinbarung live in Bewegung präsentiert wird. Der fünfminütige Film gewährt aber auch kurze Einblicke in weitere Standorte, an denen kinetische Arbeiten von Willi Reiche stehen: Foyer der High-Tech Gründerfonds Management GmbH (Standort Bonn), eine Praxis für Orthopädie (ebenfalls in Bonn) sowie Privatgärten und Wohnräume: https://youtu.be/5wEIbyDJGiU

Ebenfalls digital bieten die Websites https://kunstmaschinen.de/ und https://willi-reiche.de/ umfangreiche Informationen und viel Bildmaterial über den Künstler und dessen Schaffen.

Der unlängst erschienene Bildband „KUNSTMASCHINEN Willi Reiche“ mit einer Erstauflage von 1.000 Exemplaren bietet jedoch einen Kunstgenuss nach „alter Tradition“: Ein reich bebilderter Kunstkatalog zum Blättern und Schmökern. Nicht kinetisch, aber dennoch bewegend wird hier jede einzelne der 70 chronologisch präsentierten Kunstmaschinen fotografisch und textlich dokumentiert. Die Idee, Entstehungsgeschichte und der Hintergrund der mitunter rätselhaften und oftmals spitzfindigen, ironischen und humorvollen Titel werden erläutert. Die Herkunft und der ursprüngliche Kontext der verwendeten Gegenstände und deren Neuinszenierung werden amüsant vermittelt und wenig geläufige Begriffe in einem umfangreichen Glossar sachlich und verständlich erklärt.

In einem wunderbaren Vorwort formuliert Max Moor die vier Phasen, die „Jedes Ding in Willi Reiches wunderbaren Kunstmaschinen“ durchläuft und den „Sinn der Kunst“. Die Einleitung von Dr. Helga Stoverock, die sich als Laudatorin wiederholt mit der kinetischen Kunst von Willi Reiche auseinandergesetzt hat, betrachtet dessen Vorgehensweise und Entwicklung aus kunsthistorischer Sicht.

„Allein die Namen der kinetischen Objekte des Künstlers Willi Reiche aus Wachtberg machen neugierig. Nun stellt ein prächtiger Bildband diese Objekte näher vor.“ (Thomas Kliemann – General-Anzeiger-Bonn)

 

Bestellungen möglich unter: https://kunstmaschinen.de/katalog/

Detailinfos unter:

https://www.buchhandel.de/buch/KUNSTMASCHINEN-9783000680328

 

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