Transrapid lebt weiter

Dieter Weirich

 Ist die Gründung des Fördervereins „Transrapid Emsland“ in Lathen von Anhängern der Magnetschwebebahn nur ostfriesische Restromantik oder auch ein in die Zukunft gerichtetes Signal für verstärkten technologischen Ehrgeiz bei der Verkehrswende? Einerseits geht es den Initiatoren darum, die verwitterten Exponate im Besucherzentrum der Versuchsanlage wieder ansehnlicher zu gestalten. Unzweifelhaft steht aber hinter dem Vorstoß auch die Mahnung, technologische Meisterwerke deutscher Ingenieurkunst mit mehr Beharrungsvermögen zu verfolgen.

Dass der mit dem Slogan „Fahren ohne Räder, Fliegen ohne Flügel“ im Land der Bedenkenträger gestartete Transrapid  einst scheiterte, hing das zunächst als Leuchtturmprojekt des künftigen Bahnverkehrs gepriesene Vorhaben mit dem Glauben an mangelnde Exportchancen und begrenzter politischer Unterstützung zusammen. Man scheute die Milliarden-Investitionen, die Versuchsstrecke im Emsland wurde stillgelegt, ein schwarzer Tag für den Technologiestandort Deutschland.

Frohlocken gab es bei den Grünen, deren damaliger Minister Trittin höhnte, diese “Technologie erschrecke nur noch friedlich grasende Kühe im Emsland“. Sein Parteigenosse Ströbele nannte das Projekt eine „Schnapsidee“. Fortan lebte der Transrapid nur noch in der Volksrepublik China weiter, wohin das Nachfolgemodell verkauft wurde. Seit zwei Dekaden verkehrt die Schwebebahn im Regelbetrieb mit einer Beschleunigung bis zu 430 Stundenkilometern von Schanghai zum Flughafen Pudong. Jetzt gibt es in China Pläne zur Weiterentwicklung des Transrapid in Quingdao mit einem Pilotfahrzeug, das eine Geschwindigkeit bis zu 600 Kilometer erreicht. Zwar fehlt es noch an einem Trassennetz, doch Pekings ambitionierte Zugplaner dürften auch dafür bereits Ideen haben.

Auch in Japan, das mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen seit langem international führend im Zugverkehr ist und das mit Abstand beste Streckennetz hat, sind 600 Stundenkilometer bereits Realität auf einer 300 Kilometer langen Jungfernstrecke von Tokio nach Nagoya, die in 40 Minuten bewältigt wird. Auch in den USA gibt es Überlegungen, Washington und New York auf diese Weise zu vernetzen. Die Idee des Transrapids lebt. Nur nicht im Land, wo er erdacht und entwickelt wurde.

 

Dieter Weirich (Jg. 1944), gelernter Journalist, kommentiert jede Woche mit spitzer Feder seine Sicht auf das aktuelle Geschehen in rantlos; mit freundlicher Genehmigung der “Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO)”. Weirich war von 1989 bis 2001 Intendant des deutschen Auslandsrundfunks Deutsche Welle. Zuvor gehörte er eineinhalb Jahrzehnte als CDU-Abgeordneter dem Hessischen Landtag und dem Deutschen Bundestag an, wo er sich als Mediensprecher seiner Partei und als Wegbereiter des Privatfernsehens einen Namen machte. Außerdem nahm er Führungspositionen in der PR-Branche in Hessen wahr. Weirich, der sich selbst als “liberalkonservativen Streiter” sieht, gilt als ebenso unabhängig wie konfliktfreudig.

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