Zeitverzug beim Denkwandel
„Zeitenwende“ ist ein Zwitter: Der Begriff steht sowohl für Zeitdiagnose als auch für ein Politikprogramm. Was die richtige Diagnose ist und was das richtige Politikprogramm, darüber wird politisch gestritten in der demokratischen Öffentlichkeit. Dieser Streit basiert auf Konzepten, mit denen wir die Welt ordnen und Politikrezepte entwickeln.
Ein Jahr „Zeitenwende“
Eine „Zeitenwende“ hat Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar vorigen Jahres vor dem Deutschen Bundestag beschworen – drei Tage nach dem russischen Überfall auf die Ukraine. Wie hat der Krieg das Leben und Denken Deutschen verändert? Keine Frage, wir sind aus unserer Wohlfühloase aufgewacht, haben in unserer Mehrheit erkannt, wie trügerisch der Glaube an eine fortwährende Friedensdividende ist, wenn auch nur ein "global player" dabei nicht mitspielen will. Blut, Schweiß und Tränen werden der Wohlstandsgesellschaft noch nicht abverlangt. Aber was nicht ist,...
„Und Frieden auf Erden…!“?
Kaum ein Bibelzitat ist bekannter als die Stelle aus dem Lukas-Evangelium (2/14) in der es heißt; „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden den Menschen, die guten Willens sind“. Es ist die Weihnachtsbotschaft, die jedes Jahr verkündet wird. Seit mehr als 2000 Jahren und seit langem auch rund um den Globus. Kaum etwas spricht mehr die doch – eigentlich - unstillbare Sehnsucht der Menschen an: Es soll Frieden sein! Auf der ganzen Erde! Für alle! Es ist der Wunsch aller Menschen – egal ob Christen, Muslims, Buddhisten oder auch Nicht-Gläubigen. Wann aber hätte sich die Menschheit daran gehalten?
Vor 32 Jahren: Deutschland wird wieder vereint
Vor 32 Jahren konnten die Deutschen zum ersten Mal ihren Nationalfeiertag begehen. Am Abend vor dem 3. Oktober 1990 herrschte bei den hunderttausend Menschen vor dem Berliner Reichstag eine ausgelassene optimistische Stimmung, von der auch die auf den Stufen des Gebäudes stehenden Politiker Helmut Kohl, Hans-Dietrich Genscher, Richard von Weizsäcker, Willy Brandt und Lothar de Maiziere sich anstecken ließen. Als das mitternächtliche Feuerwerk und die Nationalhymne den ersten Tag der deutschen Einheit markierten, flossen Ströme von Freudentränen, aber auch manche Zähre des Bedauerns über das Verschwinden eines Staates, mit dem man groß geworden war. Die Freunde von damals hat, nicht zuletzt wegen des Ukraine-Krieges, anderen Gefühlen Platz gemacht. Trotzdem bleibt den Deutschen Grund zur Freude.
Missionsziel: Stabile Seitenlage
Deutschland durchläuft derzeit eine beispiellose Neuausrichtung seiner Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Ausgelöst durch den Krieg Russlands in der Ukraine hat die Regierung ein neues Maßnahmenpaket angekündigt, um ein aktiveres militärisches Engagement zu erreichen. Diese Zeitenwende wurde bislang lediglich mit Blick auf die unmittelbare östliche Nachbarschaft analysiert. Die jüngsten parlamentarischen Diskussionen über die Verlängerung der Mandate in Mali zeigen jedoch, dass Berlins Zeitenwende nicht nur nach Osten gerichtet ist, sondern auch den deutschen Einsatz in der südlichen Nachbarschaft zu prägen scheint.
Zeitenwende in Deutschland?
Politische Zeitenwende in Deutschland? Erstmals seit 16 Jahren eine Bundestagswahl ohne Angela Merkel als Kandidatin. Am Ende: Schwere Schlappe für CDU/CSU und Armin Laschet. Sieger: Olaf Scholz und die SPD, dazu auch die Grünen und die Freien Demokraten. Aber gewonnen ist tatsächlich noch gar nichts. Oder vielleicht allerhöchstens ein bisschen. Nun liegen die Zahlen und Namen auf dem Tisch. In vielen Kommentaren heißt es, eine „Zeitenwende“ habe stattgefunden. Ist das wirklich der Fall?
Wenn Staat und Wirtschaft eins sind
Die Welt ist im Umbruch. Wir erleben eine historische Zeitenwende. Die wirtschaftlichen und politischen Strukturen, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind und den westlichen Industrieländern, insbesondere den USA, eine dominierende Stellung verschafften, verändern sich grundlegend.
Zeitenwenden
Seit Beginn der 90-er Jahre, seit dem Zusammenbruch des Kommunismus, überschlagen sich die politischen Ereignisse, aber auch die technischen Entwicklungen und wirtschaftlichen Bedingungen. Globalisierung, Digitalisierung, Terrorismus, mörderische Bürgerkriege, Flüchtlingsströme - wir erleben zur Zeit eine Zeitenwende in immer kürzeren Abständen. Kein Wunder, dass so viele Menschen besorgt sind. Sie fühlen sich bei der Verarbeitung der täglich hereinflutenden Prozesse überfordert.