Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Andrea Ewert, Nadine Liesse: Als Luis durch die Zeit sprang

Das sehr ansprechend von Nadine Liesse in Aquarelltechnik illustrierte Jugendbuch von Andrea Ewert richtet sich an 10 bis 13-Jährige. Die Abenteuerlust und Neugierde der Altersgruppe wird durch eine Zeitreise zweihundert Jahre in die Vergangenheit angestachelt. Vehikel ist ein alter Sessel, der einmal dem Forschungsreisenden Alexander von Humboldt gehörte. Bei dem Namen klingelt es und üppigste Amazonasbilder schwirren dem Leser durch den Kopf.

Hauptakteur ist Luis, der als frisch Zugezogener noch keine Freunde hat. Da die Mutter viel arbeitet, kümmert sich der verständnisvolle Opa um den Jungen. Eines Nachmittags stoßen sie auf eine Schatulle, die u.a. Bilder enthält. Wieder allein, sitzt Luis auf dem Sessel, in der Hand die Abbildung von Alexander Humboldt in seinem Arbeitszimmer. Plötzlich findet er sich genau in die Szene versetzt. Der Forscher und der Junge freunden sich im Laufe etlicher Besuche an, bis sie auf Augenhöhe Wissen über ihre jeweilige Zeit tauschen. Luis lernt u.a. die Projekte des Mannes kennen, die in leicht verständlicher Sprache umrissen werden, und Humboldt erfährt, was aus seinen Theorien und Visionen geworden ist.

Bei fiktiven Zeitreisen hat eine Autorin natürlich freie Hand, eigene Erklärungen oder Gesetzmäßigkeiten anzubieten. Trotzdem bleiben Fragen unbeantwortet (z.B. die Provenienzgeschichte von Schatulle bzw. Sessel oder warum ist Humboldt für seine eigenen Zeitgenossen auch unsichtbar?). Als Luis sich entschließt, bei Humboldt in der Vergangenheit zu bleiben, berichtet dieser von seiner strengen Mutter und bei Luis meldet sich plötzlich das schlechte Gewissen, weil ihm aufgeht, wie viel besser es ihm geht. Erstaunlich vernünftig und einsichtig reist der Junge zurück, lüftet sein Geheimnis und alle Beteiligten glauben seine Erklärung.

Die Autorin verzichtet leider auf die Verarbeitung der Forschungsreisen, was ihr spannendes Material hätte liefern können, aber viel Recherchearbeit bedeutet hätte. Das Buch eröffnet den Einstieg in die Forschungswelt und ließe sich wunderbar durch Aktionen aller Art ergänzen. Dass Luis so ganz problemlos auf weitere Zeitreisen verzichtet, verwundert eventuell nur den erwachsenen Leser. Jedoch ist die Erklärung folgerichtig, dass der einsame Junge keine eingebildeten Freunde mehr braucht, als er Anschluss gefunden hat. Die altertümliche Sprache Humboldts, als Gegensatz zur Rede des Jungen, ist gelungen nachempfunden.

Andrea Ewert, Nadine Liesse

Andrea Ewert, geboren 1964, hat nach ihrem Biologiestudium zunächst in der Naturerlebnispädagogik gearbeitet. Später entwickelte sie eigene Forscherkurse für Kinder und arbeitet an verschiedenen Bildungseinrichtungen. Den Kindern die Begeisterung für die Phänomene in der Natur und „…dass alles mit allem zusammenhängt…“ zu vermitteln, ist ihr besonders wichtig.   Nadine Liesse, Illustratorin Nadine Liesse, geboren 1963, hat nach ihrem Grafik-Design/Bildende Kunst-Studium in Brüssel als Art-Direktorin in verschiedenen Werbeagenturen gearbeitet. 1992 machte sie sich als freie Illustratorin selbständig. Sie zeichnet vorwiegend für Schulbuchverlage und hat auch zwei Kinderbücher illustriert. Durch ihr Interesse und Engagement für Ökologische Themen sowie den Kontakt zu zahlreichen Kindern in ihren Malkursen hatte sie seit langem das Bedürfnis, ein Kinderbuch zu natur- und umweltrelevanten Themen zu illustrieren

 

Druck- und Verlagshaus Mainz GmbH

Andrea Ewert, Nadine Liesse
Als Luis durch die Zeit sprang
1. Auflage
168 Seiten
Paperback
ISBN : 978-3-8107-0368-2
18,00 
Spannendes Kinderbuch-Abenteuer: Luis und die geheimnisvolle Truhe von Alexander von Humboldt

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