The Lords ist eine deutsche Beat- und Rockband aus Berlin, die zwischen 1965 und 1969 mit englischsprachigen Songs in den deutschen Charts vertreten war. Zu ihren bekanntesten Stücken zählen „Shakin‘ All Over“ und „Poor Boy“.

Kaum eine andere Rockmusikgruppe ist seit 50 Jahren im deutschen Sprachraum aktiv, und auch weltweit werden sie an Langlebigkeit nur noch von wenigen Bands, wie etwa den The Rolling Stones oder The Ventures übertroffen.

1959 begannen sie als Skiffle-Band in Berlin unter dem Namen Skiffle Lords mit zum Teil selbst gebauten Instrumenten und traten in Kneipen und bei kleineren Veranstaltungen auf. Am 7. April 1961 gewannen sie den vom Berliner Senat ausgeschriebenen Wettbewerb um „Das Goldene Waschbrett“.

Am 23. Juli 1964 kam die United Artists-Produktion des Beatles-Films „Yeah Yeah Yeah“ in die deutschen Kinos. Vor der Premiere fand ein Wettbewerb statt, mit dem die „Berliner Beatles“ gesucht wurden. Aus diesem Wettbewerb gingen am 21. Juli 1964 die Lords als Sieger hervor. Deshalb durften sie an der bundesweiten Endausscheidung im Hamburger Star Club teilnehmen. Am 6. September 1964 siegten die Lords auch hier; sie wurden zu „Deutschlands Beatband Nr. 1“ gekürt.

Ende 1964 erhielt die Band von der EMI in Köln einen Schallplattenvertrag und wurde nun als „Die deutschen Beatles“ vermarktet. Noch im gleichen Jahr erschien ihre einzige deutschsprachige Single „Hey Baby, laß‘ den Andern / Tobacco Road“. Während die A-Seite eine Eigenkomposition von Leo Lietz war, stammte die sozialkritische B-Seite im Original von John D. Loudermilk, die einen deutschen Text von Peter Moesser erhielt. Die Platte überzeugte nicht und verfehlte die Hitparaden. EMI stimmte nun englischsprachigen Produktionen unter Leitung des Musikproduzenten Heinz Gietz zu.

Bereits die zweite Single, eine Coverversion von „Shakin‘ All Over“, im Original von der britischen Band Johnny Kidd & The Pirates, belegte im August 1965 Platz 11 der deutschen Charts. Kaum schlechter schnitt die dritte Single „Poor Boy“ ab, die in drei Stunden von Klaus Peter Lietz verfasst wurde und Platz 12 erreichte. Der Song avancierte zum Erkennungssong der Band, obwohl er ursprünglich als B-Seite einer Single vorgesehen war.

1965 bestanden die Lords aus Ulli Günther (Gesang), Bernd Zamulo (Bass), Leo Lietz (Gitarre), Rainer Petry (Gitarre) und Peter Donath (Schlagzeug). Im Dezember 1964 war der bisherige Bassist Knud Kuntze wegen eines Unfalls mit dem Tourneebus, bei dem er ein Bein verlor, ausgeschieden. Er begann danach eine Karriere als Radio-Diskjockey beim Radiosender RIAS.

Zwischen 1965 und 1969 hatten die Lords zwölf Titel in der deutschen Hitparade, überwiegend produziert von Heinz Gietz. Ihr größter Hit war der Klassiker „Glory Land“ vom September 1967, der Platz 5 erreichte, ihr letzter Erfolg hieß „Three-Five-Zero-Zero“ im August 1969. Bis auf „Poor Boy“ handelte es sich um klassische englische oder US-amerikanische Folksongs, die in zeitgemäße Beatversionen umarrangiert wurden. Die Lords tourten in dieser Zeit mit den The Kinks, The Who und Casey Jones & the Governors.

Insgesamt brachten die Lords in Deutschland bis einschließlich 1989 30 Singles heraus (ohne Wieder- und Sonderveröffentlichungen), die einen Plattenumsatz von sieben Millionen Exemplaren erzielten.

Optisches Markenzeichen waren ihre einheitliche Kleidung, bestehend aus Melone, weißen Rüschenhemden, Westen, gebügelten Hosen und Gamaschen sowie die Prinz-Eisenherz-Frisuren. Akustisches Charakteristikum war ihr Englisch mit deutlichem deutschen Akzent.

In der ersten deutschen Musiksendung Beat-Club, die sich der Jugendkultur und englischsprachigen Rockmusik widmete, traten die Lords erstmals in der vierten Folge am 22. Januar 1966 mit sieben Songs auf. Insgesamt hatte die Band mehr als 300 Fernsehauftritte. 1967 wurden die Lords bei der Jugendzeitschrift Bravo als „Top-Stars des Jahres“ gelistet; 1969 erhielten sie den Bronzenen Bravo Otto.

Zunächst traten die Lords im Vorprogramm britischer Bands auf, wie beispielsweise im Oktober 1965 bei The Kinks in München. Ihr Erfolg ermöglichte ihnen 1967 einen Auftritt als Hauptband im Legia-Stadion in Warschau vor 25.000 Zuschauern; sie waren die erste westliche Band, die in einem sozialistischen Staat auftreten durfte.

Anfang 1971 lösten sich die Lords zunächst auf. Ab 1976 spielten sie in unterschiedlicher Besetzung wieder zusammen. 1979 wurde Rainer Petry durch Josef Bauer und Peter Donath durch Werner Faus ersetzt, der seinerseits 1998 von Philippe Seminara und 1999 von Charly Terstappen abgelöst wurde.

Am 9. Oktober 1999 brach der seit Jahren an Herzmuskelschwäche leidende Ulli Günther bei einem Jubiläumskonzert in Potsdam plötzlich aufgrund von Herzrhythmusstörungen zusammen. Dabei schlug er auf den Hinterkopf auf und zog sich eine Schädelfraktur mit Hirnblutungen zu. Am 13. Oktober 1999 starb der Gründer der Lords in einem Potsdamer Krankenhaus.

Seit 2000 spielen die Lords zu viert; 2002 brachten sie eine neue CD, „Spitfire Lace“, heraus. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum trat die Band im Januar 2009 in Mönchengladbach auf. Es folgte die CD „50“ mit einer Zusammenstellung ihrer größten Hits als Livemitschnitte und Studioaufnahmen.

Im Jahr 2011 steigt wieder Philippe Seminara als Drummer und Produzent in die Band ein. 2014 folgt eine überarbeitete Neuaufnahme vieler Titel der ausverkauften CD „50“, die unter dem Namen „Reloaded“ erschien und 2015 neu aufgelegt wurde. Parallel gingen die vier Musiker ins Studio um die von den Fans lang ersehnte Platte mit gänzlich neuen Stücken aufzunehmen. Im März 2015 erscheint sie unter dem Titel „Now more than ever“ und zeigt, dass die Band auch nach über 55 Jahren auf der Bühne nicht zum alten Eisen gehört sondern ehrliche gerade Rockmusik macht.

Im Jahr 2019 stieg Bernd Zamula (Gesang, Bass) aus gesundheitlichen Gründen aus. Seinen Platz nahm Roger Schüller ein. Der Bassist und Sänger Roger Schüller, geb. 18.06.1964, nahm innerhalb von 2 Monaten die führende Gesangsrolle ein. Kurz nach seinem Einstieg in die Band wurden „The Lords“ mit dem „Lifetime Award“ von „Radio Regenbogen“ für ihr 60-jähriges Bandbestehen geehrt. Damit sind „The Lords“ die momentan dienstälteste Rockband der Welt. Damit haben sie sogar die „Rolling Stones“ überflügelt.

 

The Lords – Gloryland

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