Milch ins Feuer
„Milch ins Feuer“: Authentisch, poetisch, eindringlich

Justine Bauers Debütfilm portraitiert das zähe und überwiegend weiblich geprägte Leben auf einem Milchbetrieb in Hohenlohe. Die junge Katinka (Karolin Nothacker) weigert sich, den Hof aufzugeben, obwohl wirtschaftlich kaum etwas für sie spricht. Unterstützung findet sie bei ihrer Mutter (Johanna Wokalek) und Großmutter – ein generationsübergreifender Bund, der sich in beeindruckend ruhigen, assoziativen Bildern niederschlägt. Das ganze Ensemble spricht Hohenlohisch, mit Untertiteln, und trägt so zu einer bemerkenswerten Authentizität bei. Die Bildsprache ist dichotomisch: gleichermaßen poetisch wie dokumentarisch. Langsame Einstellungen, Nahaufnahmen, ruhige Montagen – all das verstärkt das Gefühl von geerdetem Realismus und intimer Distanz zugleich. Der Fokus liegt auf Frauenkörpern, Gesten und Gesichtern, die ohne Pathos viel erzählen. Die Entscheidungen, Laiendarstellerinnen einzusetzen und die Mundart zu bewahren, unterstreichen die filmische Authentizität.

Der Film verbindet Themen wie Emanzipation, wirtschaftlichen Druck, Generationenkonflikte und patriarchale Strukturen in einer fragmentarischen, fast beiläufigen Erzählweise. Szenen wie das gleichzeitige Schwingen am Flußufer, die Kastration eines Alpakas oder eine ungewollte Schwangerschaft entstehen ohne dramatische Zuspitzung – doch gerade darin liegt ihre emotionale Kraft.
Rezeption & Auszeichnungen
Die Filmbewertungs-Stelle FBW verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“, und lobte besonders seine atmosphärische Intensität, seine kluge Dramaturgie sowie die emotionale Nähe, die er vermittelt. Auch bei Festivals wie dem Filmfest München, Göttingen und bundeslandübergreifend erhielt „Milch ins Feuer“ zahlreiche Auszeichnungen – von Produktions- über Dialektförderpreise bis hin zu internationales Filmerfolgen.
„Milch ins Feuer“ ist ein beeindruckendes, atmosphärisch dichtes Debüt, das durch seine ruhige Bildsprache, inhaltliche Tiefe und seine Authentizität besticht. Es gibt keinen klassischen Spannungsbogen – stattdessen einen intensiven Blick auf die Realität einer jungen Generation auf dem Land. Ein poetischer, lakonischer Film über Selbstbestimmung, Tradition und eine unsentimentale Form von Heimatfilm.
Filminfos
Gattung: | Drama; Komödie |
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Regie: | Justine Bauer |
Darsteller: | Karolin Nothacker; Johanna Wokalek; Pauline Bullinger; Lore Bauer; Anne Nothacker; Sara Nothacker |
Drehbuch: | Justine Bauer |
Kamera: | Pedro Carnicer |
Schnitt: | Semith Korhan Güner; Justine Bauer |
Musik: | Cris Derksen |
Länge: | 79 Minuten |
Kinostart: | 07.08.2025 |
Verleih: | Filmperlen |
Produktion: | Kunsthochschule für Medien Köln, Justine Bauer; |
Förderer: | Filmstiftung NRW |
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