David Livingstone (1813-1873) war ein schottischer Missionar, Arzt und Forscher, der sich während des 19. Jahrhunderts in Afrika engagierte. Er wurde bekannt für seine Erkundungen des afrikanischen Kontinents und seine Bemühungen, den Sklavenhandel zu bekämpfen.

David Livingstone ©Thomas Annan (1829–1887)

Geboren wurde er 1813 bei Glasgow, also in Schottland. Schon mit 10 Jahren musste er in einer Baumwollspinnerei arbeiten. Doch er wollte mehr. So besuchte er neben der Arbeit eine Schule, um lesen und schreiben zu lernen. Mit 23 Jahren nahm er Studien in Medizin und Theologie auf. Er entwickelte einen missionarischen Eifer und wollte Menschen in anderen Ländern zum Christentum bekehren. Dafür erhielt er eine Ausbildung durch die London Missionary Society, eine Londoner Missionsgesellschaft. 1840, mit 27 Jahren, wurde er von dieser nach Südafrika geschickt. Dort begann er, die lokalen Sprachen zu lernen und predigte das Christentum.

Im März 1841 kommt David Livingstone in der Nähe von Port Elizabeth in Südafrika an. Er arbeitet auf den entlegenen Missionsstationen Kuruman, Mabotsa und Koloben. 1844 heiratet er Mary Moffat, die Tochter eines Missionars. Livingstone unternimmt Erkundungsreisen, sucht neues Land zum Missionieren. Gemeinsam mit dem reichen Engländer William Oswell, der die Expedition bezahlt, durchquert Livingstone 1849 zum ersten Mal die Kalahari. Sie entdecken den Ngamisee im Betschuanaland (heute Botswana). Zwei Jahre später nimmt Sebitoane, der Häuptling der Makololo, Livingstone mit auf eine Reise nach Norden. Bei Sesheke steht der Schotte als erster Europäer am Sambesi. Bisher ist nur die Mündung des Stroms bekannt. Keiner weiß etwas über seinen Verlauf.

Der Sambesi ist der viertlängste Fluss in Afrika. Er durchfließt heute die Staaten Angola, Sambia und Mosambik, wo er in den Indischen Ozean fließt. Livingstone stand im August 1851 erstmals an seinem Ufer. Von da an begann  er den Sambesi zu erforschen. Als er an diesem Fluss Wasserfälle entdeckte, die sich 110 Meter in die Tiefe stürzten, nannte er sie zu Ehren der englischen Königin Victoriafälle. Die Entdeckung der Viktoriafälle war ein wichtiger Schritt in der Erforschung des afrikanischen Kontinents.

Nach einem kurzen Aufenthalt in England brach Livingstone zu einer zweiten Sambesi-Expedition auf. Hier entdeckte er den Njassa-See (heute Malawi-See) und erkundete einen Nebenfluss des Sambesi, den Shire. Nach dem Tod seiner Frau 1862 erkundete Livingstone noch den Rovuma-Fluss, der östlich des Njassa-Sees entspringt. Dann wurde er nach England zurückberufen. Sein Wunsch aber war, schnell nach Afrika zurückzukehren. So nahm er die Einladung der Royal Geographical Association (die aus der Afrikanischen Gesellschaft hervorgegangen war) an, nach den Quellen des Nils zu forschen. Nach dieser hatten auch schon Burton und Speke geforscht. Wie Burton vermutete Livingstone die Quelle des Nils fälschlicherweise im Tanganjika-See. Dort kam er 1868 an und erkundete das Gebiet rund um den See.

David Livingstone mit Tochter Agnes

Livingstone machte in den nächsten Jahren mehrere Expeditionen in das Landesinnere von Afrika, um die Region zu kartieren und zu erforschen. Dabei stieß er auf zahlreiche Schwierigkeiten, darunter unzugängliche Gelände, Krankheiten, wilde Tiere und feindliche Einheimische. Trotzdem war er entschlossen, seine Arbeit fortzusetzen.

David Livingstone war ein entschiedener Gegner des Sklavenhandels und setzte sich während seiner Zeit in Afrika aktiv für die Abschaffung des Sklavenhandels ein. Er glaubte, dass der Sklavenhandel nicht nur moralisch falsch war, sondern auch dazu führte, dass Afrika von seinen Ressourcen und Talenten beraubt wurde. Livingstone war ein leidenschaftlicher Missionar und sah seinen Kampf gegen den Sklavenhandel auch als eine Möglichkeit, das Christentum in Afrika zu verbreiten und die Bevölkerung von der Unmoral des Sklavenhandels zu überzeugen. Er war davon überzeugt, dass die Abschaffung des Sklavenhandels die einzige Möglichkeit war, um die wirtschaftliche Entwicklung und das Wohlergehen Afrikas zu fördern.

Livingstone setzte sich für die Zusammenarbeit mit lokalen Führern ein, um den Sklavenhandel zu bekämpfen und alternative Handelswege zu schaffen. Er versuchte, den lokalen Handel und die Landwirtschaft zu fördern und die Infrastruktur in Afrika zu verbessern. Durch seine Arbeit als Missionar und Forscher hatte er gute Beziehungen zu den Einheimischen aufgebaut, die ihm halfen, seine Ziele zu erreichen. Er war auch politisch aktiv und setzte sich bei den britischen Regierungen seiner Zeit für die Abschaffung des Sklavenhandels ein. Er forderte sie auf, Druck auf andere europäische Länder auszuüben, die am Sklavenhandel beteiligt waren. Livingstone glaubte, dass die Zusammenarbeit zwischen den europäischen Mächten der einzige Weg war, um den Sklavenhandel in Afrika zu beenden.

Livingstones Kampf gegen den Sklavenhandel war nicht einfach, und er stieß auf Widerstand von den Sklavenhändlern und einigen Einheimischen, die vom Sklavenhandel profitierten. Dennoch blieb er entschlossen und kämpfte bis zu seinem Tod für die Abschaffung des Sklavenhandels in Afrika. Heute wird er als einer der Pioniere der Anti-Sklaverei-Bewegung in Afrika angesehen und sein Kampf gegen den Sklavenhandel wird als ein wichtiger Beitrag zur afrikanischen Geschichte betrachtet.

Livingstone liest den Eingeborenen aus den Bibeln vor ©wikipedia

Lange hörte man nichts mehr von Livingstone in Europa. Schließlich galt er als verschollen. Der amerikanische Zeitungsverleger des New Yorker Herald schickte einen Zeitungsreporter los: Henry Morton Stanley. Er traf am 10. November 1871 Livingstone in Ujiji krank an und begrüßte ihn mit den legendären Worten “Dr. Livingstone, I presume?” („Doktor Livingstone, nehme ich an?“). Mit Stanley erforschte Livingstone nun im Dezember 1871 das Nordende des Tanganjika und begleitete Stanley bis Unyanjembe. 

Trotz seiner angegriffenen Gesundheit wollte Livingstone im Inneren Afrikas bleiben und weiter nach den Nilquellen suchen. Nachdem Livingstone bis Ende August 1872 sechs Monate in Unyanjembe auf neue Mittel gewartet hatte, brach er in die Gegend auf, in der er die Quellen des Nils vermutete. Livingstone ging am Ostufer des Tanganjika hinab, dann um dessen Südende in das Land des Cazembe und umwanderte die östliche Hälfte des Bangweulu-Sees. Er wurde krank und körperlich immer schwächer. Zuletzt musste er auf dem Marsch in einer Hängematte getragen werden. Am 1. Mai 1873 starb er in Ilala am Südufer des Bangweulu an Ruhr.

Die von den Briten zur Unterstützung von Livingstone ausgesandte Expedition unter Veney Cameron kam zu spät. Sie war dann aber Veranlassung zu der ersten Durchquerung Afrikas von Osten nach Westen.

Statue des David-Livingstone-Denkmals an den Victoriafällen, Simbabwe, Afrika ©wikipedia

Um den Ausspruch Livingstones „Mein Herz ist in Afrika“ zu verdeutlichen, entnahmen seine treuen Weggefährten Susi und Chuma, ein von Livingstone befreiter Sklave, seinem Körper das Herz und begruben es unter einem Baum. Der Baum wird in verschiedenen Quellen einmal als ein Mvula-Baum (Milicia excelsia) oder als ein Afrikanischer Affenbrotbaum (Baobab) beschrieben Heute steht dort ein Denkmal. Susi und Chuma balsamierten seine Leiche ein und trugen sie unter großen Gefahren und Mühseligkeiten bis an die Ostküste; von dort aus wurde sie nach Großbritannien eingeschifft, wo sie am 18. April 1874 in der Westminster Abbey zu London beigesetzt wurde.

Livingstone verbrachte insgesamt fast 30 Jahre seines Lebens in Afrika und war dabei ein Pionier in der Erkundung des Kontinents. Während seiner Zeit in Afrika machte er zahlreiche Entdeckungen und trug maßgeblich dazu bei, das Verständnis der Welt von Afrika zu erweitern. Seine Arbeit in Afrika hatte einen großen Einfluss auf die Region und auf das Verständnis des Westens von Afrika. Seine Expeditionen und Entdeckungen trugen dazu bei, die Region zu kartieren und die Kenntnisse über die Tierwelt und die Geographie zu erweitern. Sein Kampf gegen den Sklavenhandel und seine Bemühungen, die Wissenschaft und den Handel in die Region zu bringen, haben dazu beigetragen, die Lebensbedingungen in Afrika zu verbessern und das Bewusstsein für die Bedeutung der Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika zu schärfen.

Sepp Spiegl

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