von Sepp Spiegl

Eine Reise durch Geschichte, Kultur und Thermen

Palazzo dei Papi di Viterbo, Palast der Päpste aus dem 13. Jahrhundert, heute Residenz des Bischofs von Viterbo (rechter Teil) ©seppspiegl

Viterbo, eine charmante Stadt im Herzen der Region Latium, etwa 80 Kilometer nördlich von Rom, ist ein verstecktes Juwel, das darauf wartet, entdeckt zu werden. Mit ihrer reichen Geschichte, gut erhaltenen mittelalterlichen Architektur und natürlichen heißen Quellen bietet Viterbo eine perfekte Mischung aus Kultur, Entspannung und italienischer Lebensfreude. In diesem Reiseartikel nehmen wir dich mit auf eine Entdeckungstour durch die „Città dei Papi“ – die Stadt der Päpste –, wie Viterbo wegen ihrer historischen Bedeutung auch genannt wird. Viterbo ist bequem von Rom aus zu erreichen, sei es mit dem Auto oder dem Zug. Die Fahrt führt durch die wunderschöne Landschaft des Latiums, vorbei an sanften Hügeln und Feldern. Die Stadt liegt in der Provinz Viterbo und ist Teil der historischen Region Tuszien (ital. Tuscia), die einst das Kernland der Etrusker war. Diesen uralten Zivilisationseinfluss kann man in der Region noch vielerorts spüren.

Ein historischer Überblick

Der Palazzo dei Priori oder Palazzo del Comune, auf dem Piazza del Plebiscito, heute Sitz der Stadtverwaltung ©seppspiegl

Die Etrusker waren eine hochentwickelte Zivilisation, die zwischen dem 8. und 3. Jahrhundert v. Chr. im Gebiet der heutigen Toskana, Latium und Umbrien, im zentralen Italien, blühte. Sie gelten als eine der faszinierendsten und geheimnisvollsten Kulturen der antiken Welt. Ihre Spuren finden sich in ganz Mittelitalien, und ihre Einflüsse sind noch heute spürbar, insbesondere in der Region um Viterbo, die ein Kerngebiet der etruskischen Kultur war. Die Herkunft der Etrusker ist eines der größten Rätsel der Antike. Bereits die Römer selbst rätselten über die Ursprünge dieses Volkes. Der römische Historiker Livius schrieb, dass die Etrusker möglicherweise aus dem östlichen Mittelmeerraum stammten. Andere antike Autoren wie Herodot berichteten, dass die Etrusker aus dem heutigen Anatolien (dem Gebiet der heutigen Türkei) eingewandert seien. Diese Theorie basierte auf der Ähnlichkeit bestimmter kultureller Praktiken mit denen des östlichen Mittelmeerraums. Neuere genetische Studien deuten jedoch darauf hin, dass die Etrusker autochthon waren, also eine einheimische Bevölkerung Mittelitaliens, die sich über Jahrhunderte entwickelt hat und möglicherweise auch von Wanderungsbewegungen beeinflusst wurde. Die Etrusker entwickelten eine stark organisierte und hierarchische Gesellschaft. Sie waren in Stadtstaaten organisiert, die meist unabhängig voneinander regiert wurden, jedoch durch gemeinsame religiöse Rituale und politische Allianzen miteinander verbunden waren. Diese Städte bildeten den sogenannten Etruskischen Bund, einen lockeren Zusammenschluss von zwölf bedeutenden Städten wie Tarquinia, Veji, Cerveteri und Vulci. Der Einfluss der Etrusker erstreckte sich über eine große Region, die heute als Etrurien bekannt ist, und reichte weit über ihre Grenzen hinaus. Ihre Fähigkeiten im Handel und in der Schifffahrt ermöglichten es ihnen, mit den Phöniziern, Griechen und anderen mediterranen Kulturen zu interagieren. Dieser Handel brachte nicht nur Reichtum in die etruskischen Städte, sondern auch kulturelle und technologische Innovationen.

Religion und Spiritualität

Blick in die Via Cavour ©seppspiegl

Die Religion spielte eine zentrale Rolle im Leben der Etrusker. Ihre Glaubensvorstellungen basierten auf einem komplexen System von Göttern und übernatürlichen Kräften, die sie durch Divination (Wahrsagung) zu interpretieren versuchten. Die Etrusker glaubten, dass die Götter ihren Willen in den natürlichen Phänomenen ausdrückten, und sie entwickelten daher verschiedene Methoden, um diese Zeichen zu deuten. Besonders bekannt ist die Haruspizien, die Kunst des Wahrsagens durch das Lesen der Eingeweide von Opfertieren, insbesondere der Leber. Die sogenannten Haruspices (Priester) waren Experten in dieser Kunst und hatten großen Einfluss auf politische und militärische Entscheidungen. Ein weiteres wichtiges Element ihrer Religion war der Glaube an das Leben nach dem Tod. Die Etrusker errichteten aufwendige Grabstätten, die sogenannten Tumulusgräber, in denen die Verstorbenen mit wertvollen Beigaben wie Schmuck, Waffen und Alltagsgegenständen beigesetzt wurden. Diese Gräber, die oft mit farbenfrohen Wandmalereien geschmückt waren, geben uns heute tiefe Einblicke in das Leben, die Rituale und den Glauben der Etrusker.

Kunst und Architektur

Die Etrusker waren meisterhafte Handwerker und Künstler. Ihre Kunst ist geprägt von einer einzigartigen Mischung aus griechischen, orientalischen und eigenen Einflüssen. Besonders bekannt sind sie für ihre Bronzearbeiten, darunter Statuen, Waffen und Alltagsgegenstände. Ein Beispiel für ihre herausragenden Kunstfertigkeiten ist die berühmte Chimäre von Arezzo, eine bronzene Skulptur eines mythischen Mischwesens, das in den etruskischen und griechischen Legenden eine Rolle spielte. Auch in der Keramik zeigten die Etrusker großes Geschick. Besonders berühmt sind die sogenannten Bucchero-Gefäße, eine typische etruskische Keramikart, die durch ihre glänzende, schwarze Oberfläche besticht. Diese Gefäße wurden in aufwendigen Verfahren hergestellt und oft mit feinen Ornamenten verziert. In der Architektur sind die Etrusker ebenfalls Vorreiter gewesen. Sie entwickelten Techniken, die später von den Römern übernommen wurden, wie zum Beispiel den Rundbogen, der für den Bau von Brücken, Aquädukten und Tempeln von entscheidender Bedeutung war. Auch die etruskische Stadtplanung mit ihren rechteckigen Straßennetzen und der klaren Aufteilung in Wohn-, Verwaltungs- und sakrale Bereiche wurde von den Römern übernommen und weiterentwickelt.

Der Torre del Borgognone auf dem Piazza del Gesù ©seppspiegl

Die Etrusker hatten einen bedeutenden Einfluss auf die aufstrebende römische Zivilisation. Vor der römischen Republik wurde Rom eine Zeit lang von etruskischen Königen regiert. Die letzte Königsdynastie Roms, die Tarquins, war etruskischen Ursprungs. Diese Dynastie brachte bedeutende Entwicklungen in die Stadt Rom, darunter wichtige Bauprojekte wie den Circus Maximus und die Befestigungsanlagen. Auch viele kulturelle Elemente, wie die Wahrsagepraktiken, die religiösen Riten und die Symbole der politischen Macht (wie der „Liktorenstab“), wurden von den Etruskern übernommen. Selbst das römische Alphabet, das letztlich auf dem griechischen basierte, wurde von den Etruskern in die römische Kultur eingeführt.

Der Niedergang der Etrusker

Trotz ihrer kulturellen und politischen Macht ging die Blütezeit der Etrusker im 4. Jahrhundert v. Chr. zu Ende. Die Expansion Roms und die zunehmenden Konflikte mit den Griechen und Karthagern setzten den Etruskern stark zu. Stück für Stück wurden ihre Stadtstaaten von Rom erobert, und bis ins 3. Jahrhundert v. Chr. hinein waren die meisten etruskischen Städte unter römischer Herrschaft. Trotz dieser militärischen Niederlagen überlebte das etruskische Erbe in der römischen Kultur. Viele etruskische Bräuche, religiöse Praktiken und künstlerische Techniken wurden von den Römern übernommen und weiterentwickelt.

Viterbo und die etruskische Erbschaft

Viterbo liegt in einer Region, die tief in der Geschichte der Etrusker verwurzelt ist. Zahlreiche archäologische Stätten in der Umgebung, wie die berühmten Gräberfelder von Norchia und Tarquinia, zeugen von der einstigen Pracht und Bedeutung der etruskischen Kultur. Viele der Artefakte, die in diesen Gräbern gefunden wurden, können heute im Nationalmuseum von Viterbo und im Archäologischen Museum von Tarquinia besichtigt werden. Besucher, die sich für die etruskische Geschichte interessieren, können in der Umgebung von Viterbo auf Spurensuche gehen. Die Landschaft ist durchzogen von alten etruskischen Straßen, Gräbern und Tempelanlagen, die in die Natur eingebettet sind und ein faszinierendes Fenster in die Vergangenheit bieten. Die Etrusker waren eine der einflussreichsten Zivilisationen der antiken Welt, deren kulturelles und technologisches Erbe weit über ihre eigenen Grenzen hinaus reichte. Obwohl sie schließlich von Rom erobert wurden, prägten sie die Entwicklung der römischen Kultur in bedeutender Weise. Viterbo und seine Umgebung bieten eine einzigartige Möglichkeit, die Geschichte dieses geheimnisvollen Volkes zu erkunden und einen Einblick in eine der wichtigsten Kulturen der italienischen Antike zu gewinnen.

Vieterbo und das Papstum

Das Papsttum hat in der Geschichte Italiens und Europas eine zentrale Rolle gespielt und Viterbo ist eine der Städte, die eine besondere Verbindung zu diesem Amt haben. Im Mittelalter war die Stadt als „Città dei Papi“ bekannt, weil sie zeitweise als Rückzugsort und sogar als Sitz des Papsttums diente. Um die Bedeutung von Viterbo in diesem Kontext zu verstehen, ist es hilfreich, einen tieferen Einblick in die Geschichte des Papsttums zu gewinnen.

Palazzo dei Priori: Die Sala del Consiglio (Ratssaal): Er wurde ab der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für die Beratungen der Stadtverwaltung genutzt. ©seppspiegl

Das Papsttum hat seine Ursprünge im frühen Christentum, genauer gesagt in der Nachfolge des Apostels Petrus, der als erster Bischof von Rom gilt. Die katholische Kirche sieht in Petrus den ersten Papst, da er laut dem Neuen Testament von Jesus Christus selbst als „Fels“ bezeichnet wurde, auf dem die Kirche gebaut werden sollte. Petrus starb um das Jahr 64 n. Chr. in Rom als Märtyrer, und die römischen Bischöfe wurden als seine Nachfolger angesehen. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Rolle des Papstes von einem einfachen Bischof zu einem geistlichen Oberhaupt der gesamten Christenheit und schließlich auch zu einer politischen Macht in Europa. Mit der zunehmenden Christianisierung Europas im Frühmittelalter stieg auch die Bedeutung des Papsttums. Im Jahr 800 krönte Papst Leo III. Karl den Großen zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, was die enge Verbindung zwischen der Kirche und den weltlichen Herrschern verdeutlichte. Im Hochmittelalter erreichte das Papsttum den Höhepunkt seiner Macht. Päpste wie Gregor VII. (1073–1085) und Innozenz III. (1198–1216) etablierten das Papsttum als oberste Autorität in religiösen und politischen Fragen. Gregor VII. ist besonders bekannt für den Investiturstreit, in dem es um die Frage ging, ob der Kaiser oder der Papst das Recht habe, Bischöfe einzusetzen. Gregor verteidigte die Position der Kirche und etablierte das Papsttum als unabhängige Macht gegenüber den weltlichen Herrschern. Innozenz III. war einer der mächtigsten Päpste der Geschichte. Unter seiner Herrschaft erreichte das Papsttum einen Höhepunkt in seiner weltlichen und spirituellen Autorität. Er setzte Könige ab, rief Kreuzzüge aus und stand im Zentrum der europäischen Politik. Doch diese immense Macht führte auch zu Spannungen, sowohl innerhalb der Kirche als auch mit den europäischen Monarchen. Im 13. Jahrhundert erlebte das Papsttum zunehmende Konflikte, insbesondere mit dem Heiligen Römischen Reich, das bestrebt war, seine eigene Macht auszubauen.

Das erste Konklave der Geschichte

Viterbo trat im 13. Jahrhundert in den Fokus des Papsttums, als die Stadt aufgrund ihrer strategischen Lage und ihrer Befestigungen zu einem Rückzugsort für die Päpste wurde. Die römische Adelsfamilie der Orsini spielte eine wichtige Rolle dabei, Viterbo zu einem päpstlichen Zufluchtsort zu machen. Die wohl wichtigste Phase der Stadt in Bezug auf das Papsttum begann im Jahr 1257, als Papst Alexander IV. Viterbo als seinen offiziellen Sitz wählte, da Rom von inneren Machtkämpfen zerrüttet war. In den folgenden Jahrzehnten residierten mehrere Päpste in Viterbo, und die Stadt wurde zum Schauplatz bedeutender kirchlicher Ereignisse. Eine der wichtigsten historischen Begebenheiten, die Viterbo mit dem Papsttum verbinden, ist das erste Konklave der Geschichte. Nach dem Tod von Papst Clemens IV. im Jahr 1268 kam es zu einer der längsten und umstrittensten Papstwahlen aller Zeiten. Die Kardinäle konnten sich über drei Jahre hinweg nicht auf einen neuen Papst einigen. Diese Blockade führte dazu, dass die Bürger von Viterbo die Kardinäle in den Papstpalast einsperrten und die Lebensmittelrationen reduzierten, um den Wahlprozess zu beschleunigen. Schließlich wurde Gregor X. im Jahr 1271 zum Papst gewählt. Aus dieser dramatischen Situation heraus entstand das heutige Konklave – die Praxis, die Kardinäle bis zur Wahl eines neuen Papstes in einem geschlossenen Raum einzusperren, um den Prozess zu beschleunigen. Dieses Konklave von Viterbo prägte die Geschichte des Papsttums nachhaltig, da es zur Entwicklung der festen Regeln für die Papstwahl führte, die bis heute gelten.

Der Einfluss der „Città dei Papi“

Während der Zeit, in der die Päpste in Viterbo residierten, blühte die Stadt kulturell und politisch auf. Der Palazzo dei Papi (Papstpalast) wurde während dieser Ära erbaut und ist bis heute ein bedeutendes Wahrzeichen. Die Nähe der Stadt zu Rom und ihre Bedeutung als Rückzugsort für das Papsttum machten Viterbo zu einem wichtigen Knotenpunkt für kirchliche und politische Entscheidungen. Im Jahr 1281 wurde in Viterbo der nächste Papst, Martin IV., gewählt. Doch nur wenige Jahre später endete die enge Verbindung zwischen Viterbo und dem Papsttum, als sich die Päpste wieder nach Rom zurückzogen.

Das Avignon-Papsttum und die Spaltung der Kirche

Die romanische Kathedrale San Lorenzo wurde ueber einem Herkulestempel errichtet. ©seppspiegl

Im 14. Jahrhundert wurde das Papsttum erneut von internen Spannungen erschüttert, die schließlich zur sogenannten Avignonesischen Gefangenschaft führten. Zwischen 1309 und 1377 residierten die Päpste nicht in Rom, sondern in der französischen Stadt Avignon. Dies führte zu einer Krise der päpstlichen Autorität, da viele Gläubige die Legitimität eines Papstes außerhalb von Rom anzweifelten. Nach der Rückkehr des Papsttums nach Rom im Jahr 1377 folgte eine noch tiefere Spaltung der Kirche, als es zur Abendländischen Schisma kam. In dieser Zeit gab es mehrere Päpste gleichzeitig – einen in Rom, einen in Avignon und schließlich einen dritten in Pisa. Diese Zeit der kirchlichen Uneinigkeit dauerte bis zum Konzil von Konstanz im Jahr 1417, als das Schisma endgültig beigelegt wurde und der legitime Papst wieder in Rom residierte. Nach der Krise des 14. Jahrhunderts erlebte das Papsttum in der Renaissance eine Wiedergeburt. Päpste wie Sixtus IV., Julius II. und Leo X. waren nicht nur geistliche Führer, sondern auch mächtige politische Herrscher und Förderer der Künste. Unter ihnen erlebte Rom eine kulturelle Blütezeit, und die Stadt wurde zu einem Zentrum der Renaissancekunst. Besonders Julius II. spielte eine bedeutende Rolle bei der Wiederherstellung der päpstlichen Macht. Er war ein energischer Papst, der sowohl als Militärführer als auch als Mäzen der Künste berühmt war. Er beauftragte Michelangelo mit der Gestaltung der Sixtinischen Kapelle und förderte den Bau des neuen Petersdoms. Gleichzeitig führte er militärische Feldzüge, um die Kontrolle des Kirchenstaates zu festigen.

Das Papsttum in der Neuzeit und die Rolle Viterbos

Grabmal für Papst Johannes XXI. In der Kathedrale San Lorenzo ©seppspiegl

Das Papsttum hat in der Neuzeit weiterhin eine bedeutende Rolle in der Weltgeschichte gespielt, insbesondere während der Reformation und der Gegenreformation im 16. Jahrhundert, als die katholische Kirche gegen die protestantischen Bewegungen kämpfte. Im 19. Jahrhundert verlor der Papststaat durch die Einigung Italiens seine weltliche Macht, als Rom 1870 in das Königreich Italien integriert wurde. Trotz dieser politischen Veränderungen bleibt das Papsttum bis heute eine einflussreiche Institution. Viterbos Rolle als Stadt der Päpste ist eine wichtige Erinnerung an eine Zeit, in der das Papsttum nicht nur ein religiöses Amt, sondern auch eine bedeutende weltliche Macht war. Das Papsttum ist eine der ältesten und einflussreichsten Institutionen der westlichen Zivilisation. Von seinen bescheidenen Anfängen als Bischofsamt in Rom entwickelte es sich im Mittelalter zu einer weltlichen und geistlichen Macht von globaler Bedeutung. Viterbo spielte eine zentrale Rolle in einer der wichtigsten Epochen des Papsttums, als die Stadt zum Rückzugsort und temporären Sitz mehrerer Päpste wurde. Besonders durch das erste Konklave und die enge Verbindung zu wichtigen Papstfiguren hinterließ Viterbo ein bleibendes Erbe in der Geschichte des Papsttums. Bis heute zeugen die mittelalterlichen Bauwerke der Stadt von dieser faszinierenden und bedeutenden Zeit.

Sehenswürdigkeiten in Viterbo

Palazzo dei Papi

Der Palazzo dei Papi, der „Papstpalast“, ist das Wahrzeichen Viterbos und sollte auf keiner Besichtigungsliste fehlen. Er wurde im 13. Jahrhundert erbaut, als die Stadt zur päpstlichen Residenz wurde, und diente als offizieller Sitz mehrerer Päpste. Der Palazzo beeindruckt durch seine schlichte, aber majestätische gotische Architektur, mit der wunderschönen Loggia, die einen herrlichen Blick über die Stadt bietet. Im Inneren des Palasts befinden sich die Sala del Conclave, in der das historische Konklave stattfand, sowie die Kapelle des heiligen Bernhardin, die ebenfalls einen Besuch wert ist.

San Pellegrino Viertel

Das San Pellegrino Viertel ist das am besten erhaltene mittelalterliche Viertel Italiens. Hier fühlt man sich wie in eine andere Zeit versetzt, wenn man durch die engen Gassen mit Kopfsteinpflaster und vorbei an gut erhaltenen Steinhäusern, Arkaden und Brunnen schlendert. Die typischen Häuser mit ihren steilen Treppen und charakteristischen „Profferli“ (Außentreppen) verleihen dem Viertel ein einzigartiges Flair. Zahlreiche kleine Kunsthandwerksläden, Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. Besonders schön ist der Piazza San Pellegrino, der Mittelpunkt des Viertels, an dem man sich von der ruhigen, historischen Atmosphäre verzaubern lassen kann.

Kathedrale San Lorenzo

Mittelschiff der Kathedrale San Lorenzo ©seppspiegl

Die Kathedrale San Lorenzo ist die Hauptkirche von Viterbo und thront majestätisch auf dem gleichnamigen Platz. Die Kathedrale wurde im 12. Jahrhundert erbaut und beeindruckt durch ihre romanische Architektur, während das Innere im Barockstil renoviert wurde. Die schlichte, aber eindrucksvolle Fassade und der wunderschöne Glockenturm im romanischen Stil machen dieses Bauwerk zu einem Highlight der Stadt. Im Inneren befinden sich wichtige religiöse Kunstwerke und der Altar des heiligen Lorenzo.

Rocca Albornoz

Ein weiterer architektonischer Höhepunkt Viterbos ist die Rocca Albornoz, eine Festung, die im 14. Jahrhundert errichtet wurde. Heute beherbergt die Festung das Nationale Etruskermuseum, in dem Artefakte aus der Region zu sehen sind. Die Ausstellung gibt einen tiefen Einblick in die etruskische Kultur und zeigt unter anderem Keramiken, Grabbeigaben und Statuen. Ein Muss für Geschichtsliebhaber!

Die Thermen von Viterbo

Viterbo ist nicht nur für seine Geschichte, sondern auch für seine heilenden heißen Quellen berühmt. Die Terme dei Papi sind die bekanntesten Thermen der Region und bieten Besuchern die Möglichkeit, in den heißen, schwefelhaltigen Quellen zu entspannen. Die Thermen wurden schon von den alten Römern und Etruskern genutzt und sind bis heute ein beliebtes Ziel für Wellness- und Gesundheitsurlauber. Das Thermalbad „Piscina Monumentale“ ist besonders beeindruckend: Ein riesiger Außenpool, der von warmem Thermalwasser gespeist wird, lädt zum Entspannen ein. Neben dem Bad gibt es zahlreiche Wellnessangebote, darunter Schlammbäder, Massagen und Dampfbäder. Ein Tag in den Thermen ist die perfekte Ergänzung zu einer kulturellen Entdeckungsreise durch Viterbo und bietet pure Erholung für Körper und Seele.

Feste und Traditionen

La Macchina di Santa Rosa

Ein Höhepunkt im Kalender von Viterbo ist das Fest der Heiligen Rosa, der Schutzpatronin der Stadt, das jedes Jahr am 3. September stattfindet. Dabei wird die Macchina di Santa Rosa, ein 30 Meter hoher, prächtig beleuchteter Turm, durch die Straßen der Stadt getragen. Dieses spektakuläre religiöse Fest, das von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannt wurde, ist ein unvergessliches Erlebnis für Besucher.

Märkte und kulinarische Genüsse

Der Palast der Paepste: die Loggia des Papstpalastes und seinen alten Brunnen, begehrtes Fotomotiv für Brautpaare ©seppspiegl

Neben der reichen Geschichte und den Thermalquellen hat Viterbo auch kulinarisch einiges zu bieten. Die Region Tuszien ist bekannt für ihre traditionellen, rustikalen Gerichte, die mit frischen, lokalen Zutaten zubereitet werden. Besonders empfehlenswert sind Gerichte wie Acquacotta, eine herzhafte Gemüsesuppe, oder Fettuccine con Funghi Porcini, frische Pasta mit Steinpilzen. Auch Wildgerichte, etwa Kaninchen oder Wildschwein, stehen häufig auf den Speisekarten. Ein Besuch auf einem der vielen Märkte der Stadt ist ebenfalls ein Muss. Hier kann man frische Produkte der Region, darunter Olivenöl, Käse, Wein und Honig, direkt von den Produzenten kaufen und so ein Stück Viterbo mit nach Hause nehmen.

Viterbo ist eine Stadt, die es schafft, ihre Besucher mit einer faszinierenden Mischung aus Geschichte, Kultur und natürlicher Schönheit zu verzaubern. Ob du durch die mittelalterlichen Gassen schlenderst, die kunstvollen Bauwerke bewunderst oder dich in den heißen Quellen entspannst – Viterbo bietet für jeden Reisenden etwas Besonderes. Für alle, die eine authentische, weniger touristische Seite Italiens entdecken wollen, ist Viterbo der ideale Ort.

Anreise:

Mit dem Flugzeug

Die Flughäfen Rom-Ciampino (CIA) und -Fiumicino (FCO) sind 95 bzw. 105 km entfernt.

Mit der Bahn

Von Rom Bahnhof Ostiense (oder anderen Regionalbahnhöfen in Rom, aber nicht dem Hauptbahnhof Termini!) nach Viterbo mit der FL 3 (Ferrovia Regionale Lazio 3). Die Züge fahren im Stundentakt, die Fahrt dauert 1:50 Std., ein Ticket kostet 5 €. Zudem fahren neunmal am Tag Regionalzüge von Orte über Attigliano-Bomarzo (Umbrien) und Montefiascone nach Viterbo. In Attigliano-Bomarzo besteht Anschluss von/nach Florenz und Arezzo. Von Florenz nach Viterbo braucht man insgesamt 3½–4 Stunden. Züge aus Richtung Rom kommen am Bahnhof Porta Romana am Südrand der Innenstadt an, Züge aus Richtung Orte am Bahnhof Porta Fiorentina am Nordrand der Innenstadt. Aus München oder Wien kann man mit dem Nachtzug (NightJet) bis ins 45 km entfernte Orvieto fahren und von dort mit dem Bus nach Viterbo (siehe unten).

Mit dem Bus

Busse des Anbieters Cotral s.p.a. verbinden Viterbo viermal pro Tag mit der Hafenstadt Civitavecchia. Die Fahrt dauert 1½ Std., ein Ticket kostet 4,30 €. Dieselbe Gesellschaft bietet auch Busverbindungen zwischen Viterbo und Orte an (Mo-Fr ungefähr stündlich, am Morgen häufiger, am Nachmittag und Abend seltener, samstags 12 Verbindungen am Tag; Fahrtzeit 45 Minuten; 2,20 €). Zweimal pro Tag (Mo-Sa) gibt es eine Busverbindung zwischen Orvieto und Viterbo (Fahrtzeit 1:20 Std.). Linie E655 der BusItalia Nord fährt Mo-Sa dreimal pro Tag von Terni (Umbrien) nach Viterbo (Fahrtzeit 1:10 Std.) und zurück.

Auf der Straße

Die weitaus bequemste Anreisemöglichkeit ist mit dem Auto. Viterbo liegt an der streckenweise autobahnähnlich ausgebauten Staatsstraße SS675 (Terni/Orte–Civitavecchia). Zudem führt die Regionalstraße SR2 mitten durch Viterbo, sie verbindet die Stadt mit Rom im Süden und Siena im Norden. Von Rom nach Viterbo sind es ca. 80 km, für die man etwa 1½ Stunden Fahrtzeit braucht. Aus der Toskana, Norditalien oder von den Alpen kommend, kann man die Autobahn A1 («Autostrada del Sole») bis zur Anschlussstelle Attigliano nehmen, von dort sind es noch 27 km über teilweise autobahnähnliche Straßen nach Viterbo. Parken kann man bei Anreise von Norden her kostenpflichtig auf der Piazza della Rocca oder wenn man von Osten her anreist zentrumsnahe ebenfalls kostenpflichtig auf der Piazza Martiri d’Ungheria.

Mit dem Fahrrad

Durch Viterbo führt ein Radwanderweg, der dem Verlauf der historischen Via Francigena folgt – CicloVia Francigena. Die Etappe von Bolsena ist 32 km lang, von Radicofani sind es 88 km, von Siena insgesamt 178 km – in der Gegenrichtung fährt man von Sutri 38 km, von Formello 72 km, von Rom 106 km. Die CicloVia Francigena ist weitgehend deckungsgleich mit dem europäischen Fernradweg EuroVelo 5, auf dem man sogar von Luzern oder Basel bis hierher fahren könnte (ist aber noch nicht durchgehend ausgebaut und ausgeschildert).

 

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