von Sepp Spiegl

Chiesa del Gesù in Genua: Ein Meisterwerk barocker Sakralarchitektur

Außenansicht der Kirche Jesu und der Heiligen Ambrosius und Andreas ( Chiesa del Gesù ) ©seppspiegl

Die Chiesa del Gesù, vollständig Chiesa del Santissimo Nome di Gesù e dei Santi Ambrogio e Andrea, ist eine der bedeutendsten Barockkirchen in Genua und ein zentrales Zeugnis der Gegenreformation in Ligurien. Die prachtvolle Kirche liegt im Herzen der Altstadt, unweit des Doms San Lorenzo, und zieht Besucher durch ihre künstlerische Ausstattung und geschichtliche Bedeutung in ihren Bann. Die Kirche wurde im Zuge der katholischen Gegenreformation errichtet und gehört dem Jesuitenorden (Societas Jesu), der 1540 von Ignatius von Loyola gegründet wurde. Die Jesuiten spielten eine Schlüsselrolle bei der Reform der katholischen Kirche nach dem Konzil von Trient (1545–1563). Ihre Kirchen dienten nicht nur dem Gottesdienst, sondern auch der Bildung und der missionarischen Verkündigung. Mit der Gründung der Chiesa del Gesù in Genua wollten die Jesuiten ihre Präsenz in der einflussreichen Hafenstadt festigen. Die Wahl des Patroziniums – „Heiligster Name Jesu“ – verweist direkt auf den Orden und seine besondere Christuszentriertheit.

Baugeschichte und Bauherren

Der Pala des Hochaltars. Die Beschneidung Jesu und die Auferlegung des Namens. (Öl auf Leinwand, 400×225 cm., Peter Paul Rubens) ©seppspiegl

Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte 1575, auf einem Gelände, das zuvor der Familie Pallavicini gehörte. Der Bau wurde maßgeblich von der mächtigen Familie Doria unterstützt, insbesondere von Giovanni Andrea Doria, einem Nachkommen des berühmten Admirals Andrea Doria. Diese aristokratische Förderung war typisch für die Barockzeit, in der reiche Familien durch Stiftungen religiöse und soziale Anerkennung suchten. Der Bau zog sich über mehrere Jahrzehnte hin. Die Fertigstellung des Innenraums samt reicher Dekoration wurde im 17. Jahrhundert vollendet. Die Jesuiten erhielten 1589 die formelle Leitung der Kirche.

Architektur und Ausstattung

Die Chiesa del Gesù ist ein Paradebeispiel des italienischen Barock mit Einflüssen aus der römischen Jesuitenkirche Il Gesù, dem Mutterhaus des Ordens. Sie folgt einem klaren, zentralisierten Grundriss mit einem imposanten Hauptschiff und Seitenkapellen. Die Fassade wurde erst im 18. Jahrhundert nach Plänen von Giovanni Domenico Casella vollendet. Sie zeigt typische barocke Elemente: Bewegung, Säulenordnung, reiches Ornament und eine dynamische Lichtführung.

Im Inneren ist die Kirche ein wahres Museum sakraler Kunst. Besonders hervorzuheben sind:

  • Das Kuppelfresko schuf Giovanni Carlone (Genua 1584 – Mailand 1631). ©seppspiegl

    Gemälde von Peter Paul Rubens, darunter Die Wunder des heiligen Ignatius und Die Wunder des heiligen Franz Xaver. Beide Werke befinden sich in den Seitenkapellen und zeigen die missionarische Tätigkeit der Jesuitenheiligen.

  • Werke von Giovanni Battista Gaulli (Il Baciccio), einem der bedeutendsten römischen Barockmaler.

  • Prunkvolle Stuckarbeiten, Fresken und Marmorausstattungen, die den Triumph des Glaubens sinnbildlich inszenieren.

Die Rolle im religiösen und kulturellen Leben

Die Kirche diente bis zur Aufhebung des Jesuitenordens 1773 als wichtiges Zentrum geistlichen Lebens und Bildung. Danach wechselte sie mehrfach die Verwaltung, blieb aber eine aktive katholische Pfarrkirche. Heute ist sie wieder eng mit den Jesuiten verbunden und wird von der Erzdiözese Genua betreut. Neben der religiösen Nutzung ist sie auch ein kulturelles Highlight und zieht Kunstliebhaber aus aller Welt an. Die Chiesa del Gesù in Genua ist nicht nur ein architektonisches Meisterwerk des Barock, sondern auch ein Spiegelbild der religiösen Erneuerung im 16. und 17. Jahrhundert. Ihre prächtigen Kunstwerke und ihre historische Bedeutung machen sie zu einem unverzichtbaren Ort für jeden, der sich für Kunst, Religion und Geschichte interessiert.

 

San Pietro in Banchi: Eine ungewöhnliche Kirche im Herzen Genuas

Außenansicht der Chiesa di San Pietro in Banchi ©seppspiegl

Mitten in der lebendigen Altstadt von Genua, unweit des Alten Hafens, erhebt sich die kleine, aber eindrucksvolle Kirche San Pietro in Banchi. Trotz ihrer kompakten Größe ist sie architektonisch wie historisch ein echtes Unikat. Ihre Entstehungsgeschichte verbindet Religion, Handel und politische Weitsicht – ein Spiegel der genuesischen Gesellschaft im 16. Jahrhundert. Die Kirche ist dem Apostel Petrus geweiht, dem Schutzheiligen der Fischer und der Kirche selbst. Sie wurde auf einem bereits zuvor religiös genutzten Gelände errichtet, wo seit dem Mittelalter eine Kapelle existierte. Die heutige Kirche stammt jedoch aus der Zeit der Gegenreformation und symbolisiert die religiöse Erneuerung jener Epoche. San Pietro in Banchi gehört zur römisch-katholischen Konfession und war eng mit den Bedürfnissen der Stadtbevölkerung verbunden – sowohl spirituell als auch wirtschaftlich.

Bauzeit und Bauherren

Schöner Marmortisch des Hauptaltars und am Ambo gibt es das Kruzifix aus dem 18. Jahrhundert (li) ©seppspiegl

Die Bauzeit von San Pietro in Banchi fällt in das späte 16. Jahrhundert, konkret in die Jahre 1572 bis 1585. Die Kirche wurde unter der Ägide der Republik Genua errichtet – auf ausdrücklichen Wunsch des Senats. Eine Besonderheit: Die Kirche wurde auf einem zweigeschossigen Gebäude erbaut, dessen Erdgeschoss kommerziellen Zwecken diente. Dort waren Läden untergebracht, deren Mieteinnahmen zur Finanzierung des Kirchenbaus dienten. Dieses Konzept war für die damalige Zeit äußerst innovativ und zeigt das pragmatische Denken der genuesischen Führungsschicht. Die architektonische Ausführung wird Bernardino Cantone zugeschrieben, einem Baumeister aus dem Umfeld von Galeazzo Alessi, einem der bedeutendsten Architekten der Renaissance in Genua.

Architektur und Besonderheiten

San Pietro in Banchi besticht durch ihre ungewöhnliche Bauweise: Die Kirche erhebt sich auf einer erhöhten Plattform über den ehemaligen Ladengeschäften. Eine monumentale Treppe führt zur Kirche hinauf – als würde man einen spirituellen Ort über den weltlichen Geschäften betreten.

Besondere architektonische Merkmale:

  • Eine klare, klassische Renaissance-Fassade mit Pilastern und Dreiecksgiebel.

  • Eine Zentralraumkuppel, die auf einem quadratischen Grundriss ruht.

  • Bemerkenswert sind die Stucke der Apsis, die als Meisterwerk von Marcello Sparzo gilt; sie repräsentieren Momente der Passion Jesu, der SS. Trinity und die Lieferung der Schlüssel an S. Peter ©seppspiegl

    Die Innenausstattung ist schlicht, aber harmonisch und enthält einige barocke Altäre und Gemälde aus dem 17. Jahrhundert.

Sehenswürdigkeiten und Kunstwerke

Obwohl die Kirche klein ist, birgt sie einige sehenswerte Details:

  • Ein Hochaltar aus Marmor mit Skulpturen des Apostels Petrus.

  • Fresken und Gemälde, unter anderem von Andrea Semino und anderen lokalen Künstlern.

  • Ein barockes Kuppelfresko, das dem himmlischen Thronbild gewidmet ist.

Die Kirche ist außerdem oft Teil von musikalischen Veranstaltungen und Stadtführungen, da ihre Lage im touristischen Zentrum besonders attraktiv ist. Heute ist San Pietro in Banchi nicht nur ein aktiver katholischer Gottesdienstort, sondern auch ein Symbol für die Verbindung von Wirtschaft, Religion und öffentlicher Verantwortung. Die Kirche ist täglich zugänglich und dient sowohl dem Gebet als auch der stillen Einkehr inmitten des geschäftigen Stadtlebens. Die Kirche San Pietro in Banchi ist ein Kleinod der genuesischen Renaissancearchitektur – ein Ort, an dem sich Glaube und Alltag auf einzigartige Weise begegnen. Wer Genua besucht, sollte sich einen Moment Zeit nehmen, um diese außergewöhnliche Kirche zu entdecken – nicht nur als Kunstwerk, sondern als lebendiges Zeugnis der Geschichte dieser stolzen Hafenstadt.

 

San Matteo in Genua: Die Privatkirche der Doria-Familie

Außenansicht Chiesa di San Matteo ©seppspiegl

Versteckt in einer kleinen Piazza mitten im historischen Zentrum Genuas liegt die elegante Kirche San Matteo – ein stiller Zeuge mittelalterlicher Macht, Familienprestige und religiöser Hingabe. Sie ist nicht nur ein Ort der Andacht, sondern auch ein bedeutendes Symbol für die politische und kulturelle Geschichte Genuas.

Herkunft und religiöse Bedeutung

Die Chiesa di San Matteo ist dem Evangelisten Matthäus gewidmet, dem Schutzpatron von Steuerbeamten und Finanzleuten – eine passende Wahl für eine Kirche, die von einer der einflussreichsten Familien der genuesischen Geschichte gestiftet wurde: den Doria. San Matteo ist römisch-katholisch und war ursprünglich eine Familienkirche, also ein rein privates Gotteshaus, was im Mittelalter in Italien nicht unüblich war.

Bauzeit und Bauherren

Am Hauptaltar steht eine Heilige Familie mit der Heiligen Anna von Bernardo Castello (16. Jahrhundert). Der Überlieferung nach gehörte das unter dem Altar befindliche Schwert Andrea Doria und wurde der Kirche von Papst Paul III. geschenkt. ©seppspiegl

Die Kirche wurde im Jahr 1125 von Martino Doria, einem Mitglied des aufstrebenden Adelsgeschlechts der Doria, gestiftet. Sie sollte als Grab- und Hauskirche der Familie dienen – nahe der damaligen Residenzen der Familie. Im 13. Jahrhundert – unter der Führung des berühmten Admirals Andrea Doria – erlebte die Kirche eine tiefgreifende Umgestaltung im gotisch-genuesischen Stil. Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche ein weiteres Mal renoviert, diesmal im Stil der Renaissance und des frühen Barocks.

Architektur und Besonderheiten

Die Kirche San Matteo ist ein architektonisches Juwel, das verschiedene Stilepochen vereint:

  • Fassade aus schwarzem und weißem Marmor, typisch für die genuesische Gotik. Das Streifenmuster ist ein markantes Element mittelalterlicher Kirchen in Ligurien.

  • Eine schlichte, aber elegante romanisch-gotische Struktur mit Spitzbogenfenstern und einem schmalen Langhaus.

  • Die Fassade trägt das Wappen der Doria-Familie und ein Löwenrelief – Symbol für Stärke und Unabhängigkeit.

Die Fresken, die Episoden aus dem Leben des heiligen Matthäus erzählen. ©seppspiegl

Direkt gegenüber der Kirche befindet sich der alte Palazzo di Andrea Doria, durch einen überdachten Steingang mit der Kirche verbunden – Ausdruck der engen Verflechtung zwischen weltlicher und geistlicher Macht.

Sehenswürdigkeiten und Kunstwerke

Trotz ihrer kleinen Größe beherbergt San Matteo einige bedeutende Werke:

  • Das Grabmal von Lamba Doria, einem berühmten Admiral der Familie, befindet sich im Inneren und stammt aus dem 14. Jahrhundert.

  • Die Krypta enthält die ursprünglichen romanischen Fundamente.

  • Fresken, Marmoraltäre und ein bemaltes Tonnengewölbe aus späteren Jahrhunderten.

Blick auf das alte Chorgestühl ©seppspiegl

Außerdem gilt die Kirche als stiller Erinnerungsort an Andrea Doria (1466–1560), der Genua im 16. Jahrhundert zu neuer Macht verhalf und die Kirche zu seinem persönlichen Mausoleum machen wollte – er selbst ist allerdings in der nahegelegenen Kirche San Fruttuoso di Capodimonte beigesetzt.

Heute gehört San Matteo zur katholischen Kirchengemeinde, wird aber vor allem als Kunst- und Geschichtsort wahrgenommen. Sie liegt etwas versteckt und wirkt wie eine Zeitkapsel, eingebettet in die enge Piazza San Matteo, die von den ehemaligen Doria-Palästen umgeben ist. Die Kirche ist regelmäßig für Besucher geöffnet und ein beliebter Halt auf kulturhistorischen Stadtführungen. Die Kirche San Matteo in Genua ist mehr als ein Gotteshaus – sie ist ein Denkmal der Doria-Familie, ein architektonisches Schmuckstück und ein Fenster in die bewegte Geschichte des mittelalterlichen Genua. Wer sich für die Machtstrukturen früherer Stadtstaaten interessiert, findet hier einen faszinierenden Ort, an dem sich Religion, Politik und Kunstgeschichte verdichten.

Tielfoto: Außenansicht der Chiesa di San Pietro in Banchi ©seppspiegl

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