Dearbhla Molloy, Stella McCusker, Paddy Glynn, Gaëtan Garcia, Fionnula Flanagan © Pandora Film / Dexter Films DAC.

Die feine, leichte Wohlfühlkomödie dreht sich, rein äußerlich betrachtet, um das Verhältnis zwischen Müttern und Söhnen. Doch tatsächlich geht es in der Geschichte eines jungen Schriftstellers, der seine Mutter pflegt und sich – wo er doch so viel Erfahrung hat – zusätzlich um die Mütter seiner Freunde kümmern muss, um Macht und Abhängigkeit. Und natürlich geht es auch, denn schließlich sind wir in Irland, auch um die katholische Kirche und um den Glauben an Geister und Mythen. Für so viel Herz, Humor und irischen Charme gab’s beim Londoner Filmfestival den Publikumspreis.

Edward (James McArdle), ein Schriftsteller in den Dreißigern, steht kurz vor dem ersehnten Durchbruch. Neben der Arbeit an seinem Debütroman kümmert er sich hingebungsvoll um seine resolute Mutter, mit der er unter einem Dach lebt. Als sein Verlag ihm eine Lesereise durch die USA anbietet, gerät sein sorgfältig geordneter Alltag ins Wanken. Das Letzte, was er jetzt brauchen kann, sind seine besten Freunde, die spontan zu einem Pride-Urlaub nach Spanien aufbrechen und ihre Mütter kurzerhand auch noch bei ihm abladen. An einem turbulenten Wochenende muss Edward seine aufstrebende Karriere und die Betreuung von vier exzentrischen, streitlustigen und vollkommen unterschiedlichen Damen unter einen Hut bringen.

Gaëtan Garcia, Dearbhla Molloy, Paddy Glynn, Fionnula Flanagan, James McArdle, Stella McCusker © Pandora Film / Dexter Films DAC.

Der irische Regisseur Darren Thornton („Ein Date für Mad Mary“) hat nach Motiven des italienischen Films „Ein Festmahl im August“ eine sehr warmherzige und intelligente Komödie inszeniert, für die er wieder das Drehbuch mit seinem Bruder Colin schrieb. Die beiden haben ihrer Geschichte eine schöne Mischung aus Humor, tiefen Gefühlen und dramatischen Verwicklungen gegeben. Edward bleibt die zentrale Figur als aufopferungsvoller Sohn und duldsamer Freund, ambivalent bis in die Haarspitzen. Er ist ein König der Entschlusslosigkeit, der sich vor jeder Entscheidung drückt, die er vermutlich ohnehin nicht treffen könnte. Lieber macht er gar nichts, als dass er etwas falsch macht. Oder noch besser: Er lässt sich sein Leben von außen diktieren – durch die Umstände, durch seine Mutter oder durch seine Freunde. Edward weiß nicht, was er will, aber das weiß er ganz sicher. Außerdem hat er definitiv ein Helfersyndrom. Und wenn es keinen anderen Ausweg gibt, dann hat er die Ausrede, dass er sich schließlich um seine Mutter kümmern muss. Mit am besten an diesem Film ist aber, dass das Thema Homosexualität in diesem Film gar nicht thematisiert wird. Diese Selbstverständlichkeit ist äußerst wohltuend.

James McArdle spielt den Edward als sympathischen Sohn und Freund mit sanftem Blick, bis zur Selbstaufgabe bereit, Gutes zu tun. Für ihn ist es selbstverständlich, seine eigenen Bedürfnisse zu vernachlässigen. Er lässt sich von den alten Damen herumkommandieren, bis sie vor ihm merken, dass er eigentlich mehr Hilfe benötigt als sie. Das lange Wochenende, das seine Kumpels mit Strömen von Alkohol und in knappen Badehöschen im sonnigen Süden verbringen, wird für Edward erst zum Stresstest und dann zur Selbstfindungstherapie mit vier sehr effizienten Therapeutinnen.

Dabei wirken Edwards vier Ersatzmütter wie vier irische, also sehr katholische, konservative und abergläubische, aber entzückende Varianten der Golden Girls. Als Gruppe decken sie gemeinsam praktisch alles an angenehmen und unangenehmen Eigenschaften von Müttern ab. Hinzu kommt hier und da ihr bissiger Humor und eine gute Portion Altersweisheit. Die Vier sind gleichzeitig so liebenswert und sympathisch, dass man ihnen sofort alle Charakterfehler verzeihen möchte, wobei auch Mutter Alma sich als durchaus lernfähig erweist. Denn schließlich, wir sind ja in Irland, muss am Ende alles gut werden.