Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Wolfgang Büscher: Der Weg. Eine Reise durch die Sahara

© ullstein bild – Lengemann/WELT

Der bekannte Reiseschriftsteller Büscher hat sich diesmal mit drei Tuareg aufgemacht, die Wüste in Südalgerien zu erkunden. Ja, es hat sich einiges verändert, seitdem ich auf ähnlichem Wege 1982 unterwegs war. Seine Schwerpunkte sind andere. Statt der berühmten Malereien im Tassili folgt er den einheimischen Führern zu Verwandten und Nomadenlagern.Dadurch bekommt er Einblick in ihre Lebenseinstellungen wie kaum ein normaler Tourist. Er hat nicht bemerkt, dass in der ödesten Steinwüste noch Feuerstellen aus neolithischer Zeit am Wegesrand zu entdecken sind, wenn die darüber gewehte Düne weitergezogen ist, so, als sei der Wächter des Feuers nur mal eben pinkeln gegangen und habe seine Essensreste und Werkzeuge zurückgelassen. Nur wenige Felsgravuren oder andere menschliche Hinterlassenschaften sieht Büscher, keine Versteinerungen, die von wasserreicheren Zeiten zeugen.

Die beschauliche Oasenstadt Djanet ist noch immer ein ursprünglicher Ort, wo absurderweise während unseres Aufenthalts ein LKW voller Goudakäse geliefert wurde. Seit den achtziger Jahren hat sich die politische Lage verändert, Touristen sind seitdem entführt worden. Damals lud man uns zum Fastenbrechen auf Ölbasen ein. Heute lagern die Reisenden möglichst versteckt abseits der Piste, um nicht von Goldsuchern oder Menschenschmugglern überfallen zu werden. Früher war die Vorschrift, dass man sich für bestimmte Pisten bei der Polizei abmeldete. Mindestens zwei Fahrzeuge, die sich gegenseitig helfen konnten bei Pannen, fuhren zusammen und mussten ungefähr angeben, wie lange sie zum nächsten Ziel brauchen würden. Traf man nicht ein, konnten Suchen eingeleitet werden. Technische Pannen oder Wassermangel konnten bedrohlich enden, heute bedroht zusätzlich der Mensch.

Die Stille, bei der man nur den eigenen Herzschlag und das Rauschen in den Adern hört, fasziniert den Autor jedoch ebenso. Wie unbedeutend fühlt auch er sich, als Mensch im Sandmeer, der Geröllwüste, der Kargheit der Natur ausgesetzt, mit der sich die Tuareg perfekt arrangieren. Er folgt vor allem den Spuren des spät zur Religion berufenen Père de Foucauld (geb. 1858 in Straßburg) im Assekrem-Gebirge, über dessen Leben er sorgfältig recherchiert hat. Wie sich herausstellt, hatte Büschers Führer bzw. dessen Vorfahr enge Beziehungen zu dem Eremiten, der, anstelle zu missionieren, das erste Wörterbuch des Tamahaq über zehn Jahre lang zusammengetragen hat. In einer Klause auf dem Berg lebte er lange Zeit unter dürftigen Umständen und wurde 1916 in Tamanrasset von fanatischen Senussi ermordet. Seine freundschaftlichen Beziehungen zu den Tuareg blieben den Stämmen in Erinnerung und seine Klause erhalten.

Das Buch besticht durch die einfühlsamen, berührenden Landschaftsbeschreibungen, die man als Kenner der Gegend nur unterstreichen kann..

 

Wolfgang Büscher wurde 2003 bekannt mit seinem Buch ›Berlin – Moskau. Eine Reise zu Fuß‹; hunderttausendfach verkauft und vielfach übersetzt, begründete es die deutschsprachige Reiseliteratur damals neu. Auch die Bücher über seine Reisen durch Deutschland, Amerika, Jerusalem und zuletzt in seine hessische Heimat waren Erfolge und wurden stark beachtet.

 

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

EUR 24,00 [DE] – EUR 24,70 [AT]
ISBN : 978-3-423-28446-2
Erscheinungsdatum: 09.01.2025
2. Auflage
240 Seiten
Format : 11,8 x 19,5 cm
Sprache: Deutsch

 

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