von Sepp Spiegl

Ein Meisterwerk der Ingenieurskunst in den Schweizer Alpen

Richtung-Einfahrt zum Gotthard-Tunnel ©seppspiegl

Der Gotthard-Tunnel ist ein Symbol für den Fortschritt der Ingenieurskunst und die wirtschaftliche Vernetzung Europas. Unter dem mächtigen Gotthardmassiv im Herzen der Schweiz verlaufen gleich mehrere bedeutende Verkehrsverbindungen: ein Eisenbahntunnel (Gotthard-Basistunnel), ein Straßentunnel (Gotthard-Straßentunnel) und zuvor bereits ein historischer Eisenbahntunnel aus dem 19. Jahrhundert. Diese Tunnel sind für den Personen- und Güterverkehr durch die Alpen von zentraler Bedeutung.

1. Übersicht über die Gotthard-Tunnel

Es gibt drei große Tunnel unter dem Gotthardmassiv:

Tunnelname Typ Länge Baujahr Eröffnung
Gotthard-Eisenbahntunnel (1882) Eisenbahn 15 km 1872–1882 1. Juni 1882
Gotthard-Straßentunnel Straße (Autoverkehr) 16,9 km 1970–1980 5. September 1980
Gotthard-Basistunnel Eisenbahn (Basislinie) 57,1 km 1999–2016 1. Juni 2016 (offiziell)

2. Der historische Gotthard-Eisenbahntunnel (1882)

Einfahrt zum Gotthard-Tunnel ©seppspiegl

Der erste Gotthard-Eisenbahntunnel wurde zwischen 1872 und 1882 gebaut und verband Göschenen im Norden mit Airolo im Süden. Er war bei seiner Fertigstellung mit 15 km der längste Eisenbahntunnel der Welt.

Bedeutung:

  • Revolutionierte den Güter- und Personenverkehr zwischen Nord- und Südeuropa.

  • War ein zentrales Projekt für die Schweizerische Nord-Süd-Achse.

  • Wichtiger Bestandteil der späteren Gotthardbahnlinie (Zürich – Mailand).

3. Der Gotthard-Straßentunnel (1980)

Der Gotthard-Straßentunnel wurde in den 1970er-Jahren gebaut, um den zunehmenden Autoverkehr durch die Alpen aufzunehmen. Mit 16,9 km Länge war er damals der längste Straßentunnel der Welt.

Technische Details:

  • Einröhriger Tunnel mit Gegenverkehr (eine Röhre, zwei Richtungen).

  • Seit seiner Eröffnung ein Nadelöhr – besonders im Sommer Staus.

  • Durch Bauarbeiten wird aktuell eine zweite Röhre gebaut (Fertigstellung geplant für 2029), um die Sicherheit zu erhöhen – ohne Kapazitätserweiterung.

4. Der Gotthard-Basistunnel (2016)

Der Gotthard-Straßentunnel (1980). Mit 16,9 km Länge war er damals der längste Straßentunnel der Welt. ©seppspiegl

Der Gotthard-Basistunnel ist das modernste und längste Element der Gotthard-Verbindung. Mit 57,1 km ist er der längste Eisenbahntunnel der Welt.

Daten & Fakten:

  • Baubeginn: 1999, Durchschlag: 2010, Eröffnung: 1. Juni 2016

  • Verläuft auf nahezu Ebene (Flachbahn) durch das Massiv

  • Maximalgeschwindigkeit: 250 km/h für Personenzüge

  • Kosten: ca. 12 Milliarden CHF

Bedeutung:

  • Kernstück des Projekts NEAT (Neue Eisenbahn-Alpentransversale)

  • Verbindet Erstfeld (Uri) mit Bodio (Tessin)

  • Verkürzt Reisezeit Zürich–Lugano auf ca. 1 Stunde 40 Minuten

  • Ermöglicht massive Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene

5. Wirtschaftliche und verkehrstechnische Bedeutung

Verkehr:

  • Der Gotthard-Korridor ist eine Hauptverbindung zwischen Nord- und Südeuropa.

  • Bis zu 17.000 Fahrzeuge täglich durch den Straßentunnel.

  • Rund 250 Züge pro Tag (Personen- und Güterverkehr) durch den Basistunnel.

Bis zu 17.000 Fahrzeuge täglich durch den Straßentunnel. ©seppspiegl

Wirtschaft:

  • Lebensader für Importe/Exporte zwischen Deutschland, Italien und der Schweiz.

  • Senkt Transportkosten und erhöht Effizienz der Lieferketten.

  • Der Basistunnel stärkt die Schweiz als Transitland und Umweltschutz-Vorreiter.

6. Umwelt und Nachhaltigkeit

Die Schweiz verfolgt das Ziel, möglichst viel Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Der Gotthard-Basistunnel ist ein zentraler Bestandteil dieser Strategie. Weniger LKWs auf den Alpenstraßen bedeuten:

  • Weniger CO₂-Ausstoß

  • Weniger Lärm in Bergregionen

  • Geringerer Unterhalt an Straßeninfrastruktur

7. Zukunft und Ausblick

  • Der Gotthard-Straßentunnel (1980). Mit 16,9 km Länge war er damals der längste Straßentunnel der Welt. ©seppspiegl

    Der Bau der zweiten Röhre des Gotthard-Straßentunnels schreitet voran – geplant zur Eröffnung 2029. Danach wird die alte Röhre saniert.

  • Es gibt Diskussionen über eine Weiterentwicklung des NEAT-Systems und künftige Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Mailand und Basel.

  • Digitalisierung und Automatisierung im Bahnbereich (z. B. automatische Güterzüge) könnten die Bedeutung des Gotthard-Korridors weiter steigern.

Der Gotthard-Tunnel in seinen verschiedenen Ausprägungen ist weit mehr als nur eine Verbindung zwischen zwei Regionen – er ist ein Schlüsselprojekt der europäischen Infrastruktur. Von den ersten Eisenbahntunneln des 19. Jahrhunderts bis hin zum hochmodernen Gotthard-Basistunnel symbolisiert er Fortschritt, Zusammenarbeit und das Streben nach nachhaltigem Verkehr durch die Alpen.

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