Janis Lyn Joplin (* 19. Januar 1943 in Port Arthur, Texas; † 4. Oktober 1970 in Los Angeles, Kalifornien) war eine US-amerikanische Rock- und Bluessängerin. Janis Joplin wurde 1943 in Osttexas geboren als Tochter von Seth Ward Joplin, einem Mitarbeiter der Ölgesellschaft Texaco, und Dorothy Joplin (geb. East), die eine Gesangsausbildung abgebrochen hatte und als Büroangestellte arbeitete. Sie hatte eine jüngere Schwester und einen jüngeren Bruder.

In ihrer Kindheit wandte sie sich der Kunst (besonders Gedichten) zu, las viel und sang im Kirchenchor. Ihre Mutter setzte auf das Talent ihrer älteren Tochter im Zeichnen und sorgte dafür, dass sie privaten Kunstunterricht bekam. Joplin erklärte, dass sie in der High School geächtet und gemobbt wurde. Als Teenager war sie übergewichtig und litt an Akne, die Narben hinterließ und eine Dermabrasion erforderte. Andere Kinder in der High School verspotteten sie und nannten sie „Schwein“, „Freak“, „Niggerliebhaber“ oder „Ekel“.
Nachdem sie 1960 ihren High-School-Abschluss bestanden hatte, ging sie im Alter von 18 Jahren nach Kalifornien, um Sängerin zu werden. Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte sie Ende 1961 im Halfway House in Beaumont in Texas.  Sie versuchte sich an einigen Colleges, brach aber das Studium vorzeitig ab. Dann zog sie nach Los Angeles. Sie sang, unter anderem begleitet von Jorma Kaukonen (Gitarrist von Jefferson Airplane) in Kneipen und Folk-Clubs. Autodidaktisch geschult durch Schallplatten von Leadbelly, Odetta Holmes und Bessie Smith, ihrem größten Vorbild, avancierte sie mit ihrem hemmungslosen, bis dahin für eine weiße Sängerin einzigartigen Gesangsstil zur „Queen des weißen Bluesrock“.

Nachdem Joplin 1962 in Louisiana als Kellnerin gearbeitet hatte, kehrte sie nach Texas zurück, um in Austin ein Appartement, das später als The Ghetto bekannt wurde, zu beziehen. Am College in Austin fiel sie wegen ihrer Kleidung als Außenseiterin auf. Tonangebende Studenten organisierten eine Kampagne, um sie zum „hässlichsten Menschen auf dem Campus“ zu wählen und waren erfolgreich.

1965 trat sie mit der Jazzband von Dick Oxtot auf. Im Frühsommer 1966 rief Chet Helms, ein Bekannter seit 1963 und Manager von Big Brother and the Holding Company, bei ihr an und teilte ihr mit, dass die Band eine Sängerin suche. 1966 begann Joplins Karriere, als sie nach San Francisco zog und sich besagter Band anschloss, mit der sie 1967 erfolgreich beim Monterey Pop Festival auftrat, dadurch einen Plattenvertrag bei Mainstream Records von Bob Shad erhielt und dort Big Brother & the Holding Company Featuring Janis Joplin herausbrachte. 1968 folgte für Columbia Records Cheap Thrills (Frontcover von Robert Crumb). Das zweite Album enthielt schon viele ihrer bekannt gewordenen Stücke wie die Coverversion von Erma Franklins Piece of My Heart oder Ball and Chain.
Ende 1968 trennte sich Janis Joplin von der Band und stellte zusammen mit ihrer Plattenfirma eine größere Band zusammen, die lange keinen Namen hatte, aber nach dem folgenden dritten Joplin-Album Kozmic Blues Band genannt wurde. Der Grund dafür war der Ehrgeiz Joplins, mit einer professionellen Band mit Funk- und Blues-Instrumenten neue Musikrichtungen zu erschließen und professioneller zu arbeiten. Dies wurde unter anderem von der Musikzeitschrift Rolling Stone als Verrat an den Idealen der Rockmusik empfunden. Tatsächlich lief die Zusammenarbeit mit der Band nicht sehr gut, da sich die Musiker vorher nicht kannten und Joplin wenig Erfahrung sowohl als Band-Leader als auch mit dem Arrangieren von Liedern hatte. Zusammen nahmen sie das Album I Got Dem Ol’ Kozmic Blues Again, Mama auf.

Die Band hatte ihren bekanntesten Auftritt im Jahre 1969 beim Woodstock-Festival. Joplin war bei diesem Auftritt stark alkoholisiert, wirkte aufgeschwemmt, verbraucht und ihre Stimme brach oft. Ihre Plattenfirma verweigerte aus diesem Grund anfänglich die Erlaubnis, diesen Auftritt filmisch in der Dokumentation Woodstock zu zeigen. Allerdings machte sie eine Bemerkung über die Hippiebewegung, die später oft zitiert wurde: „Früher waren wir nur wenige, jetzt gibt es Massen und Massen und Massen von uns.“ Die Aufnahmen des Woodstockauftritts wurden teilweise erst auf Box of Pearls (1999 bei Sony) bzw. vorher größtenteils 1993 auf einer posthumen CD durch die Firma ITM veröffentlicht.
Zurück in Kalifornien nahm Janis Joplin ihre unstete Lebensweise wieder auf. Im April 1970 wurde ihre dritte Band, die Full Tilt Boogie Band, zusammengestellt. Diese stellte sich für sie als Glücksgriff heraus. Das Team harmonierte emotional und musikalisch. Road-Manager John Cooke: „Die Jungs suchten eine Band, die eine Heimat war. Sie wussten, dass Janis der Boss war, und sie mochten sich alle auf Anhieb.“ Janis Joplin schien endgültig ihren Musikstil gefunden zu haben. Die Lieder mit der Full Tilt Boogie Band sollten ihre erfolgreichsten werden. Im Sommer 1970 trat sie im Festival Express Train auf.

Am 26. September 1970 traf sich die Band in den Sunset-Sound-Studios in Los Angeles für die Aufnahmen zu ihrer dritten Columbia-LP Pearl. Gleichzeitig nahm Joplin den Song Happy Trails, als ein Geburtstagslied für John Lennon auf. Joplin gehörte zu mehreren Sängern, die von Yoko Ono mit der Bitte um eine aufgezeichnete Begrüßung zu Lennons 30. Geburtstag gebeten wurde. Lennon erhielt die Aufnahme erst zwei Tage nach ihrem Tod. Am 1. Oktober nahm sie dort den A-cappella-Song Mercedes Benz auf.

“Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz”: Diese Zeilen kennt wirklich jeder. Dieser Song, diese anderthalb Minuten a-capella Geasang, haben sich tief in die Musikgeschichte eingebrannt. Es war die letzte Aufnahme von Janis Joplin, am 1.10.1970 hat sie Mercedes Benz im Studio eingesungen. Aber die Geschichte dieses Liedes beginnt ein paar Monate vorher, im Sommer 1970.

Janis Joplin sitzt vor einem Auftritt mit ein paar Freunden in einer Bar in Port Chester, nördlich von New York City. Janis erzählt von einem Song des Beat-Poeten Michael McLure, den sie kurz davor gehört hatte: “Come on God and Buy Me a Mercedes Benz.” Janis singt lauthals, und die anderen knallen dazu die Biergläser im Rhythmus auf den Tisch. Janis improvisiert einen neuen Text, den sie schnell auf ein paar Servietten schreibt.
Keine Stunde später steht Janis Joplin auf der Bühne im Capitol Theatre und erzählt ihren Fans vom Nachmittag in der Bar und dann stampft sie den Rhythmus und singt los – a capella. Der Song kommt an, die Botschaft ist allen klar: Es geht gegen den Konsum. Persönliches Glück und Selbstwertgefühl haben nichts mit Besitz und Reichtum zu tun. Mitte der 90er Jahre nutzt Mercedes ausgerechnet diesen Song in einem Werbespot.

Einen Monat nach dem Konzert ist Janis Joplin im Studio. Sie nimmt Songs für ihr nächstes Album auf, Pearl. Sie ahnt nicht, dass es ihr letztes Album sein wird. Sie ahnt nicht, dass sie die Fertigstellung nicht mehr erleben wird. Paul Rothchild, der Produzent der Doors, nimmt mit ihr auf. Sie singt den Song genau einmal – und es war perfekt. Es war ihre letzte Aufnahme – drei Tage später ist Janis Joplin tot. Sie stirbt mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin.

 

 

JANIS JOPLIN – MERCEDES BENZ

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