„Monsieur Aznavour“: Das märchenhafte Leben eines Chansonniers

Tahar Rahim © ANTOINE AGOUDJIAN

Es liegt wohl in der Natur von Künstlerbiografien, dass sie von Rückschlägen, Zweifeln und Zurückweisungen erzählen und zugleich von Momenten der größten Triumphe. Wenn dann noch die Geschichte eines sozialen Aufstiegs hinzukommt, ist das wahr gewordene Märchen perfekt. Das Leben des französischen Chansonniers Charles Aznavour entspricht genau einer solchen Biografie, zumindest wenn man dem Biopic »Monsieur Aznavour« des Regieduos Mehdi Idir und Grand Corps Malade glaubt. Voller Respekt und grenzenloser Bewunderung nähern sie sich diesem Ausnahmekünstler. Er selbst war unmittelbar vor seinem Tod 2018 noch an der Entwicklung des Projektes beteiligt, Aznavours Schwiegersohn Jean-Rachid Kallouche produzierte den Film. Diese Nähe ist ihm durchaus anzumerken.

Tahar Rahim © ANTOINE AGOUDJIAN

Paris in den 1930er Jahren: Als der junge Charles Aznavour (Tahar Rahim) für ein paar Münzen in einem Theaterstück mitspielt, entdeckt er seine Leidenschaft für die Bühne und fasst den Entschluss, Sänger zu werden. Doch die Ausgangslage ist alles andere als vielversprechend – ohne Geld, als Sohn armenischer Einwanderer und mit einer unkonventionellen Stimme zweifelt sein Umfeld an seinem Erfolg. Getrieben von unerschütterlichem Ehrgeiz nimmt Charles jedes Risiko in Kauf. Als schließlich die Chanson-Ikone Édith Piaf auf ihn aufmerksam wird, scheint der Durchbruch greifbar. Doch wie viel ist er bereit, für seinen Traum zu opfern?

Das Erstaunliche an dieser spannenden Filmbiografie ist, dass sie nicht endet, als Aznavour zum Superstar wird – das wäre die amerikanische Vorgehensweise gewesen. Nein, es handelt sich hier um ein europäisches Stationendrama. Außerdem hat Aznavour viele seiner Welthits erst im reifen Alter geschrieben und gesungen.

Aznavour war, was der Film nicht verschweigt, Lebemann und Avantgardist, was das Gelingen einer Patchwork-Familie angeht. Seine Solidarität mit ausgegrenzten Minderheiten hat er selbst als Star nicht vergessen. Das Leid von Homosexuellen und Transvestiten schildert er in großartigen Chansons wie „Comme Ils Disent“. Auch die Schwächen dieses Aufsteigers werden nicht übergangen: sein Hang zu herrischem Auftreten im Studio sowie sein unerbittliches Arbeitsethos, was zu einer familiären Katastrophe führt – Momente eines außergewöhnlichen Künstlerlebens, das nach wie vor berührt.

 

 

 

Originaltitel: Monsieur Aznavour
Produktionsland/-jahr: Frankreich 2024
Genre: Biopic, Musikfilm
Regie: Mehdi Idir, Grand Corps Malade
Darsteller: Tahar Rahim, Bastien Bouillon, Marie-Julie Baup
Lauflänge: 134 min
FSK: 0
Kinostart: 22.05.2025
 
 

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