Olfas Töchter

Olfas Töchter (Originaltitel: Les filles d’Olfa, internationaler Titel: Four Daughters; DMG Banāt Ulfa) ist ein Experimentalfilm von Kaouther Ben Hania aus dem Jahr 2023. Nachdem zwei Töchter einer tunesischen Mutter sich radikalisiert und in Libyen der Terrororganisation Islamistischer Staat (IS) angeschlossen haben, lädt die Filmemacherin professionelle Schauspielerinnen ein, um den Verlust zu kompensieren. Die internationale Koproduktion zwischen Frankreich, Tunesien, Deutschland und Saudi-Arabien wurde beim Internationalen Filmfestival von Cannes im Mai 2023 uraufgeführt.


Das Leben der Tunesierin Olfa (Hend Sabry) schwankt zwischen Licht und Schatten. Sie ist Mutter von vier Töchtern. Eines Tages verschwinden ihre beiden ältesten Töchter und sie stürzt in ein tiefes Loch der Verzweiflung und Hilflosigkeit. Als sie erfährt, dass sie die beiden an den sogenannten Islamischen Staat verloren hat, bleibt sie mit ihren beiden jüngsten Töchtern zurück und muss lernen, wie sie mit dem neuen Gefühl der Trauer und mit den Schuldgefühlen zurechtkommt. Ein Familienkonflikt entsteht, der Generationen überschreitet. Um die Abwesenheit der Töchter zu kompensieren und den Konflikt lebendig darzustellen, setzt die Regisseurin Kaouther Ben Hania professionelle Schauspielerinnen ein. Die Geschichte von Olfa und ihren Töchtern ist eine intime Reise voller Hoffnung, Rebellion, Tradition und Gewalt und hinterfragt die Fundamente unserer Gesellschaft und das Zusammenleben einer Familie, die auseinandergerissen wurde.
Die außergewöhnliche Kombination aus Dokumentation und Re-Enactment-Szenen macht OLFAS TÖCHTER schon in seiner filmischen Form zu etwas ganz Besonderem. Dabei gehen die Erinnerungen von Olfa und den beiden jüngeren Töchtern Eya und Tayssir fließend in nachgespielte Szenen in einem an eine Theaterbühne erinnernden Setting über. Die Komposition aus Regieanweisung und Schauspiel ist für die Darstellerinnen wie auch für das Publikum ein herausforderndes Konzept. Nicht nur dadurch, sondern auch mit der beeindruckenden Nähe von Regie und Cast gelingt Kaouther Ben Hania eine Erzählweise, die die Spannung bis zum Ende aufrechthält und als Narrativ mehr Kraft ausstrahlt als ein Spielfilm es gekonnt hätte. Der Film gewährt einen intimen Einblick in eine Welt, die selten gezeigt wird. Die Frauen in der Geschichte erleben Schreckliches. Und doch sind und bleiben sie stark. In ihrem Stolz, ihrer Liebe und ihrem Glauben. OLFAS TÖCHTER ist hochaktuelles bewegendes Tatsachenkino, das wichtige Themen wie Hoffnung, Rebellion, Gewalt und Schwesternschaft aufgreift und das Publikum mit auf eine Reise in eine uns fremde Kultur nimmt. Doch das zutiefst Menschliche in der erzählten Geschichte macht klar: Auch wenn andere Kulturen uns Welten entfernt scheinen, sind sie uns doch letzten Endes näher als wir denken.
Die Tunesierin Olfa Hamrouni erlangte im April 2016 internationale Bekanntheit, als sie die Radikalisierung ihrer beiden jugendlichen Töchter Rahma und Ghofrane Chikhaoui öffentlich machte. Beide Teenager hatten Tunesien verlassen, um an der Seite des IS in Libyen zu kämpfen. Hamrouni kritisierte öffentlich die tunesischen Behörden dafür, dass sie ihre Tochter Rahma nicht an der Ausreise gehindert hatten. Nach der Festnahme der beiden Frauen durch libysche Streitkräfte hätten die Behörden ebenso nicht reagiert. Auch soll Hamrouni selbst die Ausreise verwehrt worden sein, um ihre Töchter auf eigene Faust in Libyen zu suchen.
Regie | Kaouther Ben Hania |
Darsteller | Hend Sabri, Olfa Hamrouni, Eya Chikhaoui, Tayssir Chikhaoui, Nour Karoui, Ichraq Matar, Ma.. |
FSK | 12 |
Produktionsland | Frankreich, Tunesien, D, Saudi-Arabien |
Jahr | 2023 |
Verleih | Rapid Eye Movies |
Kategorie | Dokumentarfilm |
Kinostart | 18.01.2024 |
Länge | 110 min |
Audioformat | 5.1 |
Untertitel | — |
Bildformat | 1:85 |
Framerate | — |
2D/3D | 2D |