Aelrun Goettes autobiografische Komödie „In einem Land, das es nicht mehr gibt“ nähert sich unserem DDR-Geschichtsbild über die Modewelt.

Ein Leben zwischen Freundschaft, Solidarität und exquisiter Mode im letzten Sommer eines sozialistischen Landes, das es (bald) nicht mehr gibt. Ein vielschichtiger, unterhaltsamer und smarter Film.

Hannah Ehrlichmann, Jördis Triebel, Gabriele Völsch, Marlene Burow © TOBIS (Foto: Peter Hartwig)

Suzie (Marlene Burow) steht im Ostberlin 1989 kurz vor dem Abitur, als sie von der Schule fliegt und sich plötzlich alleine durchschlagen muss. Auf dem Weg zu ihrem Job als Facharbeiterin im Kabelwerk Oberspree wird sie zufällig fotografiert. So kommt es, dass das Foto auf dem Cover der ostdeutschen Frauenzeitschrift „Sibylle“ landet und Suzie über Nacht zu einem gefragten Fotomodel wird. Eine ganz neue Welt öffnet sich der jungen Frau. Eine Welt voller schillernder Persönlichkeiten und aufregender Gelegenheiten – vorbei der sozialistische Alltag in der Fabrik. Sie lernt den exzentrischen Rudi (Sabin Tambrea) kennen, der im Berliner Untergrund für die hedonistische Szene der Stadt seine eigene Mode entwirft. Außerdem gibt es noch den Fotografen Coyote (David Schütter), der außergewöhnliche, verführerische Aufnahmen macht, die allerdings in Zeitschriften nie abgedruckt werden. Für die Drei ist ihre Begegnung der Beginn eines ganz besonderen Sommers voller Liebe und Zusammenhalt, aber auch Schmerz und Verlust …

Marlene Burow, Sabin Tambrea © Ziegler Film/TOBIS/ Peter Hartwig

In der Geschichte von IN EINEM LAND, DAS ES NICHT MEHR GIBT steht der nahende Mauerfall, der das Schicksal der DDR besiegelte, einmal nicht im Mittelpunkt. Stattdessen erzählt Aelrun Goette in Regie und Drehbuch mitreißend und kurzweilig von einer universellen menschlichen Kraft, die dem Volk der DDR innewohnte, über den Aufbruch ins Leben und darüber, dass Freiheit erst wirklich gelebt werden kann, wenn es noch Träume gibt. Der Film feiert die Kraft der Kunst, die Stärke der Frauen und die des Individuums und reiht sich damit wohlverdient in eine Tradition aus DEFA-Spielfilmen ein wie SOLO SUNNY (1980) von Konrad Wolf und Wolfgang Kohlhaase, die fast nicht mehr zu existieren schien. Das Schauspielensemble, allen voran getragen durch die Hauptdarstellerin der Suzie, Marlene Burow, und unterstützt von bekannten Stars wie Claudia Michelsen, Sabin Tambrea oder Jördis Triebel, verkörpert den Geist der Zeit mit solcher Natürlichkeit und Detailtreue, dass der Blick in das Jahr 1989 einer Zeitreise gleicht, die seine mitreisenden Kinozuschauer:innen nur so in ihren Bann zieht. Unterstützt wird das durch eine meisterhafte Kameraarbeit, eine wundervolle Montage und einen mitreißenden Soundtrack. Letzten Endes zeichnet all das ein Bild, das einer Zeit, die geprägt ist von Zwietracht und Konflikten, universelle Werte von Freundschaft und Zusammenhalt entgegenstellt.

Am 13.4.2021 fiel die erste Klappe zu den Dreharbeiten des neuen Kinofilms In einem Land, das es nicht mehr gibt. Nach 18 Drehtagen in Thüringen und Sachsen zog die Produktion der Ziegler Film in Koproduktion mit Tobis Film, Babelsberg Film, Gretchenfilm sowie dem rbb (federführende Redakteurin: Cooky Ziesche), WDR, arte, MDR, SWR und der ARD Degeto nach Berlin um, wo der Dreh fortgesetzt und am 8. Juni beendet wurde.
 
Regie: Aelrun Goette
Darsteller: Marlene Burow, David Schütter, Sabin Tambrea, Claudia Michelsen, Jördis Triebel, Helene Grass, Sven-Eric Bechtolf, Bernd Hölscher
Kamera: Benedict Neuenfels
Schnitt: Julia Karg
Buch: Aelrun Goette

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