Wenn die größte Dom-Orgel der Erde im Passauer Stephansdom erklingt, stockt selbst verwöhnten Musik-Liebhabern der Atem. Mit 17.974 Pfeifen und 233 Registern in fünf einzelnen Orgelwerken bietet das Mega-Instrument einen Musik-Genuss der besonderen Art. Die größte Orgelpfeife hat eine Länge von über elf Meter und wiegt mehr als 300 Kilogramm. Ab Mai können Besucher das Passauer “Klang-Wunder” wieder von montags bis samstags beim regelmäßigen “Mittagskonzert” auch außerhalb der Gottesdienste live erleben. Jeweils ab 12 Uhr erklingen dann für eine halbe Stunde Werke aus dem ganzen Spektrum der Orgel-Musik verschiedener Jahrhunderte. 

Foto: obx-news

Die Passauer Domorgel im Stephansdom gilt als eine der größten Kirchenorgeln der Welt und ist ein beeindruckendes Zeugnis sakraler Musik und technischer Kunstfertigkeit. Der Passauer Stephansdom, gelegen in der malerischen Altstadt von Passau, einer Stadt an der Grenze zwischen Deutschland und Österreich, bietet nicht nur eine atemberaubende Architektur, sondern auch ein einzigartiges musikalisches Erlebnis dank seiner berühmten Orgel.

Die Geschichte der Passauer Domorgel

Die Geschichte der Orgel im Stephansdom reicht bis in das 15. Jahrhundert zurück, doch die heutige Orgel ist das Ergebnis mehrerer Umbauten und Erweiterungen, die vor allem im 20. Jahrhundert vorgenommen wurden. Der entscheidende Umbau, der die Orgel zu ihrer heutigen Größe brachte, wurde zwischen 1978 und 1981 unter der Leitung des Orgelbauers Eisenbarth aus Passau durchgeführt. Diese umfangreichen Arbeiten wurden notwendig, um die musikalische Vielfalt und die klangliche Brillanz der Orgel zu erhöhen und sie an die akustischen Bedingungen des Doms anzupassen.

Technische Daten und Eigenschaften

Die Passauer Domorgel besteht aus fünf einzelnen Orgeln, die in verschiedenen Teilen des Doms platziert sind. Ein­zig­ar­tig ist das Klang­kon­zept mit fünf unter­schied­li­chen Teil­or­geln und jeweils eige­nem Klang­cha­rak­ter. Die bei­den baro­cken Pfei­ler­or­geln, die ursprüng­lich an den Pfei­lern unter der Vie­rungskuppel auf eige­nen Musik­em­po­ren auf­ge­stellt waren, wur­den Mit­te des 19. Jahr­hun­derts auf die West­em­po­re der Sei­ten­schif­fe trans­fe­riert. Sie flan­kie­ren nun die Haupt­or­gel: die Evan­ge­li­en­or­gel im Nor­den als fran­zö­si­sches Solo- und Schwell­werk, die Epis­tel­or­gel im Süden als ita­lie­nisch-baro­cke Orgel. Die Chor­or­gel im Altar­raum links ver­fügt über einen eige­nen mecha­ni­schen Spiel­schrank und ist in nord­deutsch-baro­ckem Klang­stil gehal­ten. Über dem Lang­haus im Dach­stuhl in einer eige­nen Orgel­kam­mer ist die Fern­or­gel ein­ge­baut, deren Klang durch das ​Hei­lig-Geist-Loch“ in das Kir­chen­schiff drin­gen kann. Alle fünf Orgel­wer­ke kön­nen vom Haupt­spiel­tisch auf der Empo­re aus gespielt wer­den, für sich ein tech­ni­sches Wun­der­werk. Die­se Orgel ist im spät­ro­man­ti­schen Stil dis­po­niert. 

Die Orgel wird von einem zentralen Spieltisch aus gesteuert, der mit modernster Technik ausgestattet ist. Dies ermöglicht es dem Organisten, die verschiedenen Teile der Orgel miteinander zu kombinieren und die Klangfarben je nach musikalischem Werk und persönlicher Interpretation anzupassen. Vom Haupt­spiel­tisch auf der Empo­re aus kann der Dom­or­ga­nist jedes der 233 Regis­ter und jede der 17974 Pfei­fen zum Erklin­gen brin­gen, Pfei­fen aus Metall, Holz und dazu vier Glo­cken­spie­le mit zusam­men 134 Reso­nanz­kör­pern. Die größ­te Orgel­pfei­fe hat eine Län­ge von über elf Meter und wiegt 306 Kilo. Ihr Ton mit etwa 16 Schwin­gun­gen pro Sekun­de liegt an der unte­ren Hör­gren­ze. Die kleins­ten Pfei­fen haben eine Län­ge von sechs Mil­li­me­ter und die Töne lie­gen mit etwa 16.000 Herz an der obe­ren Hör­gren­ze des Men­schen. 120 Kilo­me­ter Kabel wur­den in der Anla­ge ver­legt. Da die Orgel auch mecha­nisch gespielt wer­den kann, wur­den soge­nann­te Abs­trak­ten, Züge aus Zedern­holz ver­wen­det, die die Ver­bin­dung zum Pfei­fen­ven­til her­stel­len. Über 5000 Meter wur­den dabei ver­ar­bei­tet. Die Wind­ver­sor­gung erfolgt durch Geblä­se in den ein­zel­nen Teil­wer­ken. Die Haupt­or­gel besitzt zwei, die allei­ne 80 Kubik­me­ter Luft pro Minu­te lie­fern. 

Musikalische Bedeutung

Die Passauer Domorgel zieht jedes Jahr Tausende von Besuchern und Musikliebhabern aus aller Welt an. Konzerte und musikalische Veranstaltungen im Stephansdom bieten die seltene Gelegenheit, die volle Klangpracht dieses außergewöhnlichen Instruments zu erleben. Die Orgel ist nicht nur für ihre Größe bekannt, sondern auch für ihre musikalische Flexibilität und Fähigkeit, ein breites Spektrum an Orgelliteratur zu interpretieren – von alten Meisterwerken bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen.

Fazit

Die Passauer Domorgel im Stephansdom ist mehr als nur ein Instrument; sie ist ein kulturelles Erbe, das die Grenzen von Musik und Architektur verschmelzen lässt. Ihre beeindruckende Größe und ihre musikalische Vielfalt machen sie zu einem Wunder der Orgelbaukunst und einem unverzichtbaren Bestandteil der sakralen Musiktradition. Der Besuch eines Konzerts in diesem historischen Dom, unterstrichen durch die Klänge der größten Domorgel der Erde, bleibt ein unvergessliches Erlebnis.

Mehr Infos: http://www.bistum-passau.de/dom-st-stephan/dommusik/domkonzerte/mittagsorgelkonzerte

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