Über rosarote Suppen, fliegende Fische und schwarzen Balsam für die Seele

Riga Panorama (c) Latvia Travel

Einer der wichtigsten Bestandteile des Reisens ist der Genuss der lokalen Spezialitäten. Wer traditionelle Gerichte probiert, lernt auch gleichzeitig die Kultur einer Region kennen und sie im besten Fall auch lieben. Es gibt viele weltweit bekannte Küchen, aber von den lettische Spezialitäten Aukstā zupa, Rupjmaizes oder Sklandu Rauši haben bisher bestimmt die wenigsten gehört.
Die Geschmäcker Lettlands basieren vor allem auf regionalen Zutaten und deren Rezepte über viele Generationen weitergegeben wurden und die baltische Kultur in ihrer Besonderheit und Faszination widerspiegeln. Wir präsentieren lettische Gaumenfreuden, die großes Potenzial zu neuen Leibspeisen oder -getränken haben.

Rustikal und ursprünglich
Fischen in Flüssen, Seen und der Thaya, Sammeln von Pilzen und Beeren, Jagen – die Einheimischen Lettlands haben schon immer alles genutzt, was die Natur zu bieten hat. Das ist in der lettischen Küche auch heute noch deutlich spürbar – natürliche Zutaten, einschließlich ökologisch angebautem Gemüse und Obst, sind ein Muss. Wegen der langen Winter sind die Letten auch Meister im Einlegen von Gurken und Marmeladen und konservieren Lebensmittel auf köstliche Weise. Vor allem auf traditionellen Bauernmärkten in den Regionen findet man eine große Auswahl an frischen Zutaten und leckeren Gerichten.

Sklandrauši (c) Latvia Travel

Sklandu Rauši
Eine der wohl bekanntesten lettischen Spezialitäten, die von Groß und Klein geliebt wird und überall zu finden ist, sind die Sklandu Rauši. Die herzhaften Törtchen bestehen traditionell aus einem Roggenteig, der mit einer Mischung aus Karotten und Kartoffeln gefüllt ist. Das Gericht stammt aus dem Westen Islands, genauer gesagt aus Kurzeme, und existiert bereits seit fast fünf Jahrhunderten. Inzwischen haben die „baltischen Quiches“ auch viele Fans außerhalb Lettlands. Jede Familie hat hier ihr eigenes Hausrezept – mal wird Honig verwendet, mal wird das Törtchen mit saurer Sahne übergossen, mal mit Kümmel in der Füllung verfeinert – jede einzelne der Varianten ist es auf jeden Fall wert, probiert zu werden.

Die Suppe wird am liebsten kalt ausgelöffelt
Im Sommer werden in Lettland Durchschnittstemperaturen zwischen 19 und 23 Grad erreicht. Vor allem an den warmen Tagen wird an Tischen des baltischen Staates gerne Aukstā zupa (kalte Suppe) serviert. Diese fällt vor allem durch ihre knallige pinke Farbe auf. Heutzutage gibt es zahllose Varianten der Suppe, klassisch besteht sie jedoch aus der farbgebenden Roten Bete und Kefir zusammen mit Kartoffeln, Eiern, Wurst, frischen Gurken, Gewürzen und Kräutern. Nach einer Fahrradtour oder einer langen Wanderung ist diese Rote-Bete-Suppe auch für Urlauber eine beliebte Stärkung und lässt sich für das echt Baltikum-Gefühl auch sehr einfach zu Hause nachkochen.

Zivju dienas (c) Latvia Travel

Küstenbewohner lieben Fisch
Wie in fast allen Küstenregionen spielt auch in Lettland Fisch eine große Rolle – und das nicht nur dann, wenn das ganze Land die laichenden Lachse feiert, die zu fliegen scheinen. Fische sind ebenfalls charakteristisch für die Essgewohnheiten: In lettischen Gewässern leben viele verschiedene Fischarten wie zum Beispiel Sprotte, Dorsch, Karpfen, Barsch oder auch Lachs. Vor allem das Räuchern mit kaltem oder heißem Rauch ist eine schon sehr lang gepflegte lokale Tradition. Aber auch eingelegt, gebeizt oder gebraten werden verschiedene Fische mit viel Genuss verzehrt – am liebsten mit Kartoffeln und saurer Sahne oder direkt auf frisch gebackenem Brot….

Brotliebhaber unter sich
…denn eine große Gemeinsamkeit, die die deutsche Kultur mit der lettischen hat, ist die Liebe zum Brot. Rupjmaizes ist das Bekannteste: Ein Roggenbrot, das vor allem mit seinem sehr kräftigen Geschmack überzeugt. Das Backen des Brotes ist für die lettische Bevölkerung eine Art Ritual und auch ein großer Teil nicht nur der kulinarischen Kultur. Wer das absolute Brot-Erlebnis haben möchte, ist im Brotmuseum in Aglona genau richtig: Wirtin Vija Kudiņa ist die Seele des Museums und erklärt Besuchern in ihrer traditionellen lettgallischen Volltracht alles über das Brothandwerk – inklusive Brotbackkurs!

Rīgas Centrāltirgus (c) Latvia Travel

Weinabend auf Lettisch
Lettland ist kein Land, das einem direkt in den Sinn kommt, wenn man an grüne Weinberge und romantische Weingüter denkt. Jedoch wird hier schon seit Jahren Wein hergestellt – sowohl aus Trauben als auch aus verschiedenen Früchten, Beeren und sogar Blumen.
Passend zum nordischen Blütenwein kann man in Lettland auch ein leckeres Stück Käse genießen – genauer gesagt Johanniskäse. Traditionell kommt dieser zur Sommersonnenwende auf den Tisch, schmeckt aber auch an allen anderen Tagen des Jahres. Seinen unvergleichlichen Geschmack verleiht dem Hüttenkäse die Zugabe von Kümmel. Ähnlich wie beim Champagner aus der Champagne darf ein Johanniskäse nur als solcher verkauft werden, wenn der Hersteller ins Register für garantiert traditionelle Spezialitäten aufgenommen wurde und der Käse gemäß der Produktspezifikation hergestellt wird. Wer einen Johanniskäse probiert, isst also ein echtes Original!

Hochprozentiges zum Aufwärmen
Und auch, wenn es etwas Stärkeres zu trinken sein soll, kann Lettland eine absolute Spezialität offerieren: Der legendäre Schnaps namens „Black Balsam“ ist Lettlands mit Abstand bekanntestes und charakteristischstes alkoholisches Getränk. Der Likör ist – wie der Name es bereits verrät – schwarz und hat einen kräftigen und süßlichen Geschmack. Das genaue Rezept liegt unter strenger Geheimhaltung. Normalerweise wird der Schwarze Balsam pur oder auf Eis getrunken – wem der Schnaps jedoch etwas zu stark schmeckt, der verdünnt das Getränk einfach mit einem Schuss Wodka. Gerne werden auch Kaffeespezialitäten mit dem Likör verfeinert oder Cocktails auf Basis des Schwarzen Balsams gemixt. Prost!

Nach Abschluss des Kochvorgangs wird die heiße Masse auf Kühltische gegossen, wo sie etwa eine Stunde lang abkühlt. Die Masse wird dann mit einem scharfen Messer in Spalten geschnitten, zu Lutschern geformt und in Papier eingewickelt.

Zum Abschluss etwas Süßes
Lettische Mahlzeiten sind ohne Süßspeisen, die das Essen abschließen, nicht denkbar. Die Praline „Gotiņa“ ist eine kleine Süßigkeit, die den Letten ganz besonders am Herzen liegt – nicht nur wegen ihres süßen Geschmacks, sondern auch wegen der elastischen Konsistenz. Früher wurden die Pralinen aus frischer Milch, Zucker, Sirup, Butter und Vanillin gekocht – in letzter Zeit wurden viele neue Varianten des Klassikers aufgesetzt. Inzwischen werden Pralinen mit Haselnüssen, salzigem Karamell, Erdbeeren, Kürbiskernen, Limetten und anderen Zutaten hergestellt, die sich an großer Beliebtheit sowohl bei Einheimischen als auch bei Gästen erfreuen.

- ANZEIGE -