Richtungswechsel von Jamaika auf Ampel

Christian Lindner ist mit der RTL-Journalistin Franca Lehfeldt liiert – Chefreporterin für Politik Magazine. Foto: highgloss.de

<Berlin> (cat). „Christian Lindner hat die Haare schön“ – das vermeldete der „Tagesspiegel“ im Jahr 2013. Und tatsächlich zeigte sich damals beim Fotovergleich mit früheren Schnappschüssen, dass die Geheimratsecken des FDP-Mannes einer vollen Mähne gewichen waren. Hatte der gebürtige Wuppertaler etwa eine Beauty-OP? Auf das haarige Thema angesprochen, verwies der Politiker auf Twitter ziemlich cool auf einen bekannten BVB-Trainer – offensichtlich sein Vorbild in Sachen Styling: „Um es mit Jürgen Klopp zu sagen: „Ich finde, das Ergebnis ist ganz cool geworden, oder?“. Etwas peinlich hingegen war eine Aktion im letzten Jahr: Den FDP-Chef ereilte die zweifelhafte Ehre von der Zeitschrift „Emma“ zum „Sexist Man Alive 2020“ ernannt worden zu sein. Der Negativ-Titel für den Sexisten des Jahres ist eine Abwandlung der Auszeichnung „Sexiest Man Alive“, die vom US-Magazin „People“ verliehen wird. Auslöser sei die Ablösung von Generalsekretärin Linda Teuteberg gewesen, die Lindner mit den Worten begleitet hatte: „Ich denke gerne daran, Linda, dass wir in den vergangenen 15 Monaten ungefähr 300 Mal, ich hab‘ mal so grob überschlagen, ungefähr 300 Mal den Tag zusammen begonnen haben.“ Und nach einer Kunstpause: „Nicht was ihr denkt.“ Der Spruch, für den Lindner sich später entschuldigt hatte, sei für die „Emma“-Redaktion um Herausgeberin Alice Schwarzer „der letzte Tropfen“ gewesen: „Voraus gingen zahlreiche Ausrutscher des leidenschaftlichen Porschefahrers in den vergangenen Jahren – Hobbys: Grillen, Sport, Autos. Der Mann hat’s offenbar nötig.“ Und jetzt will der Macho-Man auch noch regieren. Während Lindner 2017 die vier Wochen andauernden Jamaika-Sondierungen platzen ließ, mit der Begründung es sei besser „nicht zu regieren, als falsch zu regieren“, geht der 42-Jährige aktuell auf Kuschelkurs mit den Grünen und der SPD. Gerade haben die drei mit ihren jeweiligen Verhandlungsteams etwa sechs Stunden lang die Möglichkeit einer Ampelkoalition ausgelotet. Dann sagte Lindner: „Das heutige Gespräch macht Mut. Wir spüren die Erwartungen und die Hoffnungen, die die Menschen in uns setzen. Ich bin zuversichtlich, dass die nächste Woche eine gute werden kann.“ Bedenklich ist, dass es sich ausgerechnet um die Parteien handelt, vor denen er vor der Wahl noch warnte, weil sie das Land aus seiner Sicht ausgebremst hätten. Doch die Aussicht, sich gegen Robert Habeck als Finanzminister durchzusetzen, ist wohl zu verlockend.

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