Carl Nixon: Kerbholz
Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Der Titel des Buches bezieht sich vordergründig auf einen Gegenstand, den ein Toter bei sich hatte, der eines Tages auf Neuseeland gefunden wird. Was es mit dem Kerbholz auf sich hat, erfährt nur der Leser.
John Chamberlain soll in Neuseeland eine Weile arbeiten und bevor er die neue Arbeitsstelle antritt, will er mit Frau und vier Kindern Land und Leute erkunden. Auf einer einsamen Straße mitten in der Wildnis stürzt ihr Wagen bei strömenden Regen in eine Schlucht. Die Eltern und das Baby sind sofort tot. Die drei Kinder überleben mehr oder weniger schwer verletzt und werden erst nach Tagen zufällig von Peters, einem Aussteiger, gefunden. Das Mädchen hat nur halbherzig den Fluss ein Stück verfolgt, aber nicht wirklich nach der Straße gesucht, von der sie abgekommen waren. Die Reifenspuren verwischte der Regen. Peters bringt sie zu seiner abgelegenen Farm. Sie scheinen gerettet, doch die zunächst freundliche Aufnahme und Pflege durch seine Gefährtin Martha entpuppt sich als sehr eigensüchtig.
Während der kleine Tommy durch den Unfall irreversibel geistig behindert ist, müssen die Kinder nach Kräften die heruntergekommene Farm bewirtschaften, wo es weder Strom, noch Telefon oder ärztliche Hilfe gibt. Sie helfen in Haushalt und Garten. Die Erwachsenen reden den Kindern ein, es sei zu weit in die nächste Stadt und kein Transportmittel greifbar. Zunächst glauben das die Kinder, doch Maurice unternimmt schließlich, als sein Bein geheilt ist, mehrere Fluchtversuche, will Hilfe holen, und wird von Peters und seinen Hunden eingefangen und bestraft. Erst der Versuch nach vier Jahren gelingt beinahe, aber auf dem Weg verunglückt Maurice mitsamt dem Kerbholz und der Uhr des Vaters. Seine Schwester, Catherine, fügt sich allen Regeln der zwei Zivilisationsmüden und akzeptiert, dass sie die Unterbringung bei den Erwachsenen abzuarbeiten habe, nimmt dieses Leben als ihr Schicksal an. Selbst als ein Fremder auftaucht und wieder verschwindet, nutzt sie keine Chance.
Ihre Tante Suzanne aus England, die sich auf mehreren Reisen selbst auf die Suche nach der Familie macht, schöpft neue Hoffnung, nachdem sowohl die Uhr als auch per DNA-Abgleich ihr Neffe identifiziert ist. Wo ist ihr Neffe die ganzen Jahre gewesen? Sie kämpft sich mit guter Ausrüstung wieder durchs Gelände. Es gelingt ihr tatsächlich, eine konkrete Spur aufzutreiben. Doch zu leicht lässt sie sich abwimmeln. Ein wirklich spannender Roman, den man nur so verschlingt.
Carl Nixon (*1967 in Christchurch, Neuseeland) studierte Religionswissenschaften und Pädagogik an der University of Canterbury. Nach seinem Studium unterrichtete er Englisch und lebte eine Zeit lang in Japan und New York. Sein mehrfach ausgezeichnetes Werk umfasst Romane, Kurzgeschichten und Theaterstücke, er erhielt den Katherine Mansfield Short Story Award und gewann zwei Mal den Sunday Star Times Short Story Contest. Sein Debütroman Rocking Horse Road stand vier Monate auf der KrimiZEIT-Bestenliste. Nixon lebt in Christchurch.
Unionsverlag:
Taschenbuch
€ 15.00, FR 20.50, € [A] 15.50
Broschiert
Sofort lieferbar
UT 1012
304 Seiten
ISBN 978-3-293-71012-2
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