Beating Hearts
„Beating Hearts“: Mitreißende Lovestory

Schon die Eingangssequenz ist ohrenbetäubend und atemberaubend: In einer Tiefgarage fliegen die Kugeln aus den Kalaschnikows den jungen Männern um die Ohren. Das Gemetzel zeichnet sich nur silhouettenhaft im Schattenspiel ab, aber die Gewalt ist spürbar. Hier ist der totale Bandenkrieg angesagt, und am Ende, nach gefühlten anderthalb Minuten, sind alle Gangster tot.
Von vorn fegt die Kamera über Wiesen und Felder nach hinten, während von links ein Moped ins Bild rauscht. Kurz darauf versinken die Teenager Jackie und Clotaire im gelben Blütenmeer eines Rapsfeldes: »Kannst du den Kaugummi rausnehmen?«, bittet sie beim ersten Kuss, später wird sie den roten Kaugummi über ihrem Bett an die Wand kleben, wo er sich in ein schlagendes Herz verwandelt. Der dritte Spielfilm des Schauspielers Gilles Lellouche strotzt nur so vor ungestümer, wilder Energie und origineller visueller Ideen. Fast drei Stunden lang wird man im Rhythmus seines wild schlagenden Herzens mitgerissen.

Viel steckt drin im Originaltitel »L’Amour ouf«: Überforderung, Überwältigung, Erschöpfung, Atemlosigkeit, verrückte Liebe gegen jede Wahrscheinlichkeit. Jacqueline und Clotaire kommen aus verschiedenen Welten, sie aus bürgerlich intellektuellem Hause, er aus einer Hafenarbeiterfamilie. Sie verabscheut Gewalt, für ihn ist sie Teil seines Lebens in der Banlieue von Lille und Ausdruck seines ungezügelten Temperaments. Sie will lernen und es zu etwas bringen, er lässt sich im No-future-Lebensgefühl treiben. Trotzdem fliegen gleich bei ihrer ersten Begegnung die Funken, da sind sie noch Teenager, er lungert mit seiner Bande vor der Schule herum, um die aus dem Schulbus quellenden Mädchen blöd anzuquatschen, sie ist die Neue und bietet ihm Paroli. »Für wen hältst du dich, Großmaul«, frotzelt er. »Für ein Mädchen, das man nicht beleidigt«, kontert sie. »Nie! Ist das klar?!« Doch während sie sich noch angiften, sprechen ihre Augen schon längst eine andere Sprache.
Gefühle, die auf dem Papier der 1980er Jahre in Nordfrankreich aus verschiedensten Gründen angeblich nicht sein dürfen: Clotaire (François Civil) ist in Jackie (Adèle Exarchopoulos) verliebt. Doch er stammt aus schwierigen Verhältnissen und sie aus behütetem Elternhaus in gehobener Klasse. Als Clotaire sich jedoch eine kriminellen Straßenbande anschließt, scheint zwischen beiden etwas zu zerbrechen. Den Nagel in den Sarg rammt schließlich Clotaires Inhaftierung – jedoch zu Unrecht und aufgrund einer Tat, die er nie begangen hat. Der Kontakt zu Jackie reißt endgültig ab. Erst Jahre später sehen sich die beiden wieder – und Clotaire muss sich entscheiden, ob er die Liebe oder Rache wählt…
Nach dem Regieerfolg von „Ein Becken voller Männer“ (2018) über eine männliche Synchronschwimmmannschaft widmet sich der französische Schauspieler und Regisseur Gilles Lellouche der Verfilmung des Romans „Jackie loves Johnser Ok?“ von Neville Thompson. „Beating Hearts“ ist eine lose Adaption, in der die Handlung in das moderne Frankreich verlegt wird und als dreistündiges Musical sein Publikum in den Bann zieht.
Die Hauptrollen spielen Adèle Exarchopoulos („Blau ist eine warme Farbe“) und François Civil („Katakomben“), in jüngeren Jahren werden die Rollen von Mallory Wanecque („The Good Teacher“) und Malik Frikah („Apaches“) dargestellt. Außerdem sind Alain Chabat („Asterix und Obelix: Mission Kleopatra“), Vincent Lacoste („Mein Leben mit Amanda“), Karim Leklou („Ein Prophet“), Élodie Bouchez („All eure Gesichter“) und Benoît Poelvoorde („Das brandneue Testament“) vor der Kamera zu sehen.
Regisseur: Gilles Lellouche
Produzent: Hugo Sélignac, Alain Attal
Darsteller
- Adèle Exarchopoulos,
- François Civil,
- Mallory Wanecque,
- Malik Frikah,
- Alain Chabat,
- Benoît Poelvoorde,
- Vincent Lacoste,
- Jean-Pascal Zadi,
- Élodie Bouchez,
- Karim Leklou,
- Raphaël Quenard,
- Anthony Bajon,
- Louis Raison,
- Kali Boisson,
- Thibaut Lair,
- Hugo Dillon
Drehbuch
- Gilles Lellouche,
- Ahmed Hamidi,
- Julien Lambroschini,
- Audrey Diwan
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