Gouda – Die holländische Stadt des Käses
von Sepp Spiegl
Gouda – Die holländische Stadt des Käses

Die niederländische Stadt Gouda, in der Provinz Zuid-Holland gelegen, ist nicht nur weltbekannt für ihren Käse. Sie ist auch ein Ort mit einer reichen Geschichte, beeindruckender Architektur und lebendiger Kultur. Die charmante Innenstadt mit historischen Gebäuden, malerischen Grachten und Kopfsteinpflasterstraßen zieht jährlich tausende Touristen an – und das zurecht. Die Geschichte Goudas reicht zurück bis ins 12. Jahrhundert. Der Name „Gouda“ stammt vom Fluss Gouwe, an dessen Ufer die Siedlung entstand. Die Lage an der Flussmündung in die Hollandse IJssel machte Gouda früh zu einem wichtigen Handelsplatz.
Erste Erwähnung um 1139, Stadtrechte erhielt Gouda im Jahr 1272. Durch den Gouwekanaal entwickelte sich die Stadt zu einem florierenden Handelszentrum – nicht nur für Käse, sondern auch für Bier, Kerzen, Tonwaren und Pfeifen. Im 19. Jahrhundert wurde Gouda ein Zentrum für Keramik und Ziegelproduktion. Die berühmten Goudse Kerzen und Töpfereien haben bis heute Bestand. Gouda ist heute eine moderne, lebendige Stadt mit einem charmanten historischen Kern. Etwa 75.000 Menschen leben aktuell in Gouda (Stand 2025). Die Stadt hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem kulturell vielfältigen Ort entwickelt, mit einem starken Fokus auf Bildung, Nachhaltigkeit und Gemeinschaft. Mit Bibliotheken, Theatern, Museen und modernen Schulen ist Gouda nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische sehr lebenswert. Obwohl Gouda stark mit dem traditionellen Käse verbunden ist, ist die Wirtschaft heute breit aufgestellt: Käse spielt weiterhin eine wichtige Rolle – sowohl als Exportprodukt als auch im Tourismus. Neben Nahrungsmittelverarbeitung ist Gouda für die Produktion von Kerzen, Keramik und Bauprodukten bekannt. Der Dienstleistungssektor boomt, darunter IT, Bildung, Gesundheit und Verwaltung. Die zentrale Lage zwischen Rotterdam, Den Haag und Utrecht macht Gouda auch für Pendler attraktiv.
Der Käsemarkt in Gouda – Eine gelebte Tradition

Der Käsemarkt in Gouda ist weit mehr als nur ein Ort zum Einkaufen – er ist ein lebendiges Stück niederländischer Geschichte, das Besucher aus der ganzen Welt anzieht. Die Stadt Gouda, bekannt für ihren weltberühmten Käse, lässt auf diesem Markt eine jahrhundertealte Tradition wieder aufleben, bei der man nicht nur sehen, sondern mit allen Sinnen erleben kann, wie Käsehandel früher betrieben wurde. Der Käsemarkt findet in den Sommermonaten jeden Donnerstagvormittag (meist von April bis Ende August, 10:00–12:30 Uhr) auf dem historischen Marktplatz von Gouda statt – direkt vor dem prachtvollen gotischen Rathaus. Die Kulisse aus alten Gebäuden, Kopfsteinpflaster und geschäftigem Treiben macht den Besuch besonders atmosphärisch.
Vom Bauernhof bis zum Markt
Traditionell kommen die Bauern mit ihren großen runden Käselaiben auf Pferdewagen oder Traktoren auf den Platz. Dort werden die Laibe auf dem Boden präsentiert, während Händler in traditioneller Kleidung den Käse begutachten und – ganz wichtig – feilschen. Dabei wird der Preis per „Handjeklap“ ausgehandelt: Beide Parteien klatschen sich in die Hände, bis man sich über den Preis einig ist – eine charmante und theatralische Form des Verhandelns, die besonders Touristen begeistert. Viele der Beteiligten tragen historische Kleidung – weiße Hemden, Strohhüte, Holzschuhe (Klompen) – und sorgen so für eine authentische Atmosphäre. Dazu gibt es Vorführungen von altem Handwerk, etwa wie Käse hergestellt, gewogen und transportiert wurde. Auch das altehrwürdige Käse-Wiegehaus (Waag) ist Teil des Geschehens – heute ein Museum mit interessanter Ausstellung über die Käsetradition. Natürlich darf man auch kosten und kaufen: An den zahlreichen Ständen rund um den Markt gibt es nicht nur echten Gouda-Käse in allen Reifegraden, sondern auch andere Spezialitäten – etwa Kräuterkäse, Senf, Honig, holländische Sirupwaffeln (Stroopwafels) und vieles mehr. Wer mag, kann sich direkt vor Ort ein rustikales Picknick gönnen.
Für Groß und Klein
Der Käsemarkt ist auch ideal für Familien: Es gibt Musik, Volkstänze und manchmal sogar einen kleinen Streichelzoo mit Ziegen und Kälbchen. Außerdem laden Cafés und Restaurants rund um den Platz zum Verweilen ein – oft mit Blick auf das Geschehen.
Goudakäse – Herkunft, Produktion und Sortenvielfalt
Wenn man an die Niederlande denkt, kommen einem sofort Windmühlen, Tulpen – und natürlich Käse in den Sinn. Und unter den vielen Käsesorten des Landes steht ein Name besonders im Rampenlicht: Gouda. Doch woher stammt dieser weltberühmte Käse eigentlich? Und was macht ihn so besonders?

Anders als der Name vermuten lässt, stammt Goudakäse nicht direkt aus der Stadt Gouda. Vielmehr kommt er von den Bauernhöfen der umliegenden Regionen in Südholland. Schon im 12. Jahrhundert begannen die Bauern hier, Käse aus frischer Kuhmilch herzustellen. Das feuchte, grüne Marschland der Niederlande bot ideale Voraussetzungen für die Viehzucht – insbesondere für Milchkühe. Gouda war jedoch der Ort, an dem der Käse gehandelt wurde. Als Stadt mit Marktrecht entwickelte sich Gouda schnell zu einem zentralen Handelsplatz für landwirtschaftliche Produkte – allen voran Käse. Bauern brachten ihre runden Laibe auf Pferdewagen in die Stadt, wo sie gewogen, geprüft und verkauft wurden. So wurde der Käse bald nach dem Ort benannt, in dem er den Besitzer wechselte.
Käse mit Geschichte
Schon im Goldenen Zeitalter der Niederlande im 17. Jahrhundert wurde Goudakäse ein Exportschlager. Dank seiner langen Haltbarkeit war er ideal für den weltweiten Transport. Auf den Schiffen der niederländischen Handelsflotte reiste er in alle Welt – nach England, Deutschland, Skandinavien und darüber hinaus. Noch heute ist Goudakäse eine der bekanntesten niederländischen Spezialitäten – und wird weltweit in über 100 Länder exportiert.
Was macht echten Goudakäse aus?

Der klassische Goudakäse wird aus pasteurisierter oder roher Kuhmilch hergestellt. Nach dem Gerinnen, Schneiden und Erhitzen wird der Käse in runde Formen gepresst und anschließend für mehrere Wochen bis Monate gereift. Die Reifezeit beeinflusst dabei Geschmack und Konsistenz:
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Junger Gouda (4 Wochen): mild, weich, cremig
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Mittelalter Gouda (3–6 Monate): würziger, fester
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Alter Gouda (ab 12 Monate): intensiv, nussig, mit charakteristischen Salzkristallen
Neben dem klassischen Gouda gibt es auch viele verfeinerte Varianten – mit Kräutern, Senf, Knoblauch oder sogar Trüffel. Besonders auf Märkten oder in Hofläden findet man hier wahre Schätze.
Boerenkaas – der echte Bauernkäse
Ein besonderes Highlight ist der sogenannte Boerenkaas (Bauernkäse). Er wird noch heute handwerklich auf dem Bauernhof produziert – oft mit Rohmilch, nach traditionellen Methoden. Diese Käsesorte ist so einzigartig, dass sie das EU-Gütesiegel für geschützte Ursprungsbezeichnung (g.U.) trägt. Wer ihn probiert, schmeckt nicht nur Käse – sondern Geschichte.
Wer die Herkunft des Käses wirklich erleben möchte, sollte den Käsemarkt in Gouda besuchen. Jeden Donnerstagvormittag zwischen April und August verwandelt sich der historische Marktplatz in eine lebendige Bühne für das jahrhundertealte Käsehandwerk. Bauern in Tracht bringen ihre Laibe, Händler feilschen per „Handjeklap“, Besucher probieren, staunen und genießen. Hier wird sichtbar, wie tief verwurzelt die Käsetradition in der Region ist – und wie sie bis heute weiterlebt.
Sehenswürdigkeiten in Gouda
Neben dem Käse hat Gouda auch kulturell und architektonisch einiges zu bieten:
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Blick auf den Kaesemarkt. Das markanteste Gebaeude am Markt ist das gotische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert mit rot-weißen Fensterläden. ©seppspiegl Stadhuis (Rathaus): Eines der ältesten gotischen Rathäuser der Niederlande (erbaut 1448), direkt auf dem Käsemarkt gelegen.
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Sint-Janskerk: Die längste Kirche der Niederlande, berühmt für ihre beeindruckenden Buntglasfenster.
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Kaaswaag (Käsewaage): Historisches Gebäude, in dem früher der Käse gewogen wurde – heute ein Käsemuseum.
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Museum Gouda: Zeigt Kunstwerke, Keramik und Stadtgeschichte.
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Grachten und Innenhöfe: Malerische Wasserwege und versteckte Innenhöfe laden zum Schlendern ein.
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Stroopwafels: Nicht zu vergessen – Gouda ist auch der Ursprungsort der süßen Karamellwaffeln!
Gouda ist viel mehr als nur eine Käsemarke – es ist eine Stadt mit Charakter, Geschichte und kulturellem Reichtum. Zwischen mittelalterlicher Altstadt und moderner Lebensqualität bietet sie für Bewohner wie Besucher eine einzigartige Mischung aus Tradition und Fortschritt. Der berühmte Käsemarkt ist dabei nur das i-Tüpfelchen auf dem reich gedeckten Tisch dieser charmanten holländischen Stadt.
HIER GEHTS ZUR FOTOSTRECKE GOUDA:
Mit dem Auto nach Gouda
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Von NRW (z. B. Köln, Düsseldorf):
Ca. 2,5–3,5 Stunden Fahrt
→ Autobahn A3/A12 Richtung Arnheim → Utrecht → dann Richtung Gouda über die A12. -
Von Frankfurt:
Ca. 5 Stunden Fahrt
→ A3 Richtung Köln → dann wie oben weiter. -
Parken in Gouda:
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Es gibt zentrale Parkhäuser, z. B. Q-Park Bolwerk oder Klein Amerika.
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Park-and-Ride-Möglichkeiten sind auch vorhanden.
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Mit der Bahn nach Gouda
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Internationale Züge (ICE oder IC) nach Utrecht Centraal oder Rotterdam Centraal
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Von dort mit dem NS-Zug (niederländische Bahn) direkt nach Gouda (ca. 20–25 Minuten)
Beispiel ab Köln:
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ICE nach Utrecht (ca. 2:30 Std.)
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Regionalzug nach Gouda (ca. 25 Min.)
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Gesamtdauer: 3–3,5 Stunden
Tickets bekommst du z. B. über:
Mit dem Flugzeug nach Gouda
Der nächstgelegene Flughafen ist Amsterdam Schiphol (AMS).
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Flug nach Amsterdam
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Viele Direktflüge z. B. aus Berlin, München, Frankfurt, Hamburg.
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Zug vom Flughafen Schiphol nach Gouda
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Direktverbindung (ca. 50 Minuten)
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Züge fahren regelmäßig (meist alle 15–30 Min)
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Alternative Flughäfen:
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Rotterdam-The Hague (RTM) – kleiner, näher (ca. 30 Min nach Gouda mit Zug)
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Eindhoven (EIN) – ca. 1,5–2 Stunden Bahnfahrt nach Gouda
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