Felicitas Fuchs – Die Akte Schneeweiß
Rezension von Dr. Aide Rehbaum
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Felicitas Fuchs: Die Akte Schneeweiß

Die Autorin hat sich Frauenschicksale auf verschiedenen Zeitebenen vorgenommen. Inspiriert von wahren Geschichten schildert sie das Leben von Mathilde Schneeweiß in der Vorkriegszeit. In einem jüdischen Geschäft lernt sie Fotos zu entwickeln. Als der Besitzer auswandert, wird sie Sprechstundenhilfe bei dem Frauenarzt Dr. Bönisch und eine unerlässliche Hilfe auch bei illegalen Schwangerschaftsabbrüchen. Kurz vor der Hochzeit mit ihm stirbt der erheblich ältere Mann und Mathilde findet eine Stelle bei dem neuen linientreuen Inhaber des Fotoladens. Nun muss sie Filme für die Gestapo entwickeln, auf denen sie schreckliche Dinge sieht. Heimlich schmuggelt sie Kopien zu ihrem Bruder Rudolf, der sie außer Landes bringt. Als Rudolf vom Tod der Schwester erfährt, misstraut er der Behauptung der Gestapo, sie sei nach einer heimlichen Abtreibung gestorben.
Rudolfs Enkelin Katja ist Hauptfigur der anderen Zeitebene, eine junge Frau, die sich gegen ihre kleinbürgerlichen Eltern durchsetzt und Ärztin wird. Opa Rudolf ist der einzige, der ihren Bildungshunger unterstützt, aber er verschwindet eines Tages spurlos und wird in der Familie totgeschwiegen. Die Erwachsenen scheinen mehr zu wissen. Zufällig kommt Katja hinter das Geheimnis und kann am Ende ihrer jüngeren Schwester bei einer schwierigen Entscheidung helfen.
Die Autorin hat intensivst recherchieren lassen. In den Text fließt wirklich alles ein, was die Nazizeit und die Sechziger/Siebziger Jahre ausmacht. Sie schafft es Werturteile, Slogans, Musiktitel, Gewohnheiten, Essen mit einer Fülle alltäglicher Klischees zu einem langsam ansteigenden Spannungsbogen zu verknüpfen, auch wenn das die Handlung an Details stellenweise überfrachtet. So entwirft sie ein farbiges Bild von den Grauen des Nationalsozialismus, der allmählichen Emanzipation der Frauen und der Straffreiheit von Altnazis in den Wirtschaftswunderjahren. Ältere Leser werden ihr Déja vue erleben und jüngere bekommen einen Einblick in Alltäglichkeiten, die das Leben prägten.
Felicitas Fuchs ist das Pseudonym der Erfolgsautorin Carla Berling, die sich mit Krimis, Komödien und temperamentvollen Lesungen ein großes Publikum erobert hat. Schon bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie als Reporterin und Pressefotografin immer sehr nah an den Menschen und ihren Schicksalen. Für ihre historischen Familienromane lässt sie sich gern von Geschichten aus dem wahren Leben inspirieren. Mit ihrer Mütter-Trilogie gelang ihr auf Anhieb ein SPIEGEL-Bestsellererfolg.
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH/Heyne
Ausgabe: Paperback,
Klappenbroschur, 416 Seiten, 13,5×20,6cm
Erschienen am:14.05.2025
ISBN: 978-3-453-42904-8
Auflage/Ausgabe:Originalausgabe
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