Erschütterung für die Welt
Die USA haben gewählt – und sich für Unberechenbarkeit statt Kontinuität entschieden. Doch es ist völlig offen, ob Donald Trump umsetzen kann und wird, was er während des Wahlkampfes versprochen und angekündigt hat.
Schockstarre nicht nur in Europa! Nach dem Brexit nun also Donald Trump. Im Januar wird der republikanische Wahlsieger ins Weiße Haus einziehen. Die ganze Welt schaut erstaunt und
beängstigt auf die USA. Denn mit ihrer Wahl entschieden die US-Bürger ja nicht bloß über ihr eigenes Schicksal, sondern im Grunde auch über das von Milliarden Menschen weltweit.
Wenn Trump wahr macht, was er angekündigt hat, wird er die amerikanische Politik umkrempeln. Er will die Beteiligung der USA am Pariser Klimaabkommen aufkündigen. Denn die Erderwärmung ist seiner Meinung nach eine reine Erfindung der Chinesen. Stattdessen sollen neue Arbeitsplätze im heimischen Kohlebergbau entstehen. Er will Freihandelsabkommen neu verhandeln und auf diese Weise die Arbeitsplätze in die USA zurückholen, die das Produzierende Gewerbe an günstigere Standorte verlagert hat. Das Freihandelsabkommen TTIP könnte tot sein. Er möchte die Rolle der USA in der globalen Politik neu definieren und andere Länder an den US-Militärausgaben beteiligen.
Die Folgen sind kaum einzuschätzen. Denn: Wenn die nächste tiefe Rezession die USA einholt, dürfte das weltweit Folgen haben. Die US-Ökonomie könnte zwar von Trumps geplanten Steuererleichterungen profitieren – falls diese sich überhaupt finanzieren lassen. Mit einer Staatsverschuldung, die bereits jetzt bei weitem die jährliche Wirtschaftsleistung des Landes übersteigt, können es sich die USA kaum leisten, Milliarden in Steuersenkungen zu investieren. Und auch die Neuverhandlung von Freihandelsabkommen verspricht wenig – zumal dabei auch die anderen beteiligten Staaten (Mexiko und Kanada bei NAFTA) mitmachen müssten. Eine einseitige Kündigung wäre keine Lösung für die Probleme der USA – im Gegenteil: Die Wiedereinführung von Handelsbarrieren würde Arbeitsplätze kosten und die Preise für den Endverbraucher in die Höhe treiben. Ein Segen für die Wirtschaft sind Trumps Pläne jedenalls nicht.
Trumps Wahlsieg ist ein Warnsignal – ein Warnsignal für einen Wandel von Werten und Idealen, ein Warnsignal für die Verbreitung von Antiglobalisierungs-Tendenzen, ein Warnsignal dafür, dass neue unkonventionelle Ideen gesucht werden. Die Zitterpartie ist nicht zu Ende – sie fängt erst an. Allerdings sagt ein altes Sprichwort, dass nichts so heiß gegessen werde wie gekocht. Das gilt auch – und nicht zuletzt – für die Politik. Beispiele dafür hat es, auch in Washington, in der Vergangenheit schon mehrfach gegeben.

