Genuss mit gutem Gewissen: “Juradistl-Lämmer” aus der Oberpfalz. Von dem einzigartigen Netzwerk aus Schäfern, Metzgern und Gastwirten profitieren Feinschmecker – und auch die Natur.

(obx) – Die Tradition reicht der Überlieferung nach zurück bis in biblische Zeiten: Schäfer ziehen mit ihrer Herde durch die Lande und beweiden dabei die frischen, kräuterreichen und saftigen Wiesen an den Oberpfälzer Jurahängen, die sonst kaum zugänglich sind. Um den Schäfern ihre Lebensgrundlage auch für die Zukunft zu sichern, entstand ein Projekt, das sich seitdem in mehr als 15 Jahren seit seiner Gründung zu einem der erfolgreichsten Naturschutz-Projekte Deutschlands entwickelt hat: das Juradistl-Lamm. Das stetig wachsende Netzwerk aus Gastwirten, Metzgern und den Tierhaltern gilt heute als kulinarisches Aushängeschild für die Region.

Von dem Bündnis profitieren viele: die Oberpfälzer Schäfer, die dank der gemeinsamen Vermarktung ihre Lämmer zu einem fairen Preis verkaufen können, die Kunden, denen das neue Qualitätssiegel Sicherheit beim Kauf und beim Verzehr gibt und die Natur im

Seit mehr als 15 Jahren eine Erfolgsgeschichte: “Unsere Juradistl-Schäfer betreiben Biotoppflege, Natur- und Artenschutz”, sagt Werner Thumann, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Neumarkt. Foto: obx-news/Tourismusverband Ostbayern/Sommer

Oberpfälzer Jura, die durch die “natürlichen Rasenmäher” gepflegt wird: 40 Gastwirte, 18 Metzger, acht Schlacht- und Zerlegebetriebe sowie 14 Schäfer aus der Region des Oberpfälzer Jura beteiligten sich an diesem außergewöhnlichen Projekt. Das Corona-Jahr brachte die Initiatoren auf eine besondere Idee: Auch weil Gasthöfe geschlossen hatten, gab es das delikate Juradistl-Lammragout als Teil eines “Osterkistls”, zusammengestellt vom Landschaftspflegeverband, zusammen mit Spezialitäten wie Lamm-Pfefferbeißern und heimischem Bio-Honig. 

 
“Seit seinem ersten Marktauftritt im März 2004 kann das Naturschutzprojekt Juradistl-Lamm auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken”, sagt Willibald Gailler, Landrat des Kreises Neumarkt. Rund jedes zweite der auf ökologisch bewirtschafteten Wiesen groß gewordenen Jungschafe stammt aus seinem Landkreis. Aus der Taufe hoben die Initiative seinerzeit die Landschaftspflegeverbände Neumarkt, Amberg-Sulzbach, Regensburg und Schwandorf. “Mit der Marke Juradistl bleiben betriebliche Wertschöpfung und Kaufkraft in der Region”, sagt der Landrat. “Dies ist ein stabiler regionaler Wirtschaftskreislauf, der die Lebensqualität und Attraktivität der Region erhöht, Arbeitsplätze und Lehrstellen in der Region durch dezentrale Strukturen sichert und die Kaufkraft in der Region bindet.”
 
“Mehr als 18.000 in der Region vermarktete Lämmer zeigen, dass sich das Juradistl-Projekt inzwischen als innovatives Naturschutzprojekt mit einer erfolgreichen Regionalvermarktung darstellt”, sagt Werner Thumann, der Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Neumarkt. Es sei gelungen, ein Naturschutzprojekt mit einer Markenentwicklung zu verbinden. “Der kontinuierliche Einsatz für die Idee, landwirtschaftliche Produkte als Botschafter für die Biodiversität einzusetzen, hat sich gelohnt”, sagt er.  
 
Der Großteil der Oberpfälzer Bio-Lämmer landet jedes Jahr rund um Ostern auf deutschen Tellern. Die meisten Gourmets überzeugt das Fleisch, das als besonders aromatisch und fein gilt. Auch die Zeitschrift “Öko-Test” bewertete das “Juradistl-Lamm” mit “sehr gut”. Feinschmecker zählen das zartrosafarbene Fleisch der jungen Schafe zu den absoluten Premium-Delikatessen. 
 
An das Biosiegel “Juradistl-Lamm” sind strenge Voraussetzungen gebunden. Dazu gehören eine besonders umweltschonende Hütehaltung, der Verzicht auf Dünger sowie künstliche Zusätze bei der Nahrung der jungen Tiere. Das verschafft dem Fleisch vor allem bei Gourmets, Spitzengastronomen und Bio-Fans einen zusätzlichen Vorteil. “Damit sind wir sicher, dass unsere Qualitätslämmer zu einem guten Preis vermarktet werden und mehr Leute unser Lammfleisch essen statt Import-Tiefkühlware aus Neuseeland oder dem Ausland zu kaufen”, sagt Schäferin Marianne Heller aus Hemau bei Regensburg.
 
Der frühere Bundespräsident Horst Köhler nannte das Projekt einmal einen “Vorreiter einer zukunftsorientierten, menschen-, tier- und umweltfreundlichen Landwirtschaft” und zeichnete es mit dem Förderpreis “Pro Tier” als Beispiel für artgerechte Nutztierhaltung aus. Wer auf den Geschmack kommen möchte, für den halten die Initiatoren im Internet (www.juradistl.de) eine Liste mit Bezugsquellen zum Herunterladen bereit.
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